Stand, 7. November: Erneute Diskussion um Finanzierung
Nach wochenlangem Streit und Warnungen vor einem Aus des Deutschlandtickets haben Bund und Länder Schritte zu einer weiteren Finanzierung vereinbart. So sollen in diesem Jahr nicht verbrauchte Mittel 2024 zum Ausgleich finanzieller Nachteile durch das günstigere Ticket bei Verkehrsunternehmen eingesetzt werden können. Darauf einigten sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am Montagabend, 6. November, in Berlin. Die Verkehrsminister sollen jetzt ein Konzept für die Umsetzung des Tickets 2024 erarbeiten.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) begrüßte die Verständigung von Bund und Ländern - betrachtet das Ticket am Dienstag, 7. November, als Erfolg. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann kritisiert das Ergebnis der Runde zwischen Bund und Ländern jedoch scharf: "Dieser Beschluss zum Deutschlandticket ist ein Nicht-Beschluss: Nichts ist gelöst. Der Bund hat eine schöne Ticket-Idee in die Welt gesetzt, weigert sich aber, dafür Finanzierungsverantwortung zu übernehmen"

Die Vereinbarung helfe bei der Lösung der strittigen Finanzierungsfrage nicht weiter, meint der Grünen-Politiker. Der Ball sei lediglich zu den Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister der Länder zurückgespielt worden. Einen gültigen Finanzbeschluss können die jedoch nicht fassen. Der müsste durch eine weitere Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzler Scholz erwirkt werden.
Stand, 6. Oktober: Deutschlandticket-Finanzierung bis 2025 steht?
Das Finanzierungsmodell, das bisher bis 2025 geplant ist, wurde vonseiten des Verkehrsministeriums auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, 4. Oktober, erneut bestätigt. So erklärt Verkehrsministeriumssprecher Bastian Pauly gegenüber Vertretern der Presse: "Die Finanzierung ist gesichert".
Von einer höheren Kostenbeteiligung durch Bund und Länder als dem bisher festgehaltenen jährlichen Ausgleich von 1,5 Milliarden Euro spricht Pauly nicht. Lediglich die Regionalisierungsmittel für den ÖPNV, welche jedes Jahr um eine Milliarde Euro und zusätzlich um 3 Prozent anstiegen, schneidet der Sprecher an.
Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) reiche die bisher zugesicherte Unterstützung jedoch ab 2024 nicht länger aus. Deshalb steht seit Monaten eine mögliche Erhöhung des Ticketpreises in der Diskussion. Diese sei eine der potenziellen Maßnahmen, um den höheren Zuschussbedarf zu verringern, wie der Verband erklärt.
Verkehrsministerium: Spekulationen bis 2025 sind "unnötig"
Spekulationen über die Zukunft des Deutschlandtickets weist der Sprecher entschieden zurück. Diese würden lediglich zu Verunsicherungen bei den Fahrgästen sorgen, so Pauly auf der Pressekonferenz am 4. Oktober.

Demnach bleibt es vorerst bei der Einigung zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und den Regierungschefs der Länder. Diese hatten sich Ende 2022 darauf geeinigt, dass die Länder bis 2025 jährlich 1,5 Milliarden Euro als Ausgleich für das Deutschlandticket erhalten.
Steigt der Preis für das Deutschlandticket?
"Wir haben zum einen Mindereinnahmen und wir haben auch ganz unabhängig von dem Deutschlandticket Mehraufwendungen, Materialkosten, Personalkosten. Da muss man sich nur die Streiks und Tarifforderungen der letzten Wochen anschauen. Insoweit werden wir den Ticketpreis erhöhen müssen", so Wortmann gegenüber dem SWR.
Auf die Frage, wie teuer das Ticket in Zukunft werden müsste, entgegnet der VDV-Präsident, dass dies aktuell schwer zu sagen sei und von der Inflation abhänge. Auch hänge es davon ab, wie viel Geld Bund und Länder noch ausgeben möchten, um die Inflation zu dämpfen.
49-Euro-Ticket bewusst als Deutschlandticket kommuniziert
Die Bundesregierung selbst hatte im Bezug auf das Deutschlandticket mehrfach betont, dass es sich bei dem Preis von 49 Euro "um einen Einführungspreis" handelt. Verkehrsminister von Bund und Ländern hatten vereinbart, dass es ab 2024 eine "Dynamisierung in Form eines automatischen Inflationsausgleich" geben solle.

Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, war in der offiziellen Kommunikation daher stets die Rede vom "Deutschlandticket" und nicht vom "49-Euro-Ticket".
Deutschlandticket: Ab wann wird der Ticketpreis steigen und wie hoch?
Ein konkreter Termin für eine eventuelle Preissteigerung steht aktuell nicht fest. Auch wie viel das Deutschlandticket nach einer möglichen Erhöhung kosten könnte, ist aktuell nicht bekannt. In Karlsruhe weiß man auch noch nichts genaues: "Uns liegen aktuell dazu keinerlei Informationen vor", sagt eine Sprecherin des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) gegenüber ka-news.de

VDV-Chef Ingo Wortmann hat der AFP zufolge aber bereits die Politik mit Blick auf künftige Preiserhöhungen in die Pflicht genommen. Denn es lege an der öffentlichen Hand, dafür zu sorgen, dass die absehbare Preiserhöhung "nicht allzu stark ausfällt, um die Kundinnen und Kunden nicht von Anfang an zu überfordern."
Quellen wie das Handelsblatt schreiben dazu, dass bereits im Jahr 2024 mit einer Preiserhöhung gerechnet werden könne. Geplant sei eine "Preisdynamisierung". Das bedeutet, dass die Abogebühr parallel mit der Inflationsrate steigt.
49-Euro: Ist der Preis bereits zu hoch?
Das Abo-Model des Deutschlandtickets stelle Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen bereits zu den derzeitigen Konditionen vor Probleme, wie der FOCUS online am 4. Mai berichtet. Neben dem Abo-Model dürfte wohl auch eine Preiserhöhung für viele Geringverdiener das endgültige Aus der Monatskarte bedeuten.

Laut einer Befragung des Instituts Verkehr und Raum an der Fachhochschule Erfurt zeigt sich: "Nur zehn Prozent der Studienteilnehmer waren bereit oder überhaupt in der Lage, 49 Euro für das Deutschlandticket zu zahlen. Für einkommensschwache Familien sind 49 Euro oft schlicht zu teuer", so FOCUS. Auch der Sozialverband kritisiert, dass 49 Euro für einige Menschen zu viel sei: "Deshalb fordern wir weiterhin ein 365-Euro-Ticket. Ein Euro pro Tag für Mobilität, das wäre wirklich sozial verträglich", zitiert der Merkur die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier dazu.
Deutschlandticket: Preisunterschiede in Karlsruhe
Bereits jetzt variieren die Preise für das Deutschlandticket. So ist es unter anderem Arbeitgebern überlassen, das Deutschlandticket als Jobvariante anzubieten oder nicht. Der Preis für das "Deutschlandticket Job" betrage dann maximal 34,30 Euro, wie auf der Internetseite des Karlsruher Verkehrsverbunds zu lesen ist.

Für Studierende gibt es ebenfalls Ermäßigungen. Für Besucher einer Hochschule im baden-württembergischen Teil des KVV-Netzes kostet das "Deutschlandsticket Studis" beispielweise 46,09 Euro pro Monat. Für Studierende im rheinland-pfälzischen KVV-Gebiet sind es 40,62 Euro.

Für Besitzer des Karlsruher Passes könnte es wohl bald am günstigsten werden. Derzeit berate die Stadt Karlsruhe, inwiefern eine Aufnahme in das Angebot realisierbar sei. 50 Prozent Rabatt auf den Ticketkauf ab Winter 2023 wären möglich, so die Stadt auf Anfrage der Redaktion.
49-Euro-Ticket: Noch keine Bestätigung von "ganz oben"
Der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wollte sich bislang nicht zur Preiserhöhung des Deutschlandtickets äußern. Er erwartet jedoch einen "kontinuierlichen Anstieg" bei der Nachfrage. Bislang wurden etwa 7 Millionen Deutschlandtickets bundesweit verkauft. Laut Branchenzentren haben davon rund 2 Millionen noch nie ein Bahnkarten-Abonnement abgeschlossen.
Bund und Länder bezuschussen das Deutschlandticket mit 1,5 Milliarden Euro. Etwaige Mehrkosten, die den Verkehrsunternehmen im Einführungsjahr 2023 durch Mindereinnahmen entstehen, werden Bund und Länder je zur Hälfte tragen, wie es in einem FAQ der Bundesregierung zum Deutschlandticket heißt.
Aktualisierung 14. August: "Pech gehabt"- Regel beim Deutschlandticket
Nur wenigen Fahrgästen war sie bekannt, die Ausnahmeregelung bei Zugverspätungen. Reisende, die mit dem Deutschlandticket unterwegs waren, hatten bisher die Möglichkeit, auf eine Fahrt mit dem IC oder ICE auszuweichen. Voraussetzung dafür: eine Zugverspätung von mindestens 20 Minuten im ÖPNV.

Fahrgäste mussten sich dafür zwar ein zusätzliches Ticket kaufen, konnten sich die dadurch entstandenen Zusatzkosten allerdings vom Bahnunternehmen erstatten lassen. Ab Dienstag, 15. August heißt es nun aber: Pech gehabt. Die Regelung gilt dann nicht mehr. Dann erfolge "auch im Fahrgastrechtefall keine Erstattung von Fahrgeldern für die Benutzung von Fernverkehrszügen", wie die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite schreibt.
Warum gibt es überhaupt diese Neuregelung beim Deutschlandticket?
Grund dafür ist eine EU-Vorgabe, die auch in Deutschland umgesetzt wird. So fällt das Deutschlandticket unter die Kategorie der "Fahrkarten mit erheblich ermäßigtem Beförderungsentgelt - ähnlich wie es auch bei Länder- oder Schönes-Wochenende-Tickets der Fall ist. Wer ein solches Ticket besitzt, hat kein Recht auf eine "kostenlose" Alternative.
Übrigens: Wer mit einem Deutschlandticket einen Fernzug verpasst, weil der Regionalzug Verspätung hatte, kann ebenfalls nicht mit einer Entschädigung rechnen.