Die Hotelmarktanalyse des dwif für Karlsruhe 2023/2024 ist eindeutig: Karlsruhe hat nach aktuellem Stand keinen Bedarf an neuen Hotels. Zwar soll 2026 die Wiedereröffnung der Stadthalle für einen kurzfristigen Schub sorgen, doch ein wirklicher Bedarf wird erst zum Jahr 2035 prognostiziert.

Dennoch sollen bis 2028 126 neue Hotel-Apartments in der Kaiserstraße und 137 Stayery-Apartments in der Schwarzwaldstraße entstehen. Zuletzt eröffnete das Cinema city Hotel am Europaplatz. 2024 eröffnete das Motel One, 2023 das Premier Inn und das Intercity Hotel.
„Karlsruhe ist wirtschaftlich stark, mit großem Potential“
Die geplanten Apartments von Stayery sollen jeweils zwischen 20 und 30 Quadratmetern groß werden. Ausgestattet mit Küchenzeile, Schlaf- und Arbeitsbereich, angesiedelt in einem 21-geschossigen Hochhaus. Zudem soll das Hotel über eine Coworking-Zone, eine Lounge, einen Waschsalon und einen Fitnessbereich verfügen.

„Karlsruhe ist für uns mehr als ein weiterer Standort – es ist ein strategischer Meilenstein: wirtschaftlich stark, hervorragend angebunden und mit großem Wachstumspotenzial“, wird der Gründer von Stayery, Hannibal DuMont Schütte, in einer Pressemitteilung der Hotel-Kette im Juni 2025 zitiert.

„Stayery im Gutachten bereits berücksichtigt“
Die Stadt habe nach eigenen Angaben keinen Einfluss darauf, ob Hotelbetreiber und Investoren Projekte auf privaten Flächen planen. „Das Projekt in der Schwarzwaldstraße befindet sich seit Jahren in der Planung und wurde bei der Erstellung des Gutachtens berücksichtigt“, heißt es auf Nachfrage von ka-news.

Das Grundstück befindet sich im Besitz der Immobiliengesellschaft Kreer Development Schwarzwaldstraße GmbH & Co.KG. Dort soll das sogenannte „Schwarzwaldtrio“ - ein Komplex aus Wohnen, Hotel und Gastronomie - entstehen. Zu viel des Guten nach all den Neueröffnungen? Laut Stadt nein.
Überangebot? Dehoga und Stadt uneins
„Das Gutachten kommt nicht zu dem Ergebnis, dass es überflüssige Hotelentwicklungen gibt. Von einem Überangebot ist dort nicht die Rede. Über die bereits bekannten Hotelentwicklungen hinaus sind der Stadt Karlsruhe keine neuen Hotelplanungen bekannt“, erklärt die Stadt. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) steht dieser Aussage kritisch gegenüber.

Patrick Seiffert, Vorsitzender der Fachgruppe „Tourismus & Hotellerie“ Dehoga Karlsruhe, macht auf Nachfrage der Redaktion deutlich: „Wenn selbst das dwif-Hotelgutachten für die kommenden 10 Jahre keinen Bedarf an weiteren Hotels sieht, ist Stand 2025 klar von einer Überkapazität von Hotelbetten zu sprechen“.
Fast zwei Drittel aller Hotelbetten stehe jede Nacht leer
Laut Seiffert lag die Hotelbetten-Auslastung in Karlsruhe im ersten Halbjahr 2025 bei 37,9 Prozent. Im ersten Halbjahr 2019 noch bei 48 Prozent. Damit liege Karlsruhe unter den Werten von vergleichbaren Städten wie Freiburg (45,9 Prozent) oder Heidelberg (47,6 Prozent).

„Wenn nahezu Zweidrittel aller Hotelbetten jede Nacht leer stehen, ist ein wirtschaftliches Arbeiten kaum realisierbar“, so Seiffert und ergänzt: „Wenn die Hotellerie in Karlsruhe kaum noch wirtschaftlich erfolgreich arbeiten kann und zeitgleich Wohnraum für die Einwohner der Stadt nahezu unbezahlbar wird, läuft etwas gehörig schief“.
Wo ist das Problem? Wenn tatsächlich die meisten Zimmer leer stehen, dann betrifft das den Hotelbetreiber und nicht die Stadt.
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