Herr Schmidt, warum soll die Produktion verlagert werden?

 Verlagert werden sollen nur die Flaschenabfüllung und die Logistik . Wir sind gerade in der Phase der Überlegung und stehen mit Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern in Kontakt. Wir wurden auch dafür gelobt, dass wir zu so einem frühen Zeitpunkt den Kontakt gesucht haben. Entsprechende Überlegungen stehen schon seit rund zwei Jahren im Raum. Uns ist wichtig, dass die Vertreter bei den Entscheidungen mit am Tisch sind.

Die Überlegung zur Verlagerung hat verschiedene Gründe: Zum einen ist die Privatbrauerei Hoepfner nur ein Mieter in der Bierburg. Wenn wir keine Flaschenabfüllung mehr machen, können wir ein Teil der Mietfläche zurück geben. Plan ist es, im Anschluss einen neuen, langfristigen Vertrag mit dem Vermieter, der Immobiliengesellschaft Hoepfner Bräu, zu schließen. Die freiwerdenden Flächen sollen dann anderweitig vermietet werden. Zuletzt müsste bis 2023 die Flaschenabfüllung komplett erneuert werden. Diese Investition ist bei einer Verlagerung nicht notwendig.

Ein weitere Grund sind die beengten Verhältnisse: Die großen Lastwagen müssen sich durch die Oststadt quälen, um das Bier zu holen. Sattelschlepper passen beispielsweise gar nicht auf den Hof. Bei Schmucker haben wir da andere Platzverhältnisse. Die Logistik selbst soll aber im Großraum Karlsruhe bleiben.

Geht es der Brauerei finanziell schlecht?

Nein, die Privatbrauerei Hoepfner, und auch die Brauerei Schmucker, sind beide gesund. Aber auf der anderen Seite haben in den vergangenen 20 Jahren rund 200 Brauereien in Deutschland geschlossen. Oft, weil zu spät Maßnahmen ergriffen wurden. Auch in Karlsruhe gibt es viele Brauereien, die heute nicht mehr am Markt sind.

Ein großer Fehler im Mittelstand ist es, so lange es einem gut geht, nichts zu machen. Und weil beide Brauereien gesund sind, überlegen wir uns jetzt die Veränderungen. Wir wollen die Wirtschaftlichkeit so erhalten.

Hoepfner-Geschäftsführer Willy Schmidt (rechts) im Gespräch mit ka-news-Redakteur Florian Kaute.
Hoepfner-Geschäftsführer Willy Schmidt (rechts) im Gespräch mit ka-news-Redakteur Florian Kaute. | Bild: ka-news

Verliert Karlsruhe damit sein regionales Bier?

Karlsruhe ist die Heimat von Hoepfner Bier und bleibt es auch. Wir werden weiterhin in der Bierburg brauen. Denn Hoepfner gehört einfach zur Bierburg. Und natürlich werden wir auch weiterhin regionaler Partner vieler Feste bleiben. Natürlich soll auch das Burgfest erhalten bleiben.

Aber ist es nicht teurer, das Bier in Karlsruhe zu brauen, nach Mossautal zu transportieren, dort abzufüllen und anschließend wieder nach Karlsruhe zu bringen?

Klar, der Transport kostet auch Geld. Aber 2023 muss ein neuer Flaschenkeller her, und das kostet irrsinnig viel Geld. Und nicht nur das: Dann kommt die Instandhaltung und die Miete für die Räume. Neben den Kosten ist einer der Vorteile auch, dass wir durch die Abfüllung bei Schmucker die Lieferungen bündeln können.

Immer mehr Händler wollen ihre Läden aus einem zentralen Lager selbst beliefern. Da soll dann nicht immer jede Brauerei mit einem eigenen Lastwagen kommen. Und für die Handelspartner macht es keinen Unterschied, ob das Bier aus Karlsruhe oder aus dem Mossautal kommt.

Welche Folgen hat dieser Schritt für Ihre Mitarbeiter?

Am Ende bedeuten die Überlegungen eine Veränderung, das stimmt, aber es ist notwendig. Ich sehe hier keine Alternative. Man kann auch alles lassen wie es ist, dann hat man aber finanziell den größeren Schaden und das hilft auch Niemandem. Und so haben wir die Möglichkeit, das Geld beispielsweise zur Entfaltung neuer Ideen zu verwenden.

Der größte Teil der Produktion bleibt hier. Wie viele Mitarbeiter von der Verlagerung der Flaschenabfüllung betroffen sein werden, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wichtig ist uns aber, dass alle Mitarbeiter informiert sind. Die Logistik soll wenn es nach uns geht, im Großraum Karlsruhe bleiben, irgendwo außerhalb. Dann könnten die Mitarbeiter mit ihrer Abteilung einfach umziehen. Aber wie gesagt, wir sind gerade in der Überlegungsphase. Es gibt noch keine konkreten Pläne. Jetzt starten aber die Gespräche.