Mit dem sogenannten #EnergiePakt bekräftigte die badische Technologieregion auf Karlsruhes Initiative noch einmal, dass im großen Stil Energie gespart werden muss. Speziell aufgrund der Gasengpässe, die aus dem Ukrainekrieg resultieren, wird Strom in großen Mengen lang aber sicher zum Luxusgut.
Um diesem Ressourcenmangel entgegenzuwirken, wird von mehreren Seiten immer wieder auf den Ausbau erneuerbarer Energien gepocht - doch was, wenn auch das nur ein Zwischenschritt ist?
"Ein energieunabhängiger Haushalt ist möglich"
Was, wenn jeder Haushalt seine Energie nicht nur von regenerativen Quellen beziehen würden, sondern diese Quellen direkt in den Haushalt integrierbar wären? Somit wären Eigenheime oder auch größere Wohnanlagen in der Lage, sich selbst mit Strom zu versorgen. Ein schöner Traum? Vielleicht. Aber keiner, der allzu fernab von der Realität sei, wie der Diplomchemiker und Gebäudeenergieberater Bernd Gewiese erklärt.

"Die Möglichkeiten, einen Haushalt von Energielieferanten unabhängig werden zu lassen, gibt es", erklärt Gewiese stellvertretend für die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK). "Mittels eines Verfahrens, das - vereinfacht gesagt - die Energie von Photovoltaikanlagen über eine Brennstoffzelle in Wasserstoff umwandelt und so langfristig zur Benutzung speichert", sagt er.
Die Vorteile eines autonomen Hauses
So ein Verfahren biete für sich einige Vorteile, was die Energiewirtschaft eines Hauses angeht. Besonders deshalb, da Solarzellen den Strombedarf innerhalb eines Jahres eher wechselhaft decken. "Im Winter werden Photovoltaikbesitzer Netzstrom benötigen, da nicht ausreichend Strom bei Schnee oder bewölkten Himmel erzeugt wird. Da gilt auch für den Sommer und in den Nachtstunden", sagt Gewiese.

Im Sommer wiederum erzeuge eine Anlage, die sich über ein Dach erstreckt, sogar Überschüsse. Mittels einer Batterie, die die von den Solarzellen erzeugte Elektrizität speichert, könne ein Gebäude jedoch auch nachts unabhängig vom Netz bleiben. Alles darüber hinaus könne in Wasserstoff umgewandelt werden, der langfristig in handelsüblichen Gasflaschen gespeichert werden könnte. Dadurch wäre er das ganze Jahr über nutzbar.
Zusätzlich ließe sich auch eine Wärmepumpe installieren, um mittels dieses Verfahrens auch von Heizgas unabhängig zu sein. Zwei Drittel des jährlichen Verbrauchs einer Wärmepumpe finde nämlich in den Wintermonaten statt, was durch die im Wasserstoff gespeicherten Energie überbrückt werden könne.
Der Nachteil in Kosten und Nutzen
All das habe laut Gewiese den Vorzug, von Sonne und Wasser betrieben zu werden. Die Energie sei also vollkommen grün. Klingt auf den ersten Blick nach einer nahezu unausweichlichen Zukunft. Doch leider bringe dieses Verfahren auch einige Kehrseiten mit sich, die es bisher von einer Marktfähigkeit im großen Stil abhielten.
"Für die Erzeugung des Wasserstoffs werden 30 bis 40 Prozent des durch die Photovoltaikanlage erzeugten Strom als Umwandlungsverlust verbraucht", erklärt Gewiese. Wie viel Energie also noch übrig bleibt und wie viel langfristig gespeichert werden kann, hänge letztlich von der Größe der Anlage und dem Energieverbrauch des Haushaltes ab. Teilweise jedoch übersteige der Verbrauch damit die Erzeugung. Und bei alldem ist noch nicht ans Geld gedacht.
Über 100.000 Euro für das Gesamtpaket?
Bis ein Zustand der Unabhängigkeit für das Eigenheim erreicht ist, könnte nämlich selbst gut situierten Haushalten eine Magerkur für das Sparschwein bevorstehen: "Eine Speicheranlage inklusive Brennstoffzelle kann einen Preis von 80.000 Euro nach sich ziehen. Eine große und leistungsfähige Solaranlage nochmals zirka 15 bis 20.000 Euro. Auch müssen die Wartungskosten noch hinzugerechnet werden", so Gewiese weiter.
"Kleinere Photovoltaikanlagen etwa haben höhere relative Wartungskosten im Vergleich zur erzeugten Strommenge und auch die Gasflaschen sollten regelmäßig überprüft werden." Scheitert die Idee also an den Kosten?
Vermutlich, so der Experte. "In den nächsten fünf Jahren erwarte ich keine wesentliche Kostenreduktion bei den Anlagen. Aufgrund von Lieferengpässen können die Kosten sogar eher steigen. Das Verfahren bleibt also für Privathaushalte bis auf Weiteres ökonomisch keine sinnvolle Alternative zum Netzanschluss."
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