OB Fenrich bezieht sich in einem Brief an Ingo Wellenreuther auf zwei Antwortschreiben an den ehemaligen Präsidenten Hubert Raase vom 12. Mai 2009 und vom 19. Juni 2009: "In diesen beiden Antwortschreiben ist von mir deutlich zum Ausdruck gebracht worden, dass die Beantwortung der im Schreiben vom 19.03.2009 aufgeworfenen Fragen zum Wildparkstadion nicht sinnvoll ist, da die Standortfrage zum damaligen Zeitpunkt vom Gemeinderat diskutiert wurde und noch nicht entschieden war", heißt es in dem Brief, der ka-news vorliegt.
OB Fenrich reagiert auf ka-news-Interview mit Ingo Wellenreuther
"Diese haben Sie leider in dem Interview mit ka-news nicht erwähnt", so Fenrich an Wellenreuther. In der Annahme des OB, dass dem KSC-Präsidenten diese Schreiben vorliegen, wäre es von Seiten Wellenreuthers ehrlicher gewesen darzulegen, weshalb die Fragen nicht beantwortet wurden, erklärt Fenrich. Ingo Wellenreuther erklärte am Dienstag vor dem Streit im Gemeinderat gegenüber ka-news, dass es ein Schreiben des KSC gäbe, welches von der Stadt nicht beantwortet wurde. Vorher stellte die Stadt klar, dass es von Seiten des Vereins seit der Amstübernahme Wellenreuthers keinen Kontakt zur Stadt in Sachen Stadionfrage gegeben hätte.
"Ich habe seinerzeit gegenüber Herrn Präsident Raase deutlich gemacht, dass die Beantwortung der Fragen nur mit einer vertiefenden Planung und damit mit finanziellem Aufwand (u.a. Beauftragung externer Büros) verbunden ist", so Fenrich im Brief an den KSC. Dies sei zur Grundsatzentscheidung des KSC über die Standortfrage zum damaligen Zeitpunkt nicht zu rechtfertigen gewesen. "Dies wäre auch der zweite Schritt vor dem ersten Schritt gewesen", erklärt der Oberbürgermeister. Im Hinblick auf die Entwicklung der Stadionfrage hält es Fenrich weiterhin für richtig, dass der Fragenkatalog des KSC nicht beantwortet wurde.
Höhere Kosten und Verschiebung beim Umbau
Stadtrat und KSC-Präsident Wellenreuther fordert hingegen nach dem Streit im Gemeinderat eine Rückkehr zur Sachlichkeit: "Dazu gehört für mich auch eine vollständige Darstellung der Ereignisse, vor allem die des Jahres 2008. Dies ist zuletzt durch die Stadtverwaltung und in der Debatte im Gemeinderat von einigen Stadträten bedauerlicherweise nicht geschehen", heißt es in einer Pressemeldung des CDU-Stadtrats. Im Antwortschreiben der Stadt auf die SPD-Anfrage seien die Angaben über einen Um- oder Neubau des Wildparks nur "verkürzt und unvollstädnig" dargestellt worden - vor allem die Entwicklungen des Jahres 2008.
"In der Sitzung der gemeinderätlichen Wildparkkommission am 02.07.2008 wurden Mitglieder der Kommission seitens der Stadt nämlich darüber informiert, dass die Kosten für den Umbau des Wildparkstadions von ursprünglich 54 Millionen Euro auf 64 bzw. 71 Millionen Euro steigen, zusätzlich bis dahin noch nicht vorgesehene Kosten für Infrastrukturmaßnahmen und für die Entsorgung von Altlasten in Höhe von 15 bis 20 Millionen Euro entstehen und die Gesamtkosten damit auf bis zu 91 Millionen gestiegen sind", so Wellenreuther. Der Umbau des Wildparks hätte sich deshalb von 2009 auf "frühestens Sommer 2010" verschoben. Zudem habe es weitere ungeklärte Punkte zwischen dem KSC und der Stadt zum Standort Wildpark gegeben.
KSC-Präsident kritisiert "verkürzte und unvollständige" Antwort der Stadt
Außerdem wurde bekannt, dass die Universität Karlsruhe (heute KIT) am Gelände interessiert sei, wie Wellenreuther auch gegenüber ka-news erklärte. "In dieser Sitzung wurde mit den Stimmen von CDU, FDP und der KAL mehrheitlich beschlossen, dass neben dem Standort Wildpark auch die beiden Standortalternativen Gleisbauhof/Durlacher Allee und Untere Hub im Hinblick auf ihre Realisierbarkeit und die daraus entstehenden Kosten untersucht werden und zwar durch externe Gutachter." Das Ergebnis des Büros Speer und Partner habe vorgeschlagen, einen kompletten Neubau für 40.000 Zuschauer am Standort Wildpark zu realisieren. "Die Kosten alleine für diesen Stadionneubau wurden mit 107 Millionen Euro angegeben", so Wellenreuther in der Pressemeldung.
"Diese neue Entwicklung des Jahres 2008 wurde in der Antwort der Stadtverwaltung nicht dargestellt, sondern vielmehr der Eindruck erweckt, als ob auf der Grundlage des Grundsatzbeschlusses vom 13.11.2007 ein geeignetes Stadion hätte realisiert werden können." Ein unterschriftsreifer Vertrag sei zudem nie vorgelegen. Wellenreuther erklärt weiter, dass der OB-Wahlkampf nicht auf das Thema Wildpark reduziert werden dürfe. "Der Neubau eines Stadions und eines Staatstheaters sind zwar wichtig und erhöhen die Attraktivität einer Stadt. Aber noch wichtiger für Karlsruhe sind eine Sanierung des Städtischen Klinikums, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und ein schnellerer Ausbau der Kita-Plätze, weil sie die Lebensgrundlagen der Menschen berühren", betont der OB-Kandidat.
OB-Kandidat Kalmbach stellt Anfrage: "Ist eine modulare Bauweise möglich?"
Und auch ein weiterer Kandidat auf den Oberbürgermeisterposten meldet sich zum Thema Wildparkstadion nun zu Wort. "Jetzt ist es wichtig, sachlich, konkret und zukunftsorientiert das Thema Wildparkstadion anzupacken. Nicht in die Vergangenheit rückwärtsgewandt diskutieren, sondern an der Zukunftsperspektive arbeiten", appelliert Einzelstadtrat Friedemann Kalmbach von Gemeinsam für Karlsruhe (GfK). Die Funkstille zwischen Stadt und Verein müsse beendet werden, Schuldzuweisungen würden hierbei nicht helfen, heißt es in einer Pressemeldung von GfK.
In einer Anfrage an die Stadtverwaltung fordert Kalmbach nun: "Die Stadt möge prüfen, ob eine modulare Bauweise realisierbar ist, nämlich die Stadionkapazität nach einer 1. Aufbaustufe für 25.000 Zuschauer zu erhöhen - und zwar in der 2. Aufbaustufe auf 35.000 Zuschauer." Kalmbach ist sich sicher: "Alles andere als ein schrittweiser Umbau mit einer Ausbaumöglichkeit wäre finanziell nicht zu stemmen - weder für die Stadt noch den Verein."
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