Bereits im April dieses Jahres hatte es eine ähnliche Aktion an der kleinen Kirche unweit des Karlsruher Marktplatzes gegeben. Damals wurden elf Haftbefehle vollstreckt. Diesmal allerdings ist die Dimension eine weitaus größere.

Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppen
Seit Mai kontrolliert und bestreift die Polizei den Bereich Amalienstraße/Hirschstraße verstärkt. Hintergrund auch dort: der Drogenhandel. "Hier wird aber nicht nur mit härteren Drogen wie Heroin und Kokain gehandelt. Der Polizei liegen auch Erkenntnisse über teils gewalttätige Auseinandersetzungen vor", erläutert Andreas Dahm, Polizeidirektor und Leiter des Polizeireviers Marktplatz.

Vor allem zwei rivalisierende Gruppen aus der Betäubungsmittelszene seien dabei immer häufiger aneinandergeraten. "Wir sprechen hier von teils schwerer Körperverletzung", sagt der Polizeidirektor weiter. Unter anderem sollen dabei Baseballschläger, Messer und andere Waffen zum Einsatz gekommen sein. Anwohner hatten sich in den letzten Monaten vermehrt beschwert.
Dealer handelten vor den Augen der Beamten
Anlass genug für die Polizei tätig zu werden. "Die Gewalt und der Rauschgifthandel in diesem Bereich hat ein Ausmaß angenommen, dass wir nicht länger dulden", sagt Dahm. Selbst die offensichtliche Präsenz der Polizei in Form von Streifenbesatzungen habe keine Wirkung gezeigt. Es sei im Gegenteil sogar "ganz frech" vor den Augen der Beamten gedealt worden.

Über mehrere Monate hatte die Polizei Observationen und operative Maßnahmen durchgeführt. Nachdem die Ermittler ausreichend Erkenntnisse über die Drogenszene sowie ihre Akteure im Bereich der Amalienstraße gesichert hatten, beantragte die Staatsanwaltschaft mehrere Haftbefehle und Durchsuchungsanordnungen beim Amtsgericht. Einer davon war bereits im Vorfeld der Razzia vollstreckt worden.
Erstaunte Passanten und überraschte Drogenszene
Am Dienstagnachmittag um kurz nach 17 Uhr heißt es dann für die Polizei: Zugriff! Mit über 100 Einsatzkräften gehen die Beamten gegen die Drogenszene in der westlichen Karlsruher Innenstadt vor. Darunter Hundeführer mit Drogenspürhunden, Kräfte der Kriminaltechnik, das Hauptzollamt und die Bereitschaftspolizei Bruchsal. ka-news.de durfte den Einsatz begleiten.

"Was geht denn hier ab?", fragt ein Passant, der hinter einem Absperrband steht. Die Beamten hatten die Amalienstraße zwischen Leopold- und Douglasstraße im Zuge des Einsatzes gesperrt. Wie ihm sollte es am Dienstagabend noch mehr Personen gehen. Im abendlichen Berufsverkehr kam es in Folge außerdem zu Behinderungen und Staus.

"Auch die Drogenszene hat offensichtlich nicht mit uns beziehungsweise einer solch großen Aktion gerechnet", sagt Dahm mit Blick auf ein Wohngebäude, das zu diesem Zeitpunkt durchsucht wird.

Insgesamt durchsucht die Polizei an diesem Dienstagabend fünf Wohnungen, vier Gaststätten und ein Wettbüro. Widerstand zwecklos. Die Gebäude sind durch die Polizei umzingelt. Immer wieder sieht man, wie Personen durchsucht werden. "Hände nach oben!", heißt es etwa als zwei vermummte Beamte einen Mann in einem Schnellimbiss abtasten.

Sichergestelltes Material und auffällige Gegenstände werden von den Beamten in Plastikbeutel und Kuverts gepackt - Beweissicherung. Mehrmals ist außerdem zu sehen, wie Personen in Handschellen abgeführt werden. Laut Polizei wird die Auswertung der Erkenntnisse im Nachgang noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen.
Polizei zufrieden mit Einsatz
Dennoch zeigt sich Kriminalhauptkommissar Ralf Eisenlohr im Anschluss zufrieden: "Die Aktion war in Form einer Abschreckung mit Sicherheit erfolgreich. Außerdem konnten wir zwei Haftbefehle vollstrecken - da haben wir schon mal zwei Hintermänner beziehungsweise Akteure festnehmen können."
Auch weitere Personen seien festgenommen worden. Bei diesen müsse jedoch noch geprüft werden, inwiefern auch bei ihnen Haftbefehl erwirkt werden kann.
Anwohner dankbar für Polizeieinsatz
"Es wurde zuletzt immer schlimmer. Die Ecke ist sowieso ein bisschen das Kreuzberg von Karlsruhe. Man hat immer wieder dieselben Dealer gesehen und es wurde Zeit, dass endlich was passiert", stellt auch ein Anwohner gegenüber der Redaktion fest. Für die Zukunft hoffe er, dass es "nun besser wird".

Ein Wunsch, den auch die Polizei teilt. "Wir möchten vermeiden, dass sich die offene Szene in unserer Stadt etabliert", sagt Dahm gegenüber der Redaktion. Ein weiterer Schlag gegen die Drogenszene sei mit diesem Abend erfolgt. Der Letzte sei es aber mit Sicherheit nicht gewesen.