Es ist ein einfaches Prinzip: Der gelbe Pfandring wird um eine öffentliche Mülltonne befestigt. Leere Flaschen werden darin abgestellt, sodass Pfandsammler ganz einfach an das Leergut herankommen. Ein weiterer Vorteil: Durch die Mülltrennung wird das Recycling gefördert. So die Vorstellung. Die Realität sieht in Karlsruhe jedoch anders aus, kritisiert die Linke.
Ein zweiter Anlauf
"In der Innenstadt ist ein Entsorgen von Pfandflaschen in Mülleimern häufig zu beobachten und damit ein nicht-förderliches Verhalten, das konträr zum Anspruch an weniger Material- bzw. Ressourcenverbrauch ist. Das Entsorgen von Mehrwegflaschen – trotz entsprechender Pfandsysteme – ist ein Problem, das Ressourcen verschwendet und damit auch dem Klimaschutz entgegensteht", schreibt die Fraktion in einem Antrag an die Stadtverwaltung.

Um Menschen mehr für das Thema zu sensibilisieren, will die Linke das Projekt "Pfand gehört daneben" erneut zum Leben erwecken. Erneut? Ja, bereits im Jahr 2014 wurden die gelben Pfandringe in Karlsruhe getestet. Allerdings wenig erfolgreich. Die Bürger warfen ihren Pfand dennoch in den Müll, die Ringe blieben oft ungenutzt.

Die Ergebnisse von damals findet die Linke "wenig repräsentativ", da lediglich zwei Pfandringe am Friedrichsplatz angebracht wurden. Auch der Beobachtungszeitraum von drei Monaten sei zu kurz gewesen und in den 10 Jahren seien viele weitere Einwegverpackungen in das Pfandsystem aufgenommen worden.
Stadt will keine weiteren Pfandringe
Die Stadt sieht das Projekt jedoch kritisch. Als Gründe nennt sie die hohen Anschaffungskosten (350 Euro pro Stück) und Wartungskosten. Doch auch die Halterungen, die nur für gängige Pfandflaschen passend sind, stellen ein Ausschlusskriterium dar. Die typischen Sticker der Aktion "Pfand gehört daneben" lehnt die Stadt ebenfalls ab.

Weitere Punkte, die laut Stadt gegen Pfandringe sprechen:
- Verletzungsgefahr für Kinder
- Alkoholisierte Personen könnten Flaschen als Wurf- und Schlagmittel nutzen und so andere verletzen
- Professionelle und organisierte Sammler könnten den Pfand in den Abstellringen oder Abstellflächen möglicherweise für sich beanspruchen, wodurch sich weitere Konkurrenz- und Konfliktsituationen ergeben.
- Erhöhte Glasbruchgefahr und zusätzlichen Beistellungen von Müll an den öffentlichen Abfallbehältern, die mit Pfandringen ausgestattet sind. Das würde zu einem erhöhtem Gefahrenpotenzial wie auch erhöhtem Reinigungs- und Leerungsaufwand führen.
- Schlechte Erfahrungen aus anderen Städten
- Niedrige Frequentierung beim Testlauf im Jahr 2014
Das Team Sauberes Karlsruhe (TSK) könne deshalb das Anbringen von Abstellringen beziehungsweise Abstellplätzen an öffentlichen Müllbehältern nicht empfehlen. Eine Empfehlung, dem der Gemeinderat mehrheitlich nachkam. Mit 39 zu 5 Stimmen wurde der Antrag der Linken am Dienstag, 14. Mai, abgelehnt.
Gibt es gute Alternativen für Pfandringe?
Wie aus einem Bericht des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) hervorgeht, führen Pfandringe in vielen Städten nicht zum gewünschten Erfolg. Eine geeignete Alternative zu finden, die nicht gegen eine der oben genannten Kritikpunkte verstößt? Ebenfalls schwierig.
"Bereits vor dem Pfandring gab es Versuche, Pfandflaschen auf alternative Weise im öffentlichen Raum zu sammeln. Zum Beispiel im Pfandpaternoster in Frankfurt/Main oder im Flaschenbaum, aber kein Ansatz konnte erfolgreich vermarktet werden", schreibt die VKU.

Es gibt jedoch ein Konzept, das ermöglicht, Pfand zu sammeln umweltschonend loszuwerden: Die Internetseite pfandgeben.de, die auch im Bericht der VKU genannt wird.
Wer Pfand abzugeben hat, kann sein Leergut über eine App anmelden und so Flaschensammlern zur Verfügung stellen. Über 400 Städte machen bereits mit - auch Karlsruhe. "Den öffentlichen Raum betrifft diese etwas andere Art, sein Pfandgut loszuwerden, allerdings nicht", so die VKU.

Kritikpunkt: Für die Nutzung brauchen Pfandsammler ein Mobiltelefon. Ein modernes Gerät sei laut Betreibern jedoch nicht notwendig. "Für diejenigen, die kein Smartphone besitzen, gibt es eine vollautomatisierte SMS-Funktion, über die passende Pfandangebote per Kurznachricht an Sammelnde in der Region gesandt werden."