"Sie ist ein ganz lieber Elefant." Wenn Robert Scholz, Chef-Elefantentrainer im Karlsruher Zoo, über Nanda spricht, muss er immer wieder lächeln. Seit rund 20 Jahren beschäftigt sich der Tierpfleger mit den charakterstarken Dickhäutern. Und doch schafft es eine Elefantendame, ihn zu überraschen. "Sie ist ein ganz lieber Elefant", beschreibt Scholz seinen neusten Schützling, "ich bin von ihrem Charakter positiv überrascht."
So geht es Nanda in ihrem neuen Zuhause
Seit Ende Juni lebt die Elefantin im Karlsruher Zoo. Seither haben Scholz und sein Team ein genaues Auge auf die Dickhäuter-WG. Der Grund: Eine Zusammenführung von Elefanten gestaltet sich nicht immer einfach "Elefanten sind hoch soziale Tiere", erklärt der Chefelefantenpfleger, "sobald ein Tier aus der Gruppe verschwindet oder hinzukommt, verändert das das Gefüge." Möglich sind dann Rangkämpfe, bei denen ein Elefant ein anderes Tier auch körperlich angeht.
Zu Beginn wurde Nanda noch im Elefantenhaus separiert und in den ersten Nächten von einem Pfleger betreut. Der ehemalige Zirkuselefant sollte sich zunächst an die neue Umgebung gewöhnen. Ein Elefant brauche Struktur, so Scholz - und Nanda in besonderem Maße. "Man muss bedenken, dass Nanda sehr schlecht sieht", so Scholz. Die Elefantenkuh leidet an Grauem Star und gilt als beinahe blind. Nanda habe sich erst einmal ihren Weg ertasten müssen, schildert Scholz.
Inzwischen habe sich Nanda aber gut eingelebt, sie finde sich im Gehege gut zurecht. Zu den Pflegern habe sie inzwischen Vertrauen gefasst, schildert Scholz. "Sie lässt uns inzwischen sogar an ihre Augen." Auch die täglichen medizinischen Untersuchungen und Blutabnahmen seien kein Problem.
Auch mit ihren Mitbewohnern versteht sich Nanda offenbar gut. "Shanti und Rani haben ganz releaxt reagiert", so Scholz. Etwas schwieriger gestalte sich die Vergesellschaftung mit Jenny - diese sei vom Wesen eher dominant. "Es war klar, dass es mit ihr nicht so ganz einfach wird", schildert der Tierpfleger. Er ist aber guter Dinge. "Nanda hat die anderen Elefanten - vor allem Rani - positiv beeinflusst", freut er sich.
Scholz appelliert an besorgte Tierfreunde
Dennoch gibt der Tierpfleger zu bedenken, dass es innerhalb einer Elefantengruppe immer wieder zu kleinen Konflikten kommen kann. "Das bei Menschen nicht anders, wenn sie in eine neue Familie kommen", meint Scholz. Sollte es mal zu einem Konflikt kommen, könnten die Pfleger mittels eines Kommandos eingreifen - ein Vorteil der "Hands-On"-Haltung, bei der die Pfleger noch engen körperlichen Kontakt zu den Tieren haben.
Trotz der positiven Aussichten mahnt Scholz, dass man nach rund vier Wochen noch nicht von einer geglückten Vergesellschaftung sprechen könnte. "Wir müssen das Stück für Stück angehen", betont er, "Nanda muss sich hier erst noch richtig einfinden. Wir haben keine Eile." Für eine Zusammenführung müsse man bei Elefanten mindestens ein halbes Jahr einplanen. Sollten sich Zoobesucher in dieser Zeit sorgen, appelliert Scholz, den Kontakt zu den Pflegern zu suchen: "Wenn Sie Fragen haben, dann können Sie diese jederzeit an das Personal stellen."
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