Karlsruhe hat ein Platzproblem - und braucht neuen Wohnraum. Fläche ist wie in vielen anderen Großstädten allerdings Mangelware. Warum also nicht Fläche nutzen, die ohnehin für die Bebauung vorgesehen ist? Diesen Vorschlag macht die Kult-Fraktion in einem Antrag, der am Dienstag im Gemeinderat behandelt wurde. Konkret schlagen die Stadträte vor, Lebensmittelmärkte und Wohnflächen unter ein Dach zu bringen. 

Die Stadt müsse die Überbauung von bestehenden und neu zu planenden Filialen zu mehrgeschossigen Wohneinheiten ermöglichen, fordert die Fraktion. "Damit es Architekten und Projektentwicklern gelingen kann, städtebaulich und architektonisch anspruchsvolle und nachhaltige Gestaltungsvorschläge zu entwickeln, bedarf es in Konsequenz der Rückendeckung und Unterstützung seitens der Karlsruher Stadtverwaltung und des Gemeinderates", so die Kult-Fraktion in ihrem Antrag. 

Tivoli 1 als Vorbild für die Zukunft?

Geeignete Fläche gäbe es grundsätzlich genug. Im Stadtgebiet gibt es nach Aussage der Stadt derzeit 50 Vollversorger und 45 Discounter. Bei den Vollversorgern ist bereits über die Hälfte (57 Prozent) überbaut, bei den Discounter ist es jede dritte Filiale. 

Beispiele, wie das Modell aussehen könnte, gibt es in der Fächerstadt bereits. So zum Beispiel das Projekt Tivoli 1 in der Karlsruher Südstadt: Vor mehr als zwei Jahren hatte der Gemeinderat das Bauvorhaben einstimmig auf den Weg gebracht. Die Idee des Projekts: 1.000 Quadratmeter für einen Discounter im Erdgeschoss, Appartements für Studenten im Obergeschoss und dazwischen eine begrünte Etage für eine neue Kita. 

Andere Projekte befinden sich derzeit noch in Planung. "Beispiele für weitere Neuplanungen sind unter anderem die Konzeption für das Zentrum Oberreut", führt die Stadt weiter an. Die Planung sieht für den entstehenden Nahversorger weitere vier Geschosse für Wohnungen vor. Auch in Rüppurr, dem Garagenhof in der Frauenalber Straße oder in der Waldstadt ist eine Kombination von Einkaufen und Wohnen vorgesehen. 

Nicht jede Filiale ist für den Wohnbau geeignet

Der gemeinsame Nenner all dieser Projekte: Es handelt sich um Neubauten. Bei den angeführten Beispielen kann die Stadt mit einem Bebauungsplan Rahmenbedingungen festlegen. Und die bereits bestehenden Supermärkte? 

Hier seien die Rahmenbedingungen schwieriger, so die Stadt. Nicht immer lässt die Statik eines bestehenden Geschäfts eine Überbauung zu.  Ein weitere Schwierigkeit: Die Märkte befinden sich allesamt in privatem Eigentum. Die Stadt kann daher nur Empfehlungen aussprechen, aber keine Überbauung anordnen. Neben baulichen und planerischen Voraussetzungen spiele daher auch immer die Mitwirkungsbereitschaft des Eigentümers eine Rolle, erklärt die Stadt. 

"Falls jedoch auch hier Aufstockung möglich zu Wohnzwecken möglich ist, erfolgt die Beratung von Eigentümern und/oder Betreibern seitens der Stadtverwaltung immer in Richtung einer baulichen Ergänzung", versichert die Stadt. Unterm Strich komme es aber immer auf die Einzelfallbetrachtung an. 

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