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KSC: Lars Stindl beendet Karriere - Was folgt jetzt?

Karlsruhe

Machs gut, Lars Stindl: "Dieses KSC-Jahr war etwas ganz Besonderes für mich"

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    Zuletzt konnte der KSC am 19. Mai gegen  Elversberg gewinnen
    Zuletzt konnte der KSC am 19. Mai gegen Elversberg gewinnen Foto: Silas Schueller/DeFodi Images/dpa

    Einwechslung in der 79. Minute. Eckball durch Paul Nebel. Die Kugel flog in den Strafraum. Mit seiner ersten Ballberührung traf Stindl per Kopf zum 0:3. 15 Sekunden war er da gerade einmal auf dem Feld.

    Stindl erklärte überglücklich: "Das war ein wunderbarer Abschluss. Ich habe mit Intuition agiert." Er sei beim Eckball woanders eingeteilt gewesen. "Das war mir egal, ich hatte das im Gefühl, wo der Ball hinkommen könnte." Alle vom KSC gratulierten ihm, herzten und drückten ihn in Elversberg.

    SV Elversberg vs KSC Tort Lars Stindl
    SV Elversberg vs KSC Tort Lars Stindl Foto: Michaela Anderer

    "Der Junge, der unheimlich gerne kickt"

    Elversberg - die Spiele gegen den nahezu unbekannten Gegner waren für Stindl absolut "tolle Saisonhighlights." Das Hinspiel im Wildpark war für den Ex-Nationalspieler, Ex-Champions-League Akteur gar ein absolutes Karriere-Highlight! Warum?

    SV Elversberg vs KSC Jubel Tor Stindl
    SV Elversberg vs KSC Jubel Tor Stindl Foto: Michaela Anderer

    "Als ich gegen Elversberg das KSC-Team als Kapitän auf das Feld führen durfte, das war und ist großartig. Kapitän meines Heimatclubs sein zu dürfen, dann 3:2 zu gewinnen. Das bleibt unvergesslich."

    Überhaupt: Stindl schwärmt vom Jahr nach der Rückkehr zum KSC, den etlichen Saisonhighlights dieser Phase: "Das Spiel gegen Liverpool, die Partie gegen Schalke. Vor allem: Diese KSC Mannschaft ist super, absolut außergewöhnlich. Ein Riesenverdienst von Trainer Christian Eichner und seinem Team."

    Spielt Lars Stindl bald wieder im KSC-Trikot?
    Spielt Lars Stindl bald wieder im KSC-Trikot? Foto: Carolin Reisenauer

    Der abgezockte Profi ist nach eigenen Angaben ein "bekennender Fußball-Romantiker, ein Straßenfußballer, der Junge, der unheimlich gerne kickt" geblieben. Auch nach rund 17 Jahren Fußballprofi, nach elf Länderspielen, 376 Einsätzen in Liga eins und 57 in Liga zwei mit insgesamt 98 Toren.

    Richtiger Zeitpunkt fürs Karriereende

    Doch jetzt beendet Stindl seine Karriere. Der Offensivallrounder ist sicher, den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben. "Ich freue mich auf das, was jetzt auf mich zukommt."

    Im Frühjahr habe sich bei ihm das Gefühl breit gemacht, "dass etwas endet, dass es gut ist, jetzt aufzuhören." Er habe gespürt, "dass das Ende jetzt eine runde Sache ist. Auch weil dieses KSC Jahr etwas ganz Besonderes für mich war. Ich wollte unbedingt noch einmal beim KSC spielen."

    Die Entscheidung zum badischen Renommierclub zurückzukehren, noch ein Jahr dranzuhängen, würde er immer wieder so fällen. Obwohl im klar war, dass die Erwartungen an ihn hoch waren.

    Lars Stindl Verabschiedung KSC Spieler
    Lars Stindl Verabschiedung KSC Spieler Foto: Michaela Anderer

    Denn von so zehn, zwölf Toren, dazu 15 Vorbereitungen hat so mancher Fan geträumt. "Vier Tore, fünf Vorlagen in den Pflichtspielen. Das wären - ohne Verletzung - hochgerechnet 18 Scorerpunkte in der Saison. Das wäre für mich absolut OK", so Stindl weiter.

    Dort die Karriere zu beenden – wo alles begann: "Da hat sich jeder Tag gelohnt. Der Traum, zum KSC zurückzukehren, vor Freunden, vor der Familie, in diesem tollen neuen Stadion die Karriere zu beenden – toll."

    Christian Eichner: vom Teamkollegen zum Trainer

    Als er aus der Jugend kam, habe ihm Cheftrainer Ede Becker viel geholfen. Dazu: Die fünf "Rundbau-Spieler". Dort, im Rundbau, war die KSC-Jugend einquartiert.

    Stindl meint: Timo Staffeldt, Martin Stoll, Sebastian Freis, Florian Dick, Christian Eichner. Dass der einstige Teamkollege Eichner als Cheftrainer sein Vorgesetzter wurde, sei nicht eine Sekunde ein Problem gewesen. Die Positionen waren klar. "Beidseitiger Respekt und Wertschätzung vorhanden. 'Eiche' macht einen Super-Job. Weit über den des Trainers hinaus."

    KSC vs Schalke 04 Christian Eichner und Lars Stindl
    KSC vs Schalke 04 Christian Eichner und Lars Stindl Foto: Mia

    Trainer, Hausmann oder was ganz anderes? Was kommt jetzt?

    Apropos Job: Was erwartet ihn nun da zu Hause? Kochen? Putzen? Waschen? Welche Jobs wird ihm seine Ehefrau zuteilen?

    Stindl lacht: "Konkret noch nichts. Aber da kommen bestimmt genug Jobs. Wir haben ein Haus, da gibt es immer etwas zu tun. Das mache ich schon." Doch zunächst heißt es: "Erstmal durchatmen. Abschalten. Ich freue mich, grundsätzlich selbstbestimmt zu sein. Kein Training. Keine zusätzlichen Läufe, keine Rechenschaft über alles ablegen müssen."

    Ist denn Ehefrau Tanita nicht - zumindest etwas - kritisch, vielleicht sogar etwas verängstigt, dass er jetzt so oft zu Hause ist? Stindl schmunzelt während er überlegt: "Puhh, das weiß ich gar nicht so genau. Könnte schon sein, dass es Ihr etwas zu viel wird. Denn ich habe keine Ruhe, ich bin ein aktiver Mensch und wenn nichts geht, wenn es langweilig wird, dann kann ich schon nervig sein. Ich suche mir schon eine Nische, etwas, das mich beschäftigt."

    KSC vs Hertha Lars Stindl
    KSC vs Hertha Lars Stindl Foto: Michaela Anderer

    Was nach der aktiven Karriere kommt, ist ihm im Groben klar: "Ich liebe den Fußball, dem kann und will mich nicht entziehen. Ich liebe es zu spielen, Spiele anzuschauen, zu analysieren, zu diskutieren. Alles rund um den Fußball. Ich werde dem Fußball immer verbunden sein."

    Könnte einiges bedeuten. Eine Karriere als Trainer, im Management oder gar als TV-Experte? Stindl bestätigt Anfragen als TV-Experte, hat sich aber noch nicht festgelegt: "Ich mag den Fußball total. Ich werde - nach etwas Abstand - meine Kontakte nutzen und bei verschiedenen Clubs reinschauen."

    KSC vs Schalke 04 Christian Eichner und Lars Stindl
    KSC vs Schalke 04 Christian Eichner und Lars Stindl Foto: Mia

    Er habe nur drei Clubs kennengelernt, "daher  interessiert es mich schon, wie andere Vereine arbeiten." Im Rahmen eines DFB-Pilotprojektes erwarb er einen Trainerschein. "Das hat mir mega viel Spaß gemacht. Ich hatte schon Gespräche in diese Richtung." Auch mit dem KSC?

    "Wir haben uns ausgetauscht und ich bin nicht abgeneigt, dass da irgendwann eine Zusammenarbeit zustande kommen könnte." Doch zunächst heißt es für den Profi mit der tollen Schusstechnik: Abstand gewinnen, mit der Familie im neuen Haus durchatmen. Das erwähnt er im Gespräch immer wieder.

    Highlights? "Es war alles super"

    Die Frage, wo seine schönste Profi-Zeit war, kann er nicht exakt beantworten. "Schwierig, es war überall super. Beim KSC werde ich nie mein erstes Spiel, mein erstes Tor vergessen. Hannover - das war die beste Zeit in der 96ger Vereinsgeschichte. Die acht Jahre in Gladbach waren fast durchgängig ein Highlight… Viele Höhen, einige Tiefen - alles war top."

    Auch die Spiele in der Nationalelf bleiben für ihn unvergesslich: "Das war überragend, überraschend, da noch reinzurutschen. Ein Turnier wie den Confed Cup zu spielen, dort im Finale das Tor zu machen - unglaublich. Das vergesse ich nie."

    Familie war Stindl immer wichtig

    Eines blieb der bekennende Badener immer: bodenständig. Obwohl er sehr viel Geld verdiente – keine Skandale. Geholfen haben ihm dabei "vor allem die Eltern und dann auch meine Frau." Vom Papa gab‘s in der Jugendzeit schon mal einen auf den Deckel.

    Lars Stindl
    Lars Stindl Foto: Hammer Photographie

    "Wir haben uns alle in einer wilden Phase als junge Menschen ausprobiert. Wenn es zu viel war, dann hat der Papa eingegriffen. Es war wichtig, ein stabiles, bodenständiges Umfeld zu haben. Meine Eltern haben mich umsorgt, haben mir Werte vermittelt." Ehefrau Tanita, die aus ähnlichen Verhältnissen wie Lars stammt, "vermittelt diese Werte an unsere Kinder. Das alles war und ist hilfreich. Da war es nicht so schwierig, vernünftig zu bleiben. Aber ich bekenne: Es gab Momente, in denen ich rebellisch war."

    Letzte Saison lief zufriedenstellend

    Mit der Teamleistung des KSC in der Saison 2023/2024 war er absolut zufrieden. "Wir hatten anfangs - auch wegen des großen Umbruchs - Probleme uns zu finden. In der Liga, in der Mannschaft. Jeder Einzelne hatte Anlaufschwierigkeiten. Aber seit Anfang November waren wir absolut stabil. Entwicklung braucht Zeit, das ist normal. Es ist uns gut gelungen."

    KSC Mannschaftsfoto
    KSC Mannschaftsfoto Foto: Hammer Photographie

    Seine Erwartungen für die kommende Saison formuliert er zurückhaltend. "Es gibt viele Wechsel im Kader. Die Abgänge zu ersetzen, das wird nicht einfach. Man muss sich neu finden, neu orientieren. Wichtig sind die Verstärkungen." Sicher ist für die nächste Saison klar: "Mit Sicherheit komme ich als Fan ins Stadion."

    Amateurclubs ausgeschlossen

    Eines schließt Stindl aus: Dass er regelmäßig bei einem Amateurclub die Schuhe schnürt.  "Aktiv - nein. Ich werde aber bestimmt mit Kumpels einmal die Woche kicken. Wenn sich Rainer Scharinger mit seinen Team meldet, Spiele für einen guten Zweck – klar. Das macht auch die 'Weisweiler-Elf' der Borussia, auch da bin ich dabei."

    Sport im Allgemeinen – das  reizt ihn, das wird er sicher machen. "Ich bin immer aktiv. Das außergewöhnliche 'Paddel-Tennis' kenne ich etwas, das ist cool, reizt mich mega."

    Gladbachs Lars Stindl hat die WM noch nicht abgeschrieben.
    Gladbachs Lars Stindl hat die WM noch nicht abgeschrieben. Foto: Marius Becker

    Ob er richtig froh war, nach so vielen Jahren, nach seiner Rückkehr endlich wieder 'badisch schwätze' zu können, wurde er kürzlich gefragt. Die Antwort fiel etwas länger aus.

    "Also zuerst: Ich liebe meine Heimat über alles. Aber: Als ich in Hannover war und die Familie kam zu Besuch, dachte ich hin und wieder: Uiiiuiii, hört sich das komisch an… Es ist ein besonderer, ein für Fremde heftiger Dialekt. Man könnte sich bemühen, dachte ich damals. Ich kann inzwischen problemlos switchen. Badisch zu Hause, sonst hochdeutsch."

    Rückblick und Ausblick: 5 Fragen an Lars Stindl

    Kann man Phase eins beim KSC, als sie aus der Jugend zu den Profis kamen, mit der "Phase zwei beim KSC", nach Ihrer Rückkehr, vergleichen?

    Stindl: Fast nicht. Andere Zeit, andere Menschen – andere Typen. Jetzt hat man mit dem neuen Stadion im Umfeld aufgeholt. Vielleicht waren wir damals noch nicht so weit für die erste Liga. Das Umfeld, Stadion etc. all das wurde später besser.

    Man hat Sie anfangs nicht in die Mix Zone gelassen, geschützt, keinen Kontakt nach dem Spiel zur Presse……
    Stindl: Daran erinnere ich mich. Und das war alles andere als falsch.

    Zu wem haben Sie noch Kontakt? Aus Hannover und Gladbach?
    Stindl: Bei Gladbach: Kramer, Sippel, Neuhaus, Jantschke, Herrmann. Als Gladbach in Hoffenheim spielte, war ich bei ihnen im Hotel. Auch mit Hannover habe ich viel erlebt. Kontakt habe ich noch zu Jan Schlaudraff.
    Haben Sie Angst, dass Sie, wie der eine oder andere Ex-Profi, schnell 10, 20 Kilogramm an Gewicht zulegen?
    Stindl: Nein, ich habe einen guten Stoffwechsel. Ich achte auf meine Ernährung und werde sicher viel Sport machen. Das hilft, wenn ich mal bei der Ernährung nicht so konsequent bin.

    Wer wird Europameister?
    Stindl: Deutschland.

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