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Karlsruhe: CDU-Nominierung: Die Unruhe vor dem Sturm

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CDU-Nominierung: Die Unruhe vor dem Sturm

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    Wollen beide für die CDU in den Wahlkampf gehen: Margret Mergen und Ingo Wellenreuther
    Wollen beide für die CDU in den Wahlkampf gehen: Margret Mergen und Ingo Wellenreuther Foto: ps

    Egal wer am Donnerstagabend als Sieger nach Hause fährt: Ein schaler Beigeschmack wird bleiben. Denn auch wenn sowohl Wellenreuther als auch Mergen immer wieder betonen, keine Schlammschlacht führen zu wollen, ist der CDU-interne Machtkampf in den Augen vieler CDU-Mitglieder längst genau das geworden.

    Erst sorgte Margret Mergen in der Partei für Unmut, als sie im Januar ihre Bereitschaft zur Kandidatur praktisch im Alleingang öffentlich machte und später ein Interview zunächst nur gekürzt auf ihrer Homepage veröffentlichte. Dann geriet Ingo Wellenreuther wegen seines wissenschaftlichen Mitarbeiters und zugleich Vorsitzenden der Karlsruher Jungen Union (JU), David Ruf, unter Beschuss. Ruf, der ehrenamtlich die KSC-Homepage pflegt, hatte seinen E-Mail-Account beim KSC genutzt, um bei der JU um Unterstützung für Wellenreuther zu werben - versehentlich, wie es heißt. Vorwürfen, er selbst habe sein Amt als Präsident des Karlsruher SC für den Wahlkampf missbraucht, widerspricht Wellenreuther entschieden - das sei ehrabschneidend. "Hätte ich das im Sinn gehabt, wäre es sicher besser gewesen, sich angesichts der schwierigen Umstände beim KSC aus allem herauszuhalten."

    Das Mitglieder der Jungen Union wenige Wochen vor der Nominierungsveranstaltung von ihm auf Nachfrage von David Ruf mit Freikarten für ein KSC-Heimspiel versorgt wurden, hat trotzdem ein Geschmäckle - auch wenn Wellenreuther betont, dass hierbei natürlich keine Werbung für die CDU oder gar ihn als Kandidaten gemacht worden sei und es habe sich um einen rein privaten Besuch gehandelt.

    Woher kommen die 400 neuen CDU-Mitglieder?

    Eine befriedigende Antwort auf die Frage, wie es im Januar und vor allem im Februar zu der Beitrittswelle von rund 400 neuen CDU-Mitgliedern kam, gibt es nicht. "Mit dem reinen Interesse an der OB-Wahl ist das jedenfalls nicht zu erklären, hier kann eigentlich nur gezielt um Mitglieder geworben worden sein", heißt es aus Parteikreisen. Das bestreiten weder Ingo Wellenreuther noch Margret Mergen. Beide betonen allerdings, dies nicht in derart großem Stil getan zu haben - und eigentlich auch nur dann, wenn sie von anderen auf eine Mitgliedschaft angesprochen worden wären.

    Interessant in dem Zusammenhang ist allerdings, dass das außergewöhnliche Wachstum der Partei - ein Plus von 25 Prozent in nur drei Monaten - erst nach den Anfragen mehrerer Karlsruher Medien, darunter ka-news, überhaupt öffentlich wurde. Auch eine Rundmail dazu innerhalb der Partei wurde erst verschickt, nachdem die Tatsache an sich bereits durch die Medien gegangen war. Dabei wären allein die 317 Neumitglieder zwischen dem 2. und 29. Februar, dem Stichtag für das Stimmrecht beim Nominierungsparteitag, doch an sich eine gute Nachricht für eine Partei - gemessen an den 61 Beitritten im Gesamtjahr 2011.

    Kandidatenkür ist nicht öffentlich

    Streit gibt es nun um die Liste mit den Namen der Neumitglieder. Die würden die Mergen-Anhänger im Kreisvorstand der Partei gerne einsehen - bisher vergeblich. Datenschutzgründe, heißt es. Vor zwei Monaten war das offenbar noch anders - im ersten "CDU Intern" des Jahres 2012 (Link führt zu PDF) werden die Beitritte des vergangenen Jahres 2011 offen zugänglich im Internet aufgelistet, inklusive Foto. Inzwischen befasst sich laut Parteikreisen sogar ein Anwalt mit dem Fall.

    Einen seltsamen Beigeschmack hat in diesem Zusammenhang auch, dass die CDU ihren Kandidaten für die OB-Kandidatur, anders als die SPD und die Freien Wähler, nicht öffentlich küren möchte. Zugelassen sind außer der Presse nur Parteimitglieder, heißt es bei der CDU-Geschäftsstelle. Man brauche den Platz in der Badnerlandhalle für die CDU-Mitglieder. "Offenbar möchte sich der Kreisvorstand hier möglichst wenig in die Karten schauen lassen", kritisieren dagegen mehrere Parteimitglieder hinter vorgehaltener Hand. Einzelne CDU'ler fordern sogar, dass man die Nominierung in Hinblick auf die aktuelle Diskussion lieber vertagen sollte.

    Mergen wie Wellenreuther haben indes beide angekündigt, den Beschluss der Parteimitglieder akzeptieren zu wollen. Ob sie das tun, wird sich zeigen. Es brodelt jedenfalls mächtig in der Karlsruher CDU. Die Frage ist: was passiert, wenn es überkocht?

    ka-news berichtet heute Abend von dem Nominierungsparteitag der CDU aus der Badnerlandhalle. Weitere Informationen rund um den OB-Wahlkampf, die Kandidaten und das Wahlverfahren gibt es hier in unserem Onlinedossier.

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