Startseite
Icon Pfeil nach unten
KSC / Karlsruher SC
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Die Ultras brechen ab – Fan-Projekte vor dem Aus nach KSC-Prozess

Karlsruhe

Die Ultras brechen ab – Fan-Projekte vor dem Aus nach KSC-Prozess

    • |
    • |
    Verliert Karlsruhe sein Fan-Projekt wegen einem Gerichtsverfahren?
    Verliert Karlsruhe sein Fan-Projekt wegen einem Gerichtsverfahren? Foto: Thomas Riedel

    Es könnte das Aus für soziale Fanprojekte bedeuten: Das Vertrauen zwischen Fans und ihrem Projekt wurde durch das Ermittlungsverfahren gegen drei Sozialarbeiter maßgeblich erschüttert. Und führte zum Kontaktabbruch zwischen Ultras und Fanprojekt.

    Schlugen  die KSC-Ultras im Spiel gegen St. Pauli über die Strenge?
    Schlugen die KSC-Ultras im Spiel gegen St. Pauli über die Strenge? Foto: Mia

    Die konkreten Auswirkungen: Keine Mitfahrt in Bussen mit Fans und kein Informationsaustausch mehr. Sie sind aktuell keine Anlaufstelle für die Fanszene. Das bestätigte Fanprojekt-Einrichtungsleiter Volker Körenzig im Interview mit ka-news.de am 30. August

    Wird das Vertrauen zerstört, stirbt auch das Fanprojekt!

    Die Arbeit der vergangenen Jahren scheint zerstört. "Die Ultras haben schon jetzt damit begonnen, den Kontakt mit uns abzubrechen", berichtet Körenzig von den ersten Auswirkungen der Anklage gegen ihn und seine Mitarbeiter. Die Ermittlungen sind Bestandteil des aktuellen Pyro-Prozesses.

    Volker Körenzig im Gespräch mit ka-news.de
    Volker Körenzig im Gespräch mit ka-news.de

    Das Fatale daran: Die Sozialarbeiter riskieren ihre berufliche Zukunft, um den Kontakt zu Fans zu halten - der nun sowieso zerrüttet ist. Dennoch steht für die drei Sozialarbeiter fest: Sie schweigen weiterhin. Dafür könnten sie verurteilt werden. Die Staatsanwaltschaft hat bereits  Anklage wegen versuchter Strafvereitelung erhoben. Gegen den vom Gericht erlassenen Strafbefehl in Höhe von 120 Tagessätzen, haben alle drei Angeklagten Einspruch eingelegt. Damit kommt es am 15. Oktober zu einer öffentlichen Hauptverhandlung.

    Mit einer Verurteilung wären die drei Mitarbeiter des Projektes vorbestraft. Das würde eine zukünftige Betätigung als Sozialarbeiter unmöglich machen, so Körenzig im Interview. Zwei seiner jüngeren Kollegen hätten sich deshalb bereits neue Jobs gesucht.

    Eine betroffene Sozialarbeiterin erzählt

    Was machen die Sozialarbeiter im Fanprojekt? Ihre Aufgabe ist es,  vertrauensvolle Beziehungen zu den schwer zugänglichen Fanszenen aufzubauen. Ihr Ziel: Radikalisierungen von jungen Fans verhindern und frühzeitig Infos zu beunruhigende Entwicklungen in der Szene erhalten. Das Fanprojekt gibt es bereits seit 1986.

    Hier soll das Fan-Projekt bald einziehen. Doch derzeit meiden die Ultras das Projekt.
    Hier soll das Fan-Projekt bald einziehen. Doch derzeit meiden die Ultras das Projekt.

    "Wer zu uns kommt, muss sich darauf verlassen können, dass er keine strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten hat, wenn er sich uns anvertraut", erklärt Sozialarbeiterin Sophia Gerschel im Rahmen eines Expertengesprächs am 7. Oktober. Sie ist eine der drei angeklagten Personen: Ihr Prozess wird am 15. Oktober vor dem Amtsgericht Karlsruhe verhandelt.

    Ein Vertrauensverlust in die Sozialarbeiter bedroht die Existenz des gesamten Projekts. So sieht es zumindest Volker Körenzig: "Dieser Kommunikationsweg ist durch den Prozess teilweise abgerissen. Die einzelnen Fangruppen treffen sich jetzt in Kneipen und anderen Treffpunkten. Das erschwert unsere Arbeit ungemein."

    KSC-Präsident Schultze: "Fanarbeit ist maßgeblich erschwert!"

    Die Auswirkungen des Prozesses gegen das Fanprojekt wird auch vom KSC bemerkt. "Seit den Repressalien, ist der Kontakt zu den Ultras abgebrochen", so KSC-Präsident Holger Siegmund-Schultze im Rahmen eines vom Stadtjugendausschuss (stja) organisierten Expertengesprächs am 7. Oktober. Das würde die Fanarbeit des Vereins maßgeblich erschweren.

    Holger-Sigmund Schultze (rechts) und Daniel Melchien (links)
    Holger-Sigmund Schultze (rechts) und Daniel Melchien (links) Foto: Thomas Riedel

    Eine Lösung, um in Zukunft derartige Szenarien zu verhindern, wäre eine Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter. Das gibt es bislang noch nicht, sei aber notwendig - darin sind sich alle Stadtoberhaupt, KSC-Präsident und Fanprojekt einig. Diskutiert wurde der Sachverhalt am Montag, 7. Oktober - hier geht es zum Artikel.

    Pyro-Prozess: Wieso stehen die Sozialarbeiter vor Gericht?

    Die drei Mitarbeiter des Fanprojektes haben sich geweigert, gegen KSC-Fans vor Gericht auszusagen, beziehungsweise Namen zu nennen. Die Ermittlungen sind Bestandteil des aktuellen Pyro-Prozesses.

    Die Staatsanwaltschaft bezog sich auf eine Kontaktaufnahme nach dem St.Pauli-Spiel zwischen Fanprojekt und der Ultra-Szene. Diese erfolgte, um eine Aussprache zwischen verletzten Fans und Ultras zu organisieren - welche schlussendlich nicht stattgefunden hat.

    Die Kontaktaufnahme wertete die ermittelnde Staatsanwaltschaft so, dass den Mitarbeitern des Fanprojektes die Täter bekannt seien und luden die Sozialarbeiter als Zeugen vor. Das berichtet Einrichtungsleiter Volker Körenzig im Interview mit ka-news.de am 30. August.

    Zu welchen Personen die Mitarbeiter Kontakt hatten und ob es sich dabei auch um die Verantwortlichen der Choreo handelte, ist bis dato unbekannt. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden