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Karlsruhe: "Bitterer, aber notwendiger Prozess": Hoepfner füllt Bier nun im Odenwald ab

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"Bitterer, aber notwendiger Prozess": Hoepfner füllt Bier nun im Odenwald ab

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    Hoepfner-Chef Willy Schmidt spricht mit ka-news über die Verlagerung eines Teils der Produktion in den Odenwald.
    Hoepfner-Chef Willy Schmidt spricht mit ka-news über die Verlagerung eines Teils der Produktion in den Odenwald. Foto: Paul Needham/ps

    Ende März war es so weit: In der Flaschenabfüllung in Karlsruhe wurde der letzte Kronkorken auf eine gefüllte Bierflasche gedrückt. Die Flaschenabfüllung ist mittlerweile zum Teil bereits außer Betrieb. Dieser Schritt ist Teil eines Plans, den die Privatbrauerei Hoepfner nach eigenen Angaben bereits vor drei Jahren gegenüber ihren Angestellten geäußert hat.

    Im vergangenen Jahr wurden die Pläne zur Verlagerung dann konkreter, einem Schritt, zu dem Hoepfner-Chef Willy Schmidt "keine Alternative" sieht, wie er schon damals im Gespräch mit ka-news betonte. In den vergangenen Jahren hätten deutschlandweit viele Brauereien schließen müssen - ein Schicksal, das Schmidt für die Karlsruher Traditionsbrauerei verhindern will.

    Vom Braukessel in die Flasche: Mittlerweile lange Wege

    Ursprünglich war vorgesehen, die Verlagerung der Logistik und der Flaschenabfüllung aus der Karlsruher Oststadt erst Ende 2018 vorzunehmen. Man habe sich aber mittlerweile entschlossen, bereits Ende März die letzten Flaschen in der Bierburg abzufüllen. Die Anlage wird seither nur noch zur Sortierung von Leergut verwendet. Von der Überlegung eine neue Logistik am Rand der Fächerstadt einzurichten sei man inzwischen abgekommen. Man arbeite nun mehr mit größeren Getränkelieferanten zusammen, welche das Bier direkt aus der Partner-Brauerei Schmucker beziehen können.

    Das Bier selbst wird weiterhin in Karlsruhe gebraut. Im Odenwald ist die Abfüllung des Karlsruher Bieres bereits angelaufen. So haben nach Schmidts Angaben bereits die ersten Tanklastwagen die rund 100 Kilometer zur neuen Flaschenabfüllung zurückgelegt. Von dort gehen die Bierkisten dann an Getränkelieferanten - auch in der Region. Unnötiges Umherfahren mag der eine sagen, ein nötiger Schritt sagt Hoepfner-Chef Willy Schmidt.

    Hoepfner investiert in den Standort

    Im Gespräch mit ka-news vor wenigen Tagen betont Schmidt: "Hoepfner geht es richtig gut!" Die Verlagerung sei kein Schritt, um eine finanzielle Schieflage auszugleichen, sondern ein Schritt um das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Die Abfüllanlage hätte in den nächsten Jahren komplett erneuert worden müssen.

    Mit den freiwerdenden Flächen spart die Brauerei zudem Mietkosten in der Bierburg ein. Geld, welches man beispielsweise in eine neue und moderne Fassabfüllanlage investieren will. Dieser Arbeitsschritt bleibt in Karlsruhe und soll bald zum Teil von Robotern ausgeführt werden. Diese Investition und Ausgaben für Kälteanlagen und anderen technische Einrichtungen sollen alleine rund eine Million Euro ausmachen.

    Hoepfner-Geschäftsführer Willy Schmidt
    Hoepfner-Geschäftsführer Willy Schmidt Foto: ps

    Neben den Einsparungen bei den Mieten, sollen auch die Karlsruher Oststadt-Bürger von der Verlagerung profitieren: Rund zwei Drittel des bisherigen Lastwagenverkehrs von und zur Brauerei sollen in dem Wohnbereich wegfallen. Für rund 20 Mitarbeiter sind die Folgen zum Teil allerdings weniger positiv. Sie sind nun mit Veränderungen im beruflichen Umfeld konfrontiert.

    "Bitterer, aber notwendiger Prozess"

    Konkret heißt das: Drei Mitarbeiter wechseln zur Brauerei Schmucker, vier wechselten innerbetrieblich die Position, drei weitere gehen in die vorzeitige Altersteilzeit, zwei Mitarbeiter hatten ohnehin nur Zeitverträge. Acht weiteren Hoepfner-Mitarbeiter wurde eine Kündigung ausgesprochen. Auch ihnen wurde laut Schmidt ein Wechsel zu Schmucker angeboten, inklusive einer Wechselprämie und einer Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichem Gehalt. Das Angebot sei von ihnen aber abgelehnt worden. Ihnen helfe Hoepfner nun bei der Suche nach neuen Jobs.

    "Es war ein bitterer Prozess, aber ein notwendiger Prozess", sagt Willy Schmidt in Anbetracht der Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Zuvor habe man sich mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf einen Sozialplan geeinigt. "Eine bestmögliche Einigung", wie Schmidt betont.

    Hoepfner Burg Innenhof
    Hoepfner Burg Innenhof Foto: Corina Bohner

    Elwis Capece, Geschäftsführer der NGG Region Mittelbaden-Nordschwarzwald hingegen sagt, dass ein solcher Sozialplan "nicht gut und auch nicht schlecht" sei. Nicht gut, da es immer mit Auswirkungen auf die Mitarbeiter verbunden ist, nicht schlecht hingegen, weil beispielsweise auch einige Arbeitsplätze erhalten geblieben sind. Grundsätzlich kann Capece den Schritt verstehen, "auch wenn wir eher für Nachverhandlungen bei der Miete gewesen wären, um Kosten einzusparen." Wie realistisch das gewesen wäre, kann aber auch er nicht sagen. Positiv betont Capece, dass die Brauerei bei ihrer Entwicklung auf Langfristigkeit setzt.

    Erst im vergangenen Sommer wurde der Mietvertrag der Brauerei verlängert, welcher künftig die freiwerdenden Flächen nicht mehr mit einschließt. Die Laufzeit sei bis 2034 festgelegt, um "langfristig am Braustandort Karlsruhe festzuhalten", hieß es damals. Künftig sollen mehr IT-Firmen auf dem Areal Platz finden. Fest steht für Hoepfner-Geschäftsführer Willy Schmidt: "Die Karlsruher werden ihr Bier behalten!"

    ka-news Hintergrund:

    Seit 2005 gehört die Privatbrauerei Hoepfner zur Paulaner Brauerei Gruppe, der früheren Brau Holding International (BHI). Ebenfalls ein Teil der Gruppe ist die Brauerei Schmucker in Mossautal im hessischen Odenwald. Dieser Brauerei steht Willy Schmidt ebenfalls als Geschäftsführer vor.

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