Es war ein Traumeinstand für die DFB-Elf bei der Europameisterschaft im eigenen Land. Nach zehn Minuten flankt Joshua Kimmich von rechts, Florian Wirtz nimmt den Ball an und verwandelt zum 1:0. Knapp zehn Minuten später dann die Kopie von der anderen Seite: diesmal ist es Maximilian Mittelstädt der von links auf Kai Havertz flankt, der ihn kurz behauptet und auf Jamal Musiala ablegt, welcher ihn aus zwölf Metern in die Maschen drescht.

Kurz vor der Halbzeit passiert dann die Vorentscheidung: Der schottische Innenverteidiger Ryan Porteous steigt İlkay Gündoğan auf den Knöchel. Logische Konsequenz: rot für den Schotten und Foulelfmeter, den Kai Havertz sicher verwandelt.

Ex-Karlsruher Pascal Groß bekommt Spielminuten
Zur Halbzeitpause wechselt Julian Nagelsmann: für Robert Andrich kommt der Ex-KSC-Spieler Pascal Groß. Der gebürtige Mannheimer muss sich nach der klaren Halbzeitführung allerdings kaum mehr beweisen, in den zweiten 45 Minuten kommt von den Schotten kaum mehr Gegenwehr. Als der ebenfalls eingewechselte Niclas Füllkrug innerhalb von sechs Minuten das 4:0 und - nach Abseits zurückgenommene - 5:0 schießt, ist dann alles entschieden.

Wermutstropfen kurz vor Schluss

Einen Wermutstropfen gibt es dann doch noch aus Sicht der Deutschen. Nach einem Freistoß bekommt Füllkrug den Ball nicht geklärt, Scott McKenna köpft Antonio Rüdiger an und von dessen Kopf geht der Ball an Manuel Neuer vorbei ins eigene Tor. Ein Slapstick-Tor vom Feinsten. Unmittelbar vor dem Schlusspfiff schießt Emre Can dann noch das 5:1, dann pfeift der Schiedsrichter ab. Insgesamt kann man von einer dominanten Leistung der deutschen Mannschaft sprechen, 73 Prozent Ballbesitz sprechen Bände. Das Ergebnis ist somit nicht unverdient, in der Höhe aber ein Tor zu viel. Fest steht: Wenn die DFB-Elf diese Energie in die weiteren Spiele mitnehmen kann, steht einer erfolgreichen EM nichts mehr im Wege.
Emotionaler Moment durch Heidi Beckenbauer
Bevor der Ball rollte, wurde es zum Ende der knapp 15-minütigen Eröffnungsfeier emotional. Franz Beckenbauers Witwe Heidi brachte den silbernen Henri-Delaunay-Pokal auf den Rasen. Flankiert wurde sie von den EM-Ikonen Bernard Dietz und Jürgen Klinsmann, den Kapitänen der siegreichen Teams von 1980 und 1996. Bevor Heidi Beckenbauer den Rasen wieder verließ, warf sie einen Kuss Richtung Himmel. Deutschlands Fußball-Legende war am 7. Januar dieses Jahres im Alter von 78 Jahren gestorben. Und der Auftakt dürfte in der stimmungsvollen Münchner Arena, darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, ganz nach dem Geschmack des Kaisers gewesen sein.

Fans singen: "Oh, wie ist das schön!"
Der deutsche Hochgeschwindigkeitsfußball ließ den lautstarken schottischen Anhang ein wenig verstummen. 10.000 Fans der Tartan Army waren im Stadion, mehr als 100.000 Schotten in der Stadt.

Die gesamte deutsche Bank sprang bei den Toren auf und applaudierte, was auch den Zusammenhalt dokumentierte. Und von den Rängen schallte es nach nur 21 Minuten: "Oh, wie ist das schön!" Glücksgefühle, auf die die von drei schmachvollen Turnieren gebeutelten deutschen Fans lange warten mussten. Welch ein Gala-Auftritt der Nagelsmann-Elf zum EM-Start. Zum ersten Mal erzielte das DFB-Team in der ersten Halbzeit bei einer Europameisterschaft drei Tore. Die vielen Rückschläge und Niederlagen aus der Vergangenheit waren mit einem Schlag vergessen.
Mit Informationen der dpa.