Herr Gondorf, Sie sind im Trainingslager. Ihr Freund und bis vor kurzem Teamkollege Daniel Gordon ist dabei, im Trainerstab. Hätten Sie lieber seinen Job? Sie müssen sich plagen, knallhart trainieren und er steht draußen, schaut schmunzelnd zu.
Nein, nein. Ich mache das was ich mache absolut gerne. Ich habe mich in der Pause fit gemacht, bin körperlich auf top Niveau, durch zusätzliche Läufe, durch Spinning - einfach durch viele zusätzliche Trainingseinheiten. Ich habe mich gerne geplagt.

Jetzt freue ich mich auf das, was auf mich zukommt. Ich möchte vorangehen, also muss ich dies auch vorleben und mich selbst quälen, um fit zu sein.
Gordon ist als Spieler nicht mehr dabei. Mit wem sind Sie nun auf dem Zimmer?
Mit Marvin Wanitzek, Lars Stindl und Daniel Brosinski.
Nochmals zu Plagerei. Denken Sie dabei daran, dass es Ihre letzte Saisonvorbereitung sein könnte?
Es ist so, dass ich nun noch ein Jahr Vertrag habe. Aber ich denke an das, was aktuell ist, da will ich Erfolg, da will ich der Mannschaft helfen.
Wie schätzen Sie den aktuellen Kader ein?
Wir sind gut aufgestellt, die Jungs aus der U19 sind richtig gute Spieler, hin und wieder zeigen sie noch jugendlichen Leichtsinn, aber sie haben großes Potential. Budu (Zivzivadze Anm. der Redaktion) ist wieder im Training, dazu Lars Stindl und der hebt das Niveau an.
Sie kennen Stindl aus gemeinsamen Zeiten in der KSC-Jugend. Wie schätzen Sie ihn ein?
Er weiß was zu tun ist, er spielt klar. Ein Pass von Lars kommt immer auf den richtigen Fuß. Er hat große Erfahrung. Lars war nicht umsonst Nationalspieler, war beim Confed Cup dabei, hat in der Bundesliga Topleistungen gezeigt.

Er hat viele Qualitätsnachweise erbracht, hat gezeigt, dass er die richtigen Entscheidungen fällen kann, dass er ein nahezu perfektes Raumempfinden hat.
Haben Sie nicht die Befürchtung, dass sich der eine oder andere hinter dem erfahrenen Stindl versteckt, dass man Stindl die Entscheidungen allesamt überlässt?
Nein. Lars ist integriert, jeder weiß was er kann - und auch, dass jeder selbst seine beste Leistung bringen muss.
Sollte man nun, mit Lars Stindl, nicht den Aufstieg zum Thema beim KSC machen?
Dieser Meinung bin ich überhaupt nicht. Es war immer der richtige Weg, erst zu liefern, ehe man große Töne spuckt. Das ist sinnvoller. Der Verein ist insgesamt auf einem guten Weg, aber - es ist noch in vielen Bereichen Potential da. Arbeiten - nicht abheben.

Wir müssen die Saison objektiv Revue passieren lassen, dürfen nicht vergessen, dass wir gefühlt sechs, sieben Spiele ohne Punktgewinn blieben, dass wir in eine ganz gefährliche Situation hätten rutschen können. Dass es wichtig war, sich zuerst wieder darauf zu fokussieren, das eigene Tor zu schützen.
Wir müssen uns auf unsere Basics, auf die Defensivarbeit konzentrieren. Gelingt das, dann ist Qualität da, um in einen Flow zu kommen. In dieser Liga ist eh - nach oben wie nach unten - alles möglich.
Der KSC muss in den beiden ersten Auswärtsspielen bei Aufsteigern antreten. Das ist sehr knifflig.
Es gibt vielleicht dankbarere Aufgaben. Aber, das ist Fußball… Bei den Gegnern herrscht Aufstiegseuphorie, das wissen wir. Wir wissen aber auch, was wir können. Wir haben Ambitionen, wollen wieder eine sichere Saison spielen. Von daher ist es egal wo man startet. Wir fahren nach Osnabrück, um dort gut in die Saison zu starten.
Zum Glück kommt zwischen den Partien in Osnabrück und Wiesbaden der HSV in den Wildpark, da gewinnt man so gut wie sicher.
(schmunzelt): So will ich das nicht sagen... Eher: Wir wissen, was zu Saisonbeginn auf uns zukommt.

Es ist bei Ihnen herauszuhören: Ihr Saisonziel ist es, den Klassenerhalt möglichst früh, in einer sicheren, sorgenfreien Saison zu erreichen.
Es ist sinnvoll, keine großen Sprüche rauszuhauen. Die Leistungsdichte in der zweiten Liga ist extrem, alles ist eng zusammen. Früh den Klassenerhalt sichern, wenn man dann in den Flow kommt, wird man alles Weitere sehen.
Mit welcher Taktik? Ist Ihnen das egal?
Das ist mir egal. Das hängt auch davon ab: Wie agiert der Gegner? Und: Was ist unser Ziel? In welcher Zone wollen wir verteidigen? Die Trainer haben es bisher prima geschafft, uns gut einzustellen, das werden sie auch weiterhin so machen.
Es gab Abgänge in der zentralen Achse. Marius Gersbeck, Stephan Ambrosius, Tim Breithaupt und Mikkel Kaufmann. Kann das Probleme mit sich bringen?
Nein, wir haben gute Jungs dazu bekommen, die über Erfahrung verfügen. Mit Patrick Drewes, Lars Stindl. Andere, wie Marcel Franke, wurden immer stärker, übernehmen immer mehr Verantwortung.
Wir haben eine gute Achse, zudem kann Kobi (Christoph Kobald, Anm. der Redaktion) jetzt noch mehr in den Mittelpunkt rücken. Und: Marvin Wanitzek hat sich mega entwickelt.
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