Wer sich gefragt hat, warum die Pyramide auf dem Marktplatz in Karlsruhe wieder hinter Bauzäunen steht: Seit dem 11. September arbeitet die Stadt Karlsruhe an der Sichtbarmachung der historischen Konkordienkirche. Wie das Vorhaben läuft, darüber informieren die Verantwortlich an einem Pressetermin am Dienstag, 19. September.

Der aufmerksame Marktplatzbesucher hat sie bereits gesehen: die weißen Zierbänder auf dem Boden. Sie zeichnen den ehemaligen Standort der Konkordienkirche nach. In den vergangenen Tagen wurden sie auf dem Marktplatz in den Boden eingebracht.

Wo stand die Konkordienkirche?
Die "Kirche der Einheit", welche bereits 1807 aus dem Stadtbild verschwand, befand sich am südlichen Ende des Marktplatzes - dort wo heute die Pyramide steht.

Dort wo die Kirche einst stand, hat die Stadt Karlsruhe nun eine Schraffur in den Bodenbelag eingebracht_ Sie zeichnet die Umrisse nach.
Wie wurden die Überreste der Konkordienkirche entdeckt?
2013 wurden bei den Arbeiten des Stadtbahntunnels Überreste der ehemaligen Fundamente der Konkordienkirche gefunden. "Nach Absprache mit der unteren Denkmalschutzbehörde wurde entschieden, die Umrisse an der Oberfläche wieder so herzustellen, wie man auch die Fundamente im Untergrund vorgefunden hat", erklärt Manuel Giesinger, stellvertretender Sachgebietsleiter der Planungsabteilung des Tiefbauamts.
Wie soll die Konkordienkirche sichtbar werden?
Der neue Bodenbelag auf dem Marktplatz weise seine eigene Symmetrie auf, so heißt es in Unterlagen zum Planungssauschuss 2022, diese wolle man nicht stören. Die Stadt möchte daher einen "zurückhaltenden Umgang bei der gestalterischen Einbindung". Diese Einbindung sieht ungefähr so aus:

Man entschied sich für eine Bearbeitung der Oberfläche: Die bereits verlegten Granit-Platten sollen strukturiert - sprich: gefräst werden. Mit einem rund 60 Zentimeter breiten Zierband in Kleeblatt-Form. Mehrere Steinmetze testeten Verfahren - eines konnte die Stadt überzeugen. Die Steinmetzfirma E. Geisendörfer aus Würzburg.
Das Vorhaben wurde damals mit knapp 35.000 Euro veranschlagt. Die Mittel dafür stehen beim Tiefbauamt zur Verfügung und sind beim Projekt der Neugestaltung der Kaiserstraße verortet, so eine Informationsvorlage der Stadt vom Dezember 2022.
Steinmetzfirma aus Würzburg fräste das Kleeblatt
Gefräst wurde das Zierband in den vergangenen Tagen. "Es wurde an jedem Kleeblatt zu zweit gearbeitet", erzählt Manuel Giesinger vom Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe im Gespräch mit ka-news.de am Dienstag, "und waren nach knapp fünf Tagen mit den Arbeiten fertig. Zunächst wurde der innere und dann der äußere Rand gefräst, im Anschluss in einem maschinellen Meisel die Oberflächenbehandlung fertiggestellt - das Verfahren nennt man Stocken."

Was verbirgt sich hinter den Bauzäunen?
Die Bauzäune selbst haben nichts mit dem Projekt "Konkordienkirche" zu tun. Hier finden die Sanierungsarbeiten der Pyramide statt: Die Fugen der Bodenplatte werden aktuell ausgebessert. Pünktlich zum Stadtfest sollen auch diese Bauzäune verschwunden und die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Was geschieht mit den gefundenen Überresten?
2013 und 2014 wurden Überreste der Kirche ausgehoben - doch diese sollen nicht auf dem Marktplatz ausgestellt werden. 2015 heißt es dazu von der Stadt: Man wolle die Überreste im Rahmen eines musealen Konzepts in der Haltestelle Marktplatz ausstellen.
Doch dies soll wird nicht geschehen. Wie die Stadt auf Nachfrage gegenüber ka-news.de mitteilt, werden die Trümmer im Boden verbleiben. Es ist keine extra Ausstellung geplant.
Warum ist sie wichtig - die Geschichte zur Konkordienkirche
In voller Pracht stand die Konkordienkirche 1722 bis 1807 - dann fiel sie einer Baumaßnahme zum Opfer. Die Stadt wurde erweitert und der Marktplatz vergrößert. Die lutherische Kirche mit dem kleeblattförmigen Grundriss musste weichen.
"In der Gruft unter der Konkordienkirche war aber seit 1738 der Stadtgründer, Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, beigesetzt",so Volker Steck, Stadthistoriker im Stadtarchiv, "ihn wollte man nicht umbetten. Also wurde nach dem Abriss der Konkordienkirche provisorisch eine Holzabdeckung in Pyramidenform über der Gruft errichtet." Diese Pyramide steht bis heute.
Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!