Sich den eigenen Chef selbst aussuchen? Für vermutlich viele Arbeitnehmer eine Wunschvorstellung. Christian Eichner, Cheftrainer des Karlsruher SC, hat mit Abstrichen aktuell dieses "Luxusproblem."
Eichner sucht seinen Chef, aber
Da der 40-Jährige nach der Freistellung von Oliver Kreuzer als Kopf der eingesetzten Taskforce arbeitet, steht Eichner an der Spitze der sportlichen Arbeit des KSC. Er kann die Suche nach einem geeigneten Nachfolger also entscheidend mitgestalten - sich seinen neuen Chef also aussuchen. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht.

"Wenn es in die finale Phase geht, ist es meiner Ansicht nach schon sinnvoll, als Trainer bei der Entscheidung mitgenommen zu werden und das werde ich in einem gewissen Rahmen. Die Entscheidungshoheit liegt aber im Beirat", so Eichners Antwort auf die Frage, wie viel Mitspracherecht er bei der Suche nach einem Nachfolger von Oliver Kreuzer habe.

Da Eichner mit dem neuen Sportchef wieder ein Duo bilden würde, "was Tag und Nacht Zusammenarbeit und Stürme aushalten muss", sei es für Eichner wichtig, bei dieser Frage mitgenommen zu werden. Dennoch könne Eichner- trotz deutlich mehr Arbeit und mehr Telefonaten - an seiner aktuellen Doppelfunktion auch Positives sehen.
"Als sportlicher Kopf nehme ich mir meine Vorteile schon raus. Ich kann jetzt noch mehr eigene Ideen einbringen", so Eichner auf der Pressekonferenz des KSC vor dem Spiel gegen Darmstadt 98. Seine Ideen habe Eichner zwar schon vorher einbringen können, "es war aber noch klarer abgesteckt und die Punkte, die Oliver übernommen hat, liegen in Teilen auch auf meinem Schreibtisch."
Auch Eichner ist "total entspannt"
Ähnlich wie KSC-Präsident Holger Siegmund-Schultze sehe Eichner die aktuelle Situation "total entspannt." Er habe nun die Möglichkeit, Dinge aus anderen Bereichen zu lernen und "ich habe nicht das Gefühl, das momentan etwas anderes darunter leidet. Ich bin total zufrieden."

Auch mit Blick auf die kommende Saison habe Eichner keine Bedenken. "Wir können zu 100 Prozent Entscheidungen treffen und jetzt müssen die Spieler Feedback geben", so der KSC-Übungsleiter. Das Szenario, das er als Kopf der Taskforce einen Kader zusammenstelle und ein neuer Sportchef mit diesem überhaupt nicht einverstanden wäre, könne Eichner nachvollziehen.

Meint aber: "Wenn jemand zum Zeitpunkt X kommt, sollte er sich schon bewusst sein, dass wir unseren Kader dann wohl schon zusammen haben. Dann kommt aber hinzu, dass man im Fußball im Guten wie im Schlechten zusammensteht. Das ist beim KSC der Fall, da bin ich total optimistisch, dass wir uns dann gut austauschen."
Transfererlöse erzielen vs. sportlicher Erfolg
Und weiter: "Wir haben großes Vertrauen und waren ja auch schon vorher in diese Dinge involviert. Es war keine One-Man-Show von Oliver Kreuzer, sondern es war immer ein miteinander."

Dass sich beim KSC in Sachen Transfers und Fluktuation mit einem neuen Sportgeschäftsführer etwas ändern könnte - schließlich wurde Oliver Kreuzer auch freigestellt, da er wenig Transfererlöse erzielte - möchte Eichner aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.
"Es ist so, dass wir versuchen werden, Erlöse zu erzielen. Dabei müssen wir eine gute Abwägung finden." Auf der einen Seite stünde dabei der sportliche Wert eines Spielers, auf der anderen Seite die finanziellen Möglichkeiten, die sich mit einem Transfer ergeben.
Beispiel Tim Breithaupt
"Beispielsweise war bei Tim Breithaupt nicht zwingend die Notwendigkeit da, ihn zu transferieren und daneben die Tatsache, das er einen großen sportlichen Wert hat. Trotzdem werden wir versuchen, in diesem Bereich den ein oder anderen Transfer zu tätigen", erklärt Eichner.

Egal wie man sich am Ende entscheidet, dass wesentliche Kriterium sei: "Dass der KSC am Ende mindestens in der 2. Bundesliga spielt. Das haben wir in den letzten Jahren gut geschafft und konnten auch den ein oder anderen jungen Spieler bei uns entwickeln", meint der Trainer.
Keine internen Einwände bei Stindl
Die Bemerkung, dass eine Rückkehr von Lars Stindl nicht in dieses Konzept passen würde, verstehe Eichner. "Wir wollen Wünsche des Vereins und die Möglichkeiten auf dem Markt vergleichen. Doch nicht immer bekommt man das, was man sich wünscht."

Damit versuche man intern ehrlich umzugehen und Eichner äußerte den Wunsch an andere Personen, dass man offen auf ihn zukomme, sollte man andere Gedanken zu Spielern haben. In Sachen Lars Stindl hätte Eichner keine internen Bedenken vernommen, sondern "viel mehr die Chancen gesehen, die Lars bietet."