Die Wurzeln von "Das Fest" findet man im Sommer 1984, als der Schlagzeuger Tihomir Lozanovski, damals Mitglied der Band Wolkenreise, ein Open-Air-Konzert in Karlsruhe organisiert. Seine Idee ist es, Karlsruher Bands dem Karlsruher Publikum näher zu bringen.

1984 ist der Sommer der Feste in Karlsruhe. Das Durlacher Altstadtfest ist noch jung und wird in der ersten Juliwoche zum 7. Mal gehalten. Lozanovskis kostenloses Fest an einem Abend für Karlsruhe in der Günther-Klotz-Anlage lockt 800 Besucher an, vier Rock-Bands treten auf der Bühne auf, unter anderem Bands der MIK (Musikerinitiative Karlsruhe), wie beispielsweise Zeta K.
Das Fest Karlsruhe: “Monsters of Rock“ findet im gleichen Sommer statt
Das Festival “Monsters of Rock” findet am 1. September im Wildparkstadion statt und trotz relativ teurer Eintrittskarten (Tageskasse DM 48,-) kommen 45.000 Besucher. Zu der beeindruckenden Besetzung gehören beispielsweise Ozzy Osbourne, Motley Crüe, Van Halen und AC/DC. Monsters of Rock ist das bedeutendste Hard-Rock- und Heavy-Metal-Musikfestival der 1980er und 1990er Jahre und hat zeitweise über 100.000 Zuschauer.
Für die zwei Veranstaltungen in Deutschland im Jahr 1984 werden 16 Fahrzeuge mit je 30 Tonnen Ladekraft für die PA-Anlage benötigt. Die Lichtanlage wiegt zehn Tonnen, die Bühnen sind je 63 Meter breit und 20 Meter tief.
Das Fest Karlsruhe: Neue Organisation, neuer Name
Nach der ersten Veranstaltung in der Günther-Klotz-Anlage spaltet sich jedoch die Gruppe der Organisatoren und Lozanovski steigt aus. Rudi Metzler und Gerd Gruss, die Anfang der 1980er Jahre den Rock Shop in Karlsruhe gegründet hatten, übernehmen 1985, im internationalen Jahr der Jugend, die Organisation. Zusammen mit Dieter Moser vom Stadtjugendausschuss schaffen sie es, eine erfolgreiche Veranstaltung auf die Beine zu bringen. Diesmal heißt die Veranstaltung tatsächlich “Das Fest“ und es treten über drei Tage, vom 5. bis 7. Juli 1985, vierzehn Bands auf.

Das Durlacher Altstadtfest öffnet am gleichen Tag, Freitag den 5. Juli. Nachmittags regnet es heftig aber bis zum frühen Abend sind die Tische und Bänke langsam wieder trocken. Auch hier ist das musikalische Angebot sehr breit, mit traditioneller und Liedermacher-Musik, stellt jedoch wenig Konkurrenz, zu den Bands auf dem Mount Klotz dar, mit internationalen Rockbands und Musik der Neuen Deutschen Welle.
Wie auch beim Durlacher Altstadtfest regnet es natürlich auch beim neuen Fest in Strömen und die Besucher stehen verkrampft mit Regenschirmen vor der Bühne. Am Freitagabend zur Eröffnung des “Jugendfestivals“, wie es heißt, durch Bürgermeister Norbert Vöhringer, ist es noch trocken, doch am Samstagnachmittag müssen Hunderte von Jugendlichen das Musikspektakel beim Gewitterregen genießen.
Das Fest Karlsruhe: Vielfalt der Musikrichtungen spricht verschiedenen Zielgruppen an
Als es gegen Abend wieder trocken wird, spielen die Karlsruher Bands Modulazione und Casino, letztere eine Rock-Band, die deutschen Pop-Rock spielt und deren Musik von der Neuen Deutschen Welle beeinflusst wird. “Es ging uns nicht darum, ein Heavy-Metal-Festival zu veranstalten, wie es letztes Jahr im Wildparkstadion stattfand“, erklärt Dieter Moser – damit meint er das “Monsters of Rock“ Konzert. Zwei Gruppen vom Kulturverein Tollhaus werden herangezogen, um die Karlsruher Gruppen zu fördern, so Moser.

Haindling ist eine niederbayerische Musikgruppe, die die Musikrichtung Neue Volksmusik spielt. Im Vorjahr hatten sie große Hits mit “Du Depp“ und “Lang scho nimmer g’sehn“. Die andere Band, Maanam, mit deren Auftritt am Sonntagabend die dreitägige Veranstaltung zu Ende geht, ist eine populäre polnische Rock-Band. 1984 wird ihr Album “Nocny Patrol“ (Englisch: “Night Patrol“) in der Szene sehr hochgeschätzt und spiegelt die aktuelle Stimmung in Polen wider. Mit der Vielfalt an Musikrichtungen ist Moser bemüht, ein breiteres Publikum anzusprechen. Außerdem: “So beweisen wir, dass Rock-Musik nicht immer etwas mit Randale zu tun hat“, sagt er.
Das Fest Karlsruhe: Internationale Bands im internationalen Jahr der Jugend
Der Stadtjugendausschuss will mit dem Fest einen Beitrag zum internationalen Jahr der Jugend einen Beitrag leisten. Internationalität ist auf diesem Jugendfestival auf jeden Fall gegeben. Abgesehen von der polnischen Band Maanam und der italienischen Neue-Welle-Band Modulazione aus Karlsruhe ist die kanadische Band “People at zero“ auch dabei.

Die Musiker der Band aus Söllingen sind alle Kinder von Angehörigen der kanadischen Streitkräfte, die in Karlsruhe Dienst leisten. Die schwedische Band “The Foundation“ ist eine erfolgreiche Gruppe der frühen 1980er Jahre, die behaupten, von Vangelis, Mike Oldfield und Igor Strawinsky inspiriert worden zu sein. Sowohl “The Foundation“ als auch die amerikanische Band “Three Wheel Circus“ gehen nach dem Auftritt in Karlsruhe auf Deutschlandtournee.
Das Fest stört Patienten im Krankenhaus
Die sonst ruhige Günther-Klotz-Anlage ist erstmalig drei Tage lang Szene einer großen Musikveranstaltung mit riesigen Scheinwerfern und Verstärkerboxen. Am Sonntag strahlt die Sonne wieder und die Fans strömen rein. Allerdings leiden die Patienten im Vincentius-Krankenhaus, das gar nicht weit weg steht, unter dem Lärm. Das Problem können die Organisatoren diesmal nicht lösen und müssen sich zukünftig überlegen, wie sich diese Hürde meistern lässt. “Der Standort wäre ansonsten ideal für Open-Air-Konzerte“, sagt Moser.

Das Gesamtbudget für das für die Besucher kostenlose Fest ist DM 10.000 (5.000 Euro) und zwischen 3.000 und 5.000 Besucher erscheinen. 2019 hingegen gibt es über die drei Tage über 250.000 Besucher, 2022 kosten die Tickets 15 Euro am Tag.
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