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Karlsruhe: Geflüchtete werden als Lokführer in Karlsruhe ausgebildet: Haben die Zugausfälle nun bald ein Ende?

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Geflüchtete werden als Lokführer in Karlsruhe ausgebildet: Haben die Zugausfälle nun bald ein Ende?

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    Der Blick aus dem Führerhaus einer S-Bahn in der Kombilösung.
    Der Blick aus dem Führerhaus einer S-Bahn in der Kombilösung. Foto: Carmele/TMC-Fotografie

    Seit Dezember vergangenen Jahres ist die Karlsruher Kombi-Lösung fertiggestellt. Gut, jetzt sind die Bahnen schneller unterhalb der Erde unterwegs und kommen entsprechend schneller voran. Dennoch ist es auffällig, dass die Bahnen "betriebsbedingt" häufig ausfallen oder verzögert an den Haltestellen ankommen. 

    "Wir können die Gründe nicht verstehen"

    Ein Faktum, der auch dem Pro Bahn Fahrgastverband negativ ins Auge sticht. In einer Pressemitteilung richtet sich der Verband deshalb direkt an den Verbund. 

    "Wir können die Gründe für diese dramatische Situation nicht verstehen, zumal die dringend notwendige Verkehrswende endlich in Angriff genommen werden muss", heißt es in dem Schreiben. Ferner fordert der Verband eine Aufklärung gegenüber der Bevölkerung , welche "dem KVV auch gut zu Gesicht stehen" würde.

    Fahrerausfälle wegen Corona

    Auf Nachfrage der Redaktion beim KVV ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Demnach gebe es aktuell keinen generellen Personalmangel bei den Fahrern - lediglich im Zusammenhang mit der erhöhten Fahrgastanzahl durch das 9-Euro-Ticket könne es zu Überlastungen kommen. Tatsächlich sei aber ein altbekannter Grund die Ursache für die Fahrtausfälle, welche zunächst die Bahnen der AVG und aktuell die Bahnen der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) betreffen. 

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    Foto: Pro Bahn Fahrgastverband

    "Es herrscht kein Personalmangel. Die personalbedingten Ausfälle bei der AVG rühren aus kurzfristigen Krankmeldungen her, die aktuell vor allem coronabedingt sind und damit von kurzer Dauer. Das gilt für alle Branchen. Grundsätzlich hat die AVG einen ausgeglichenen Fahrerbestand", teilt eine Sprecherin per E-Mail an ka-news.de mit. Allgemein würden aber betriebsbedingte Ausfälle nicht unbedingt bedeuten, dass es einen Fahrermangel gebe. "Betriebsbedingte Ausfälle können auch andere Ursachen haben. Beispielsweise, dass akut kein Fahrzeug bereitgestellt werden kann."

    Eine Straßenbahn fährt durch die Fußgängerzone in der Karlsruher Innenstadt.
    Eine Straßenbahn fährt durch die Fußgängerzone in der Karlsruher Innenstadt. Foto: picture alliance / dpa/Archivbild

    Auch bei den VBK müsse so manche Bahn wegen "erhöhtem Krankenstand" ausfallen. Darüber informierte der VBK in einer Pressemitteilung am Donnerstag. Aber damit nicht genug. Das Verkehrsunternehmen widerspricht in der Meldung auch den Vorwürfen des Pro Bahn Verbandes.

    "Wir sind in dieses Jahr wie auch in die zurückliegenden Jahre mit einem ausgeglichenen Personalbestand gestartet. In den vergangenen Monaten trafen dann Krankmeldungen auf eine leicht erhöhte Zahl an Abgängen. Durch den angespannten Arbeitsmarkt spüren wir zudem leider, dass es nicht mehr so leicht ist, Menschen für unseren Bereich zu gewinnen. Die Auswahl an Jobs ist aktuell groß – größer als beispielsweise vor der Corona-Krise“, wird hier der technische Geschäftsführer des VBK, Christian Höglameier zitiert. 

    Bereits 15 Geflüchtete bei dem landesweiten Projekt ausgebildet

    Doch trotz des sonst so "ausgeglichenen Fahrerbestandes" läuft das Modellprojekt "Qualifizierung Geflüchteter Triebfahrzeugführer" im Hintergrund weiter. Auch die AVG ist weiterhin an dem Projekt beteiligt. Die VBK wirken allerdings nicht mit.

    Zur Erinnerung: Das Modellprojekt "Qualifizierung Geflüchteter zu Triebfahrzeugführern“ wurde im Jahr 2019 von Verkehrsminister Winfried Hermann in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit ins Leben gerufen. Ziel ist es, qualifizierte Flüchtlinge als Lokführer von morgen auszubilden und somit in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Doch auch Deutsche können sich bei Interesse für die Ausbildung bewerben.  

    Der Unterschied: Im Jahr 2019 herrschte noch ein Fachkräftemangel von rund 30 Personen vor. 15 konnten inzwischen durch das Projekt "Qualifizierung Geflüchteter zu Triebfahrzeugführern“ ausgebildet werden, wobei die AVG mit sechs Kursteilnehmern die größte Zahl an Teilnehmern stellte. Im Juli soll ein weiterer Ausbildungskurs mit Geflüchteten stattfinden. Ob die Auszubildenden dann aus der Ukraine, Syrien oder woanders herkommen sei nach Angaben der AVG irrelevant. 

    Der angehende Lokführer und Geflüchtete Mohamed Jamal Naji fährt mit einem Triebwagen der AVG.
    Der angehende Lokführer und Geflüchtete Mohamed Jamal Naji fährt mit einem Triebwagen der AVG. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

    Trotzdem könnte nicht jede geflüchtete Person einfach Bahnfahrer werden, wie in der E-Mail betont wird: "Voraussetzungen für eine Teilnahme an dem Qualifizierungs-Kurs sind insbesondere ein gesicherter Aufenthaltsstatus (Verfahren muss abgeschlossen sein) und ein Sprachniveau B2 oder besser", so die Sprecherin abschließend. 

    Keine Ausbildung für Straßenbahnen, sondern für Stadtbahnen

    Fazit: Selbst wenn weitere Fahrer bei den beiden Verkehrsunternehmen eingestellt werden würden, verbessert das nicht unbedingt die Fluidität des Bahnverkehrs, wenn es zu "betriebsbedingten" Engpässen kommt.

    Was jedoch im Zusammenhang mit den derzeitigen Fahrausfällen noch wichtig ist: Für die VBK kommen die "Neuen" leider auch nicht infrage, da sie für den Stadt- und Eisenbahnbereich ausgebildet wurden. Die VBK betreibt aber ein Straßenbahn- und Omnibusnetz.

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