Am 21. Mai 1955 versammeln sich 30.000 Zuschauer im Braunschweiger Stadion. Anlass ist das Endspiel um den deutschen Fußballpokal, das zwischen dem Karlsruher SC und dem Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 ausgetragen wird.
"Das schönste Finale der deutschen Fußballgeschichte"
Es entwickelt sich zu einem dramatischen Spiel, spannend bis zum Schluss – zwei Tore fallen in den letzten sieben Minuten. DFB-Präsident Dr. Bauwens behauptet, es sei das schönste Finale in der deutschen Fußballpokalgeschichte.

Weil beide Mannschaften die gleichen Farben haben, verzichtet der KSC freiwillig auf sein Blauweißes Trikot und spielt ganz in Rot, während Schalke im traditionellen Königsblau auftritt. Vor dem Spiel gibt es kurze Regen- und Hagelschauer, aber bevor es los geht scheint die Sonne.
KSC geht früh in Führung
Angeführt von Kapitän Kurt Sommerlatt dominiert der KSC in der ersten Spielhälfte. Nach 20 Minuten verursacht Schalke Torwart Orzessek einen Freistoß für die Karlsruher, weil er im Strafraum fünf Schritte mit dem Ball läuft. Stürmer Antoine Kohn kickt den Ball über die Abwehrmauer und Ernst Kunkel lenkt ihn mit einem Kopfstoß in die Torecke.
Doch dann setzt sich Schalke durch und erzielt eine Minute vor der Pause den Ausgleich – Stürmer Manfred Piontek passt einen vom KSC-Spieler Bernhard Klodt abgefangenen Ball zu Schalkes Mittelstürmer Helmut Sadlowksi, der direkt ins Tor schießt. Jetzt steht es 1:1.
In der 2. Halbzeit steigert Schalke sein Spiel
Nach der Pause spielt Schalke mit Schwung, während die Karlsruher Mühe haben, den Ball überhaupt zu halten, kämpfen sie jedoch umso mehr. In der 70. Minute fällt dann ein Tor für Schalke – allerdings ein sehr umstrittenes.

KSC-Spieler Rudi Fischer wurde angesprungen und verliert dadurch den Ball – gleichzeitig stehen die Schalke-Spieler Piontek und Sadlowski bereit, übernehmen und schießen das Tor, obwohl Mittelstürmer Sadlowski im Abseits steht. Das Tor wird jedoch vom Schiedsrichter gegeben und nun liegen die Karlsruher mit 1:2 zurück. Danach versuchen sie alles, um eine Niederlage abzuwenden.
In der 83. Minute passt Kohn den Ball zu Sommerlatt, der ihn direkt ins Netz schießt. Drei Minuten später erzielt KSC-Stürmer Oswald Traub ein drittes Tor. Schalke-Mittelstürmer Hans Strittmaier hatte die Chance auf ein weiteres Tor, doch der Ball geht daneben. Der Endstand lautet 3:2.
Die Karlsruher Bevölkerung begrüßt die Sieger
Nachdem Dr. Bauwens der Karlsruher Mannschaft den Pokal überreicht hat, bedankt sich die Mannschaft bei den Zuschauern. Die rund 300 KSC-Fans, die aus dem Süden angereist sind, feiern den Sieg mit einem lauten “KSC! KSC!“ Bei der Zeremonie im Gewandhaussaal überreicht Bauwens auch Silbermedaillen an die Spieler von Schalke 04.
Die Mannschaft wird am Karlsruher Hauptbahnhof von rund 4.000 Menschen begrüßt. Die Spieler werden auf den Schultern ihrer Vereinskameraden vom Bahnsteig zum Bahnhofsvorplatz getragen, allen voran Oswald “Ossi“ Traub mit dem Pokal.

Der Weg zur Stadthalle, wo die Siegesfeier stattfindet, gleicht einem Triumphzug. Oberbürgermeister Günther Klotz und die Vorsitzenden befreundeter Karlsruher Fußballvereine halten Ansprachen.
1956 gegen HSV – mäßige Reaktion trotz Erfolg
Obwohl der KSC im folgenden Jahr erneut das Finale erreicht und das Spiel im heimischen Wildparkstadion in Karlsruhe ausgetragen wird, ist die Reaktion der Bevölkerung in der Fächerstadt weitaus verhaltener als im Jahr zuvor.
Diesmal spielen die Karlsruher am 5. August 1956 gegen den Hamburger Sport-Verein (HSV). Allerdings wird das Spiel mitten in der Urlaubszeit ausgetragen und die Erwartungen an die Zuschauer werden nicht erfüllt. Es sind höchstens 25.000 Fans im Publikum. Diesmal mit KSC-Kapitän Walter Baureis.
Zwei Tage davor weiß der KSC immer noch nicht, mit welcher Aufstellung gespielt werden wird, da der Abwehrspieler Max Fischer verletzt ist. Die Hamburger haben in dieser Hinsicht keine Sorgen.
Der Kampf gegen HSV
Zumindest strahlt die Sonne und das Wetter ist trocken. Kapitän Baureis gewinnt die Platzwahl und entscheidet sich, mit der Sonne im Rücken zu spielen. Allerdings haben sie Schwierigkeiten, gegen die technisch hervorragenden Hamburger zu kämpfen. Torwart Rudi Fischer muss sich mächtig strecken, um die vielen Torversuche der Norddeutschen zu blockieren.

Weniger erfolgreich sieht es bei den Karlsruhern aus. HSV-Mittelstürmer Uwe Seeler bringt seine Mannschaft in der 16. Minute in Führung – Rudi Fischer kann ihn nicht stoppen. Doch der KSC kann in der 40. Minute ausgleichen. Stürmer Heinz Beck lenkt ein Abspiel von Sommerlatt zu Bernhard Termath, der aus einem schwierigen Winkel das erste Tor für die Karlsruher erzielt.
Ein Erfolgserlebnis welches KSC gebraucht hat und nun ändert sich das Spiel der Mannschaft gewaltig, vor allem weil die beiden Mittelfeldspieler Heinz Ruppenstein und Gerhard Siedel von nun an das Mittelfeld dominieren. Der allgemeine Konsens ist jedoch, dass Sommerlatt und Termath in diesem Pokalspiel am besten spielen.
Pokal erneut für Karlsruhe gesichert
Sommerlatt kämpft erfolgreich um jeden Ball und Termath setzt sich fast immer durch und schießt in der 63. Minute das zweite Tor. Der KSC spielt in dieser zweiten Halbzeit systematischer und als geschlossene Einheit. In der 87. Minute verwandelt Kohn eine Flanke von Termath zum dritten Tor für den KSC – somit ist der Endstand 3:1 für die Karlsruher, die zum zweiten Mal in Folge Pokalmeister sind.
Der Präsident des Deutschen Fußballverbundes Dr. Bauwens, ist verhindert und der Vorsitzende des DFB-Spielausschusses, Hans Korfer, überreicht den Pokal. Auch der Sportdezernent der Stadt Karlsruhe freut sich, dass der KSC erneut den Pokal für die Stadt sichern konnte.
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