Herr Eggimann, gibt es eine klare, schriftlich definierte Abgrenzung zwischen dem Sportgeschäftsführer und dem allgemeinen Geschäftsführer Michael Becker?
Ja, selbstverständlich.
Es gibt sicher dennoch Überschneidungen. Da sind Reibungspunkte fast schon vorprogrammiert.
Die gibt es immer, wenn es um sportliche und wirtschaftliche Belange geht. So wie Michael Becker die Verantwortung trägt, finanziell das Beste für den Verein herauszuholen, bin ich dafür verantwortlich, sportlich das Beste zu erreichen. Es liegt an uns beiden, gemeinsam in Summe das Bestmögliche für den Verein herauszuholen. Da arbeiten wir beide auf einer sehr guten Basis zusammen, da wir beide nur eines wollen Erfolg für den KSC.

Wie werden Konflikte – finanzieller Art – gelöst?
Wir haben ein Budget und daraus wollen wir gemeinsam das Bestmögliche machen. Wir stehen beide in der Verantwortung. Fakt ist: Wir sind finanziell solide aufgestellt. Das ist auch Michaels Verdienst und fällt in seinen Verantwortungsbereich. Wir wollen auf keinen Fall wieder in eine prekäre finanzielle Situation wie vor ein paar Jahren geraten. Wir sind auf einem sehr guten Weg.
Konkret heißt das: Sie haben einen festen Betrag zur Verfügung. Damit können Sie Spieler verpflichten, Gehälter festlegen – darüber hinaus geht nichts?
Genau. Wir sind gleichberechtigt und müssen gemeinsam einen Weg zur Lösung finden.
Becker ist „Sprecher der Geschäftsführung“. Warum? Ist das egal?
Das ist logisch. Michael ist stärker für die Themen, die den gesamten Club betreffen zuständig, die nach außen kommuniziert werden. Daher ist das gut und richtig so. Für den kompletten sportlichen Bereich führe ich die Kommunikation.

Eine Ihrer ersten Amtshandlung war die Freistellung von Sebastian Freis, dem Bereichsleiter Profis. Warum?
Ich bin der Überzeugung, dass diese Entscheidung im Hinblick auf die gewünschte zukünftige Entwicklung notwendig war.
Das klingt etwas kryptisch, schwer verständlich…
Das stimmt. Aber es war eine interne Dynamik – und so etwas bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Merkwürdig ist allerdings: Freis wird freigestellt, aber der Nürnberger Sportchef sagt, Michael Bischof – KSC Bereichsleiter Entwicklung, Scouting - käme zum FCN. Bischof arbeitet weiterhin für den KSC, nahm bis vor wenigen Tagen sogar noch an Kaderplanungssitzungen des KSC teil – obwohl er für den Nürnberger Kader der kommenden Saison verantwortlich ist. Ist das nicht widersprüchlich? Wird da nicht mit zweierlei Maß gemessen?
Das ist eine andere Konstellation, eine andere Situation. Er hat noch sechs Monate Vertrag beim KSC. Und ihre Information ist falsch, an Kaderplanungssitzungen nimmt er nicht mehr teil oder ist darin involviert.

Sie haben Matthias Wallenwein, den Chefscout, befördert. Wallenwein soll mehrfach Noah Rupp beobachtet und ihn als „exzellent“ beurteilt haben. Rupp ist nun wieder ausgeliehen – wurde vom Ergänzungsspieler zur Stammkraft in der 2. Schweizer Liga. Bei einem Club im hinteren Tabellenbereich – also Regionalliga-Niveau Regionalliga Niveau ist falsch. Das ist in Deutschland 3. Liga. in Deutschland…
Es geht dabei um die perspektivische Entwicklung junger Spieler. Wer hätte die tolle Entwicklung von Louey Ben Farhat oder Pinto Pedrosa vorhersehen können? Noah wurde geholt, um sich ein bis zwei Jahre zu entwickeln. In dem halben Jahr seiner Leihe hat er sich sehr gut weiterentwickelt und ganz wichtig für junge Spieler Spielzeit in der Schweiz bekommen. Seine Entwicklung geht in die richtige Richtung. Wir haben zudem Anfragen von Erstligisten aus der Schweiz, die ihn verpflichten möchten. Wir haben übrigens im Wintertrainingslager beide Spiele gegen Gegner aus der ersten Schweizer Liga verloren. Das zeigt, welche Qualität die Schweizer Liga besitzt.
Blick nach vorn: Sie sind für die Ausgestaltung der Profiverträge verantwortlich. Werden Sie leistungsbezogene Verträge mit den Spielern abschließen?
Der Verein hat die Verträge im letzten halben Jahr etwas umgestellt. Sie sind nun stärker leistungsbezogen ausgestaltet. Das ist inzwischen gängige Praxis.
Beim KSC gibt es Verträge, die so nicht aufgebaut sind. Gehälter von Spielern, die meist auf der Bank sitzen, sollen sich zum Saisonende stark erhöhen. Ohne entsprechende Leistung…
Ich kann über Vertragsinhalte nicht sprechen. Aber wir stehen in der Verantwortung, darauf zu achten, dass das, was wir tun, realistisch ist. Das ist eine große Herausforderung und enorm wichtig – ich beschäftige mich intensiv mit diesem Thema. Die Abwägung welchen Wert ein Spieler wirklich hat, ist tatsächlich eine Herausforderung da wir aus der Vergangenheit etwas in der Zukunft antizipieren müssen...

Wohl auch gezwungenermaßen. Denn wenn ein Spielerduo plötzlich – ohne ersichtlichen Grund und ohne Topleistung – rund eine Viertelmillion Euro jährlich mehr verdient, dann schränkt das doch den Handlungsspielraum von Mario Eggimann ein…
Wie gesagt – ich kann mich zu Vertragsinhalten nicht äußern. Allgemein sind Gehaltsthemen immer ein Faktor. Kommt die Leistung, ist das kein Problem. Wir müssen versuchen, die Gehaltseinschätzungen bei Spielern richtig vorzunehmen.
Blick nach vorn: Wo wollen Sie den Kader verstärken? Und wie groß soll der Kader sein?
Zur Größe lege ich mich nicht fest – einer mehr oder weniger ist nicht entscheidend. 22 Feldspieler sind eine ungefähre Richtgröße. Wir haben den großen Vorteil, dass wir eine starke U19 haben. Auf diese Spieler wollen wir zurückgreifen.
Geht’s bitte etwas Konkreter? Für welche Positionen sollen Neue kommen?
Wir wollen den Angriff verstärken und drei bis vier Stürmer im Kader haben. Louey Ben Farhat ist fest mit dabei, er hat es richtig gut gemacht. Ich traue ihm zu, dass er sehr viele Spiele bestreitet. Wir müssen auch den Abgang von Leon Jensen kompensieren. Ich hätte gerne einen zentralen, defensiven Mittelfeldspieler sowie einen schnellen, dynamischen Außenbahnspieler. Mit Bamba Conté möchten wir gerne weitermachen, da stehen noch Gespräche an. Zudem soll ein junger Spieler dazukommen.

Was heißt jung?
Ein U23-Spieler.
Kommen nur Talente oder auch gestandene Spieler?
Wir haben eine Wunschvorstellung, was die Kaderstruktur angeht – aber der Markt gibt nicht immer alles her. Wir müssen schauen, was machbar ist. Für jede neu zu besetzende Position haben wir mehrere Optionen auf dem Zettel. Nur auf einen Wunschspieler zu setzen, wäre fahrlässig. Zudem wollen wir einen jungen Innenverteidiger verpflichten.
Apropos Innenverteidiger. Soll Christoph Kobald gehalten werden?
Ja, das wollen wir. Wir sind sehr zufrieden mit ihm.

Wie stehen Sie zum Thema: Leihspieler – ja oder nein?
Leihspieler sind eine interessante Möglichkeit, um an gute Spieler heranzukommen – oft die einzige Option für viele Vereine, an Spieler mit entsprechender Qualität zu kommen. Das gilt nicht nur für einen Verein wie den KSC. Auch Leihspieler sind begehrt und umworben.
Ist dann eine Kaufoption die Bedingung?
Das ist ein wichtiger Aspekt, den wir natürlich berücksichtigen. Bei Hunziker hatte der Verein keine Option bekommen, wurde aber geholt, weil er genau das Stürmerprofil war, welches gesucht wurde. Ohne Option hätte man diesen Spielertyp, groß, durchsetzungsstark, technisch top, nicht bekommen. Aber Basel möchte Hunziker zurück.
Eren Öztürk und Noah Rupp waren ausgeliehen. Kommen sie zurück?
Noah kommt zurück, auch wenn sein aktueller Club ihn gerne halten möchte. Bei ihm beginnt alles von vorn. Er hat sich gut entwickelt und ist ein spannender Spieler für die Zukunft. Mit Erens Berater stehen wir in Kontakt – wir müssen klären, was für alle Seiten Sinn ergibt. Wir werden junge Spieler im Kader haben, die sich in der Vorbereitung beweisen müssen. Jeder Spieler muss sich zeigen - wir bieten dafür eine gute Plattform. Jeder steht in der Pflicht, ein Mehrwert für Mannschaft und Verein zu sein. Am Ende ist das Alter egal – es zählt der Erfolg.

Wie lauten Ihre Ziele, Ihre Wünsche für die kommende Saison
Ich wünsche mir, dass unsere Mannschaft eine Wucht und Dominanz entwickelt, um Spiele zu gewinnen. Dass unsere jungen Spieler den nächsten Schritt machen und die Mannschaft dadurch stärker wird. Dass sie die Wahrscheinlichkeit erhöhen, erfolgreicher zu sein – das erwarte ich sowohl von Neuzugängen als auch von Talenten aus der U19.
Und was ist mit einem konkreten Tabellenziel oder dem Thema Aufstieg?
Das Ziel formulieren wir gemeinsam, auch mit dem Trainerteam und wird dann zu gegebener Zeit kommuniziert.