Was läuft beim KSC hinter den Kulissen? Präsident Ingo Wellenreuther (56) spricht von Rückendeckung für den in Karlsruhe erfolglosen Coach Mirko Slomka (49). Doch es stellt sich die Frage, warum sich der KSC-Präsident während der Partie gegen Düsseldorf auf der Tribüne - öffentlich, für alle gut sichtbar - zu Dirk Schuster setzt. Ein Zeichen? Schuster wurde im Dezember 2016 als Cheftrainer beim Erstligisten Augsburg entlassen und derzeit auf dem Markt. Zudem lebt der Ex-KSC-Profi noch immer in Karlsruhe.
Doch wie ka-news erfuhr, soll der KSC auch zu mindestens einem weiteren Trainer Kontakt aufgenommen haben. Denn es heißt, dass die Luft für Slomka nach der Länderspielpause dünn werden könnte, wenn der KSC in Nürnberg verliert.
Auch Sportdirektor Oliver Kreuzer, der Slomka aus der über zwei Jahre andauernden Arbeitslosigkeit erlöste und zum KSC lockte, heizt durch sein Verhalten die Spekulationen um Slomka an. Kreuzer lud Anfang der Woche ein Trio erfahrener Profis zu einem Gespräch. Da soll er sich nach deren Meinung zur Arbeit von Slomka erkundigt haben.
Ist Meister eine Notfall-Option?
Und: Kreuzer soll in diesem Gespräch auch ganz intensiv nach der Einschätzung des Trios zu Co-Trainer Marc-Patrick Meister (36) gefragt haben. Meister ist Inhaber der DFB-Fußballlehrerlizenz, dürfte also sofort übernehmen. Da Meister im Badischen eine Doppelfunktion hat - er ist Co-Trainer bei den Profis und Chefcoach der U17 Bundesliga-Elf – wäre er eine schnelle und wohl auch finanziell günstige Lösung.
Man will auf jeden Fall zurück in die Erfolgsspur, will unter allen Umständen die Klasse halten. Für das nötige Kleingeld könnte wieder einmal der Vize-Präsident Günter Pilarsky sorgen. In KSC-Kreisen heißt es, entsprechende Signale habe es bereits gegeben.
Eines ist offensichtlich: Im Winter als Retter geholt, muss Trainer Slomka nach nur sieben Punkten aus acht Spielen, nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz um seinen Job zittern. Dabei war die Beziehung zwischen Slomka und dem KSC bereits von Beginn an eher schwierig. Slomka erklärte nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt; "Ich habe nicht zwei Jahre auf den KSC gewartet." Das KSC-Präsidium soll schwer geschluckt haben, ob solch einer Äußerung.
Slomka hat seit 2013 kein Auswärts-Erfolg
Slomka war der Wunschkandidat von Sportdirektor Oliver Kreuzer, der kannte ihn aus gemeinsamen Tagen beim Hamburger SV, bezeichnet Slomka als "Menschenfänger." Die KSC-Bosse vertrauten Kreuzers Einschätzung. Und das, obwohl Slomka im Moment Deutschlands erfolglosester Profitrainer in Sachen Auswärtsspiele ist. Seit 2013 ist er ohne Dreier. Im Schnitt gelangen ihm in diesem Zeitraum 0,1 Punkte pro Partie.
Slomka brachte in acht Spielen beim KSC acht unterschiedliche Startformationen. Taktisch hielt er lange am 4-4-2 System fest. Es fehlt die defensive Stabilität, der KSC wurde mit 16 Gegentoren zur Schießbude der Liga.
Unter Slomkas Vorgänger, Interimscoach Lukas Kwasniok blieb der KSC in Dresden und gegen das Topteam Braunschweig ohne Gegentor und ohne Niederlage. Kwasniok hatte erkannt, dass der spanische Innenverteidiger Jordi Figueras "kein Sprinter ist." Also ließ Kwasniok, der in Muggensturm lebt, mit einer Dreierkette agieren, um die Räume zu verdichten. Mit Erfolg. Slomka erklärte zu dieser taktischen Variante: "Ich bin kein Freund der Dreierkette."
Stimmung in der Mannschaft ist angespannt
Slomka und Kreuzer holten im Winter fünf neue Spieler. Jetzt klagte der Sportdirektor, dass es im Kader an Typen fehle, an denen sich die Jüngeren aufrichten könnten. "Als ich durchgezählt habe, kam ich auf drei", so der Sportdirektor. Aber: Wenig überraschend, wenn man im Winter Akteure wie Benedikt Gimber (20, null Profierfahrung), Fabian Reese (19, 74 Minuten Profifußball) oder den gerade 21 Jahre alten Angreifer Oskar Zawada von Wolfsburg II holt. Dabei wäre auch Sejad Salihovic (32 Jahre, 47 Länderspiele, über 200 Bundesligaeinsätze, über 50 Tore) eine Transferoption gewesen.
Der Ton wird rauer im Wildpakt. Kreuzer kritisierte Marvin Mehlem (19, ein Startelfeinsatz) öffentlich für einen Disco-Besuch und das Fehlen beim Training am Tag danach. Ein Teamkollege, auch einer der jungen Garde, dazu: "Ich dachte ich sehe nicht richtig, als ich das gelesen habe", sagte der und fügte hinzu, dass man so etwas doch besser intern klären solle.
Stürzen die Badener in Liga drei, hätte das fatale Auswirkungen. Die Einnahmen könnten um rund zehn Millionen Euro sinken. Kapitän Dirk Orlishausen mahnt gebetsmühlenartig: "Ein Abstieg würde im Wildpark Arbeitsplätze kosten."