Seit der Gründung der Fächerstadt im Jahr 1715 ist in jedem Jahrhundert eine neue große Parkanlage entstanden. So ist es auch mit der Günther-Klotz-Anlage, die Anfang der 1970er-Jahre nicht als reiner Park, sondern als ein Naherholungsgebiet für 65.000 Leute aus der West- und Südweststadt konzipiert werden sollte.
Der damalige Oberbürgermeister, der namensgebende Günther Klotz, wollte diese dritte große Grünanlage in Karlsruhe kurzfristig realisieren, weshalb 1971 ein Planungswettbewerb für die Überbauung der ebenen Fläche des Beiertheimer Feldes und des sogenannten "Albgrün" bundesweit ausgeschrieben wurde.

Von den 25 eingereichten Arbeiten gewann der Karlsruher Architekt Johannes Heinz Jakubeit den ersten Preis und durfte für das zirka 47,5 Hektar großen Gelände der neuen Anlage nach seinem Entwurf die Ausführungspläne erstellen. Ursprünglich sollte nördlich der Parkanlage eine Wohnsiedlung für 6.000 Menschen gebaut werden.
"Der Mensch bewegt sich gerne am Waldrand entlang"
Hier standen Schrebergärten. Aber die Stadtverwaltung zog es vor, die Grünanlage vorab zu realisieren, damit die dafür vorhandenen Gelder nicht verloren gingen. Später wurde die Wohnanlage jedoch nicht mehr gebaut und die Schrebergärten bleiben bis heute bestehen. Auch das vorgesehene Wohngebiet wurde von Jakubeit konzipiert.
Sein entscheidender Vorteil bei dem Wettbewerb lag darin, dass er diese Siedlung von der Parkanlage durch eine Promenade strikt getrennt hatte, was bei der Stadtverwaltung sehr wohlwollend betrachtet wurde.

Außerdem waren für ihn drei Aspekte bei der Planung eines Naherholungsgebiets unerlässlich: Waldränder, Höhenunterschiede im Gelände und Wasserränder. "Randeffekte sind sehr wichtig für die Erholungswirksamkeit der Menschen in der Natur", erzählt Johannes Jakubeit im Interview. "Der Übergang vom Wald zur Landschaft ist ein sehr wichtiges Kriterium für die Naherholung. Der Mensch bewegt sich gerne am Waldrand entlang."
Eine alte Allee von Nussbäumen bietet Ersatz für einen Waldrand oder Waldsaum. Auf der Südseite der Alb schützt ein aus Bäumen und Gebüsch bestandener Lärmschutzwall die Grünanlage vor Lärm und Abgasen der Südtangente. "Für Parkbesucher ist das Bodenrelief ein wichtiger Erholungsfaktor", so Jakubeit. "Die Leute suchen Höhen und Senken."
"Mount Klotz" ist nach Günther Klotz benannt
Da das Gelände ursprünglich eben war, musste der Architekt diese Erhebungen und Mulden künstlich erschaffen. Bei der Erarbeitung eines Bodenreliefkonzepts war die vorgesehene Benutzbarkeit ein entscheidender Faktor. Hier musste man sich Gedanken machen, wie die Anlage zukünftig benutzt würde. Zum Beispiel zum Radfahren, Gärtnern, Spazieren, Lagern, Picknicken, Ballspielen oder Musik machen.

So laden Wiesenflächen um die Seen zum Spielen, Sonnen und Verweilen ein, während die Wege oberhalb und unterhalb der Alb Spazierenden abwechslungsreiche Landschaftsausblicke bieten. Das Angebot für Freizeitaktivitäten wie Skateplatz oder Bewegungsgeräte ist auch umfangreich.
Benannt wird der "Mount Klotz", wie die ganze Anlage, nach dem Initiator des Projekts, dem Karlsruher Oberbürgermeister von 1952 bis 1970, Günther Klotz.

Mount Klotz steht 15 Meter höher als das Gelände und wurde mit dem Erdaushub von den drei künstlich gestalteten Teichen aufgeschüttet. Dieser Erdaushub alleine hat jedoch nicht ausgereicht, um die 15 Meter zu erlangen – es musste noch Bauschutt von Karlsruher Baustellen geliefert werden. "So wurde das ganze Gelände langsam modelliert", sagt Jakubeit, "damit es Höhenunterschiede gibt."
Teiche, Brücken und eine Sportanlage
Ursprünglich hatte er den Mount Klotz als Rodelhügel konzipiert. "Kinder haben Autoreifen benutzt, um den Hügel herunter zu schlittern und es gab viele Unfälle", erinnert sich der Architekt. Der dritte wichtige Faktor für die Naherholung sind Wasserränder. "Untersuchungen haben ergeben, dass Erholungsuchende sich an Gewässerrändern drei Mal so gerne aufhalten wie an Waldsäumen."

Zu diesem Zweck hat er drei Teiche kreiert: einen Modellbootsee mit Zuschauertribüne, der etwas über dem Wasserspiegel der Alb liegt, oberhalb einen Landschaftssee sowie einen Freizeitsee nördlich der Nussbaumallee. In allen Seen gibt es Fische, für die der notwendige Sauerstoff durch die künstliche Bewegung des Wassers im ständigen Kreislauf erzeugt wird.
"Hochgepumpt wird das Wasser von der Alb", erläutert der Architekt, "dann läuft es in den Landschaftssee, fließt in den Freizeitsee und kommt dann über eine Kaskade in den Modellbootsee. Schließlich fließt das Wasser wieder in die Alb."

Die Planung des Sportzentrums am östlichen Ende der Anlage einschließlich des Vereinshauses hat der Architekt auch ausgeführt. Die einzelnen Felder der Sportanlage sind durch Baum bepflanzte Wälle getrennt.
Eine Grotte mit Tunnel?
Eine geplante Grotte mit Tunnel in der Nähe von Mount Klotz wurde aber nicht realisiert. Insgesamt gibt es fünf Brücken über die Alb, inklusive einer überdachten Holzbrücke. Diese Brücke stand ursprünglich in Bulach, verlor aber im Rahmen der Albverlegung auf Grund der Trassierung der Südtangente 1973 ihren Sinn.
Jakubeit wollte aber nicht, dass die Brücke verloren geht. Unter der Leitung von Jürgen Vogeley vom Institut für Tragekonstruktion am KIT wurde sie demontiert und 1976 als Zugang zum Bootssee neu aufgebaut, somit für die Seelandschaft der neuen Anlage sinnvoll reaktiviert. "Ich freue mich, dass man noch 50 Jahre später Interesse hat, wie der Park so entstanden ist", sagt Architekt Jakubeit.
Am beliebtesten ist der kleine Karlsruher "Hausberg" und seine Anlage aber immer noch alljährlich für ein Wochenende inmitten des Jahres: Dann kommen bis zu 250.000 Besucher in der Günther-Klotz-Anlage zusammen, um "Das Fest" zu feiern. Nur im vergangenen und in diesem Jahr musste das beliebte Open-Air-Festival aufgrund der Corona-Lage abgesagt werden – die Pläne für eine Veranstaltung im Jahr 2022 sind jedoch schon im Gange.



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