Die Elektromobilität hat in den vergangenen Jahren den Schwung verloren und kommt nur noch stockend voran – zumindest in Deutschland. 2024 wurden laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 572.672 Neuwagen mit Elektroantrieb zugelassen, ein Anteil von 20,3 Prozent am Gesamtneuzulassungsvolumen. Im Jahr 2023 hatte der Anteil bei 18,4 Prozent gelegen und 2022 bei 17,8 Prozent. Ein leichter Aufwärtstrend, aber keine Mobilitätswende. Doch eine solche scheint nötig und auch sinnvoll, wie aktuelle Untersuchungen zeigen. Eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) legt nahe, dass der Elektromotor mit Abstand die umweltfreundlichste Antriebsform darstellt. Und der ADAC stellte fest, dass Elektroautos seltener liegenbleiben.
Um einen Impuls in Richtung Mobilitätswende zu setzen, möchte die Bundesregierung die Förderung für Elektroautos wiederbeleben. Doch wie soll diese aussehen und wer könnte davon profitieren?
Förderung für E-Autos: Bundesregierung plant „Investitions-Booster“
„Wir werden die E-Mobilität mit Kaufanreizen fördern“, hat sich die Koalition aus Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen. Ein Anreiz soll ein „Investitions-Booster“ sein, der betrieblich genutzte Elektrofahrzeuge fördert. Dieser setzt sich aus einer „Superabschreibung“ für Firmenwagen und großzügigen Steuervorteilen zusammen.
„Das Gesetz ermöglicht die beschleunigte Abschreibung von 75 Prozent der Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge bereits im Investitionsjahr“, erklärt die Bundesregierung auf ihrer offiziellen Website. Die Regelung gilt demnach für Elektroautos, die nach dem 30. Juni 2025 und vor dem 1. Januar 2028 neu angeschafft werden. Die Bruttolistenpreisgrenze für „die besondere steuerliche Förderung elektrischer Dienstwagen“ wird laut der Bundesregierung von 70.000 Euro auf 100.000 Euro angehoben.
Ein weiterer Anreiz ist laut Koalitionsvertrag eine Kfz-Steuerbefreiung für Elektroautos, die bis 2035 gilt. Es soll zudem „ein Programm für Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen“ geben, das mit Geldern des Klimasozialfonds der Europäischen Union (EU) finanziert wird. So soll der Umstieg auf eine klimafreundliche Mobilität gezielt unterstützt werden.
Auch interessant: Ein Autofahrer wurde mit fast 700 km/h geblitzt. Zudem verstießen mehrere Prominente zuletzt gegen die Straßenverkehrsordnung. CDU-Politiker Armin Laschet fuhr zu schnell, Rapperin Katja Krasavice setzte sich alkoholisiert hinters Steuer und Schauspielerin Emma Watson verlor ihren Führerschein.
Pläne der Bundesregierung im Check: Wer profitiert von der E-Auto-Förderung?
Eine Förderung für Elektrofahrzeuge gab es in Deutschland bereits zwischen 2016 und 2023. Ein Evaluationsbericht aus dem Oktober 2024, der im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellt wurde, kam danach zu dem Schluss, dass die Förderung vor allem Gutverdienern nützte. Demnach lag das Nettomonatseinkommen bei einem Drittel der begünstigten Haushalte über 5000 Euro. Die Tendenz, dass eine E-Auto-Förderung vor allem Personen mit einem hohen Einkommen hilft, könnte sich bei den derzeitigen Plänen der Bundesregierung noch verstärken, glauben einige Experten.
Mobilitätsforscherin Sandra Wappelhorst vom ICCT ist eine von diesen. Sie glaubt, dass die geplante Förderung Steuergelder verschwenden wird. „Die jetzt gewährten Subventionen vergeuden das Geld der öffentlichen Hand. Sie helfen primär denen, die keine Hilfe benötigen und ohnehin ein Elektroauto gekauft hätten“, kritisierte Wappelhorst im Gespräch mit Spiegel Online.
Der Deutsche Automobil Treuhand (DAT) prangert an, dass Privatkunden als „Kunden zweiter Klasse“ behandelt würden und von direkten Förderungen komplett ausgeschlossen werden. DAT-Geschäftsführer Jens Nietzschmann weist außerdem darauf hin, dass 80 Prozent der gewerblich genutzten Elektroautos geleast würden – und nicht gekauft. „Wer least, kann nicht abschreiben“, stellte er laut autoflotte.de klar. In diesem Zuge könnte ein Leasing-Programm interessant sein, welches derzeit in Frankreich praktiziert wird. Die französische Regierung förderte 50.000 Leasing-Verträge, im Schnitt mit 13.000 Euro pro E-Auto, wie aus einem Bericht von Spiegel Online hervorgeht.
Wappelhorst lobt die Förderung in Frankreich, obwohl die Nachfrage bei Weitem nicht befriedigt werden konnte. Die französische Regierung hätte es geschafft, „tatsächliche neue Kundengruppen zu erreichen“, erklärte Wappelhorst Spiegel Online. Sie glaubt, dass das Modell etwas für Deutschland wäre, es müsste aber angepasst werden. „So günstige Leasingraten wie in Frankreich, zwischen etwa 50 und 150 Euro im Monat, wären mit den derzeitigen Modellen der deutschen Hersteller wohl nicht möglich“, meint Wappelhorst.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden