"Wo ist denn mein Kaffee?", hallt es durch den Aufenthaltsraum der Elefantenpfleger im Karlsruher Zoo. Es ist noch nicht einmal acht Uhr und schon herrscht reger Trubel hinter den Kulissen des Geheges. Es sind noch mehr als zwei Stunden, bis alles fertig sein sollte und sich die Tore für die Zoobesucher öffnen. Der Zeitplan ist eng getaktet, es gibt noch viel zu tun: füttern, waschen, untersuchen.
"Elefanten sind Frühaufsteher"
Während Elefantenpfleger Sebastian Stritt noch mit seinen Kollegen die wichtigsten Dinge bespricht, werden er und sein Kollege schon sehnsüchtig erwartet. Ungeduldig sucht ein langer Rüssel seinen Weg durch den Türspalt vom Stall in die Pflegerküche, tastet sich am Rahmen und der Treppe entlang. "Elefanten sind eben Frühaufsteher", meint der Elefantenpfleger. Und besonders Elefantenseniorin Rani hat es morgens immer sehr eilig - vor allem, wenn es um das Thema Futter geht.
"Bei ihrem Brot kennt sie keinen Spaß", sagt Stritt und lacht. Wie jeden Morgen positioniert sich Rani daher vor der Tür zur Küche. Je länger es dauert, desto ungeduldiger wippen die rund drei Tonnen Gewicht vor und zurück. Da werde auch mal mit dem Rüssel geklopft, wenn die Pfleger zu lange bräuchten, verrät Stritt.
Von all dem lässt er sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Er kennt das morgendliche Prozedere und die Eigenheiten seiner Dickhäuterdamen ganz genau. Dann endlich gibt es den lang ersehnten Laib Brot - versteckte Medikamente inbegriffen - und einen liebevollen Klopfer auf den Rüssel.
Kameraüberwachung und tägliche Medi-Checks
Seit rund zehn Jahren arbeitet Stritt bereits mit Elefanten zusammen. Er ist einer von insgesamt fünf Tierpflegern, die die Elefanten im Karlsruher Zoo umsorgen, und zwar sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Mindestens zwei Pfleger müssen immer bei den Elefanten sein, sowohl am Wochenende als auch an den Feiertagen. Nicht selten kollidiert der Beruf mit dem Privatleben. Dennoch steht Stritt hinter seiner Arbeit mit den Elefanten. "Sie geben einem sehr viel zurück."

Er schätzt an seiner Arbeit vor allem, dass er engen Kontakt zu seinen Schützlingen hat. Tiere, die man eher aus der Ferne betreut? "Das ist nichts für mich!" Dabei ist eine gewisse Vertrauensbasis zwischen Tier und Pfleger unerlässlich. "Diese kann man nicht erkaufen oder erzwingen. Vertrauen muss wachsen", stellt Stritt klar. Das wird bereits beim morgendlichen Ritual deutlich. Neben dem Füttern und dem täglichen Abbrausen steht für die betagten Elefantinnen ein täglicher Medi-Check, eine medizinische Vorsorgeuntersuchung, auf dem Plan.
Dann heißt es: einmal alle vier Füße heben, Ohren zeigen und Augen untersuchen lassen. Falls nötig, werden auch die Aufnahmen der Videokameras begutachtet, die auf dem Außengehege und im Stall angebracht sind. Es ist eine von vielen Maßnahmen, die für die Betreuung der älteren Tiere notwendig sind.

Der Hintergrund: Die Bewohnerinnen der Elefanten-WG des Karlsruher Zoos haben allesamt ihre Beschwerden, die täglich überprüft werden müssen. Elefantenkuh Rani leidet bereits seit geraumer Zeit unter Rheuma, ihre Mitbewohnerin Nanda ist durch den grauen Star fast erblindet. Und auch Ranis langjährige Freundin Shanti hat altersbedingte Beschwerden. Sie humpelt aufgrund einer Versteifung im Ellenbogengelenk des rechten Vorderfußes. Da helfen nur Salbenumschläge - die allerdings im Anschluss skeptisch mit dem Rüssel betastet werden.
Wie entscheidend ist die Größe des Geheges?
Weiter geht es im Tagesprogramm mit einer kommentierten Fütterung für die Zoo-Besucher um Punkt zehn Uhr. Diese gibt zweimal täglich auf der Außenanlage der grauen Dickhäuter. Wenn es um das Thema Elefanten im Karlsruher Zoo geht, steht gerade die Außenanlage immer wieder bei Tierschützern in der Kritik: Zu klein sei sie für vier Elefanten, die Tiere hätten zu wenig Beschäftigung. Doch es ist Besserung in Sicht. Der neue Masterplan des Karlsruher Zoos vor, die Größe des Elefantengeheges im Spätsommer 2017 zu vergrößern.
Dass es Kritik an früheren Haltungen von Elefanten gibt, kann Stritt nachvollziehen. "Wie die Pflege beim Menschen hat sich aber auch die Pflege bei den Elefanten weiterentwickelt", erklärt er. Zudem dürfe nicht vergessen werden, dass es sich bei den vier Dickhäuterdamen im Karlsruher Zoo um alte Tiere handle, welche eine andere Pflege benötigten als etwa die Elefantenjungbullen im Heidelberger Zoo.
Entscheidend für Shanti, Rani, Jenny und Nanda sei, dass sie genug Beschäftigung hätten. "Es kommt viel mehr darauf an, wie das Gehege gestaltet ist", so Stritt. Regelmäßig kämen neue Gegenstände hinzu. Das Neuste: ein Baumstück mit viel Rinde zum Abschrubben. Betrachtet man die Gebrauchsspuren, scheint dieser bei den Elefanten-Oldies bereits wenige Tage nach der Anschaffung gut angekommen zu sein.
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