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Karlsruhe: Umstrittener Abluftkamin am Karlstor kommt nicht: "Es gibt andere Möglichkeiten, Abgase aus dem Tunnel zu leiten"

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Umstrittener Abluftkamin am Karlstor kommt nicht: "Es gibt andere Möglichkeiten, Abgase aus dem Tunnel zu leiten"

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    Umstrittener Abluftkamin am Karlstor kommt nicht: "Es gibt andere Möglichkeiten, Abgase aus dem Tunnel zu leiten"
    Umstrittener Abluftkamin am Karlstor kommt nicht: "Es gibt andere Möglichkeiten, Abgase aus dem Tunnel zu leiten" Foto: Kaisg/Stadt Karlsruhe/Riedel

    Ein Tunnel braucht frische Luft - so will es die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Bei kürzeren Tunnel bis 400 Metern Länge reicht die natürliche Lüftung für einen Luftaustausch. Wenn eine Tunnelröhre allerdings länger ist - und das ist der Autotunnel unter der Karlsruher Kriegsstraße - dann sorgen automatische Be- und Entlüftungsanlagen für die Versorgung mit Frischluft. So werden Abgase verdünnt oder aus dem Tunnel gebracht und gefährden bei einem Stau nicht die Gesundheit der Menschen im Tunnel. Das ist die graue Theorie in Kurzfassung.

    Abluftkamin am Karlstor immer noch im Bebauungsplan

    Auch der Kriegsstraßentunnel mit seinen 1,6 Kilometern braucht einen Abluftanlage.  Und die sah einst vor, einen etwa 20 Meter hohen Abluftkamin am Karlstor neben dem Bundesgerichtshof zu bauen.  Sehr zum  Leidwesen der Anwohner und auch der Stadträte - die waren dagegen.

    (Archivbild)
    (Archivbild) Foto: Montage Stadt Karlsruhe

    Bereits 2014 wurde daher im Gemeinderat beschlossen, dass nochmals über die Notwendigkeit eines solchen Abluftkamins beraten werden sollte. Der Bebauungsplan "Kriegsstraße Mitte, Straßenbahn in der Kriegsstraße mit Straßentunnel", sah allerdings weiterhin ein solches Abluftbauwerk mit oberirdischem Kamin vor.

    So könnte der 20 Meter hohe Abluftkamin am Karlstor nach den aktuellen Planungen aussehen.
    So könnte der 20 Meter hohe Abluftkamin am Karlstor nach den aktuellen Planungen aussehen. Foto: Montage Stadt Karlsruhe

    Um nun zu klären, ob vielleicht auch anders die Grenzwerte einzuhalten sind, wurde das 22. Bundes-Immisionsschutzgesetz (BISchG) zu Rate gezogen. Darin steht, dass entsprechende Vorkehrungen getroffen werden müssen, etwa durch einen Strahllüfter im Tunnelbauwerk. Dieser ist aber ohnehin schon im Kriegsstraßentunnel vorgesehen.

    "Durch eine Optimierung der Steuerung dieser Lüfter könnte eine Einhaltung der Immissionwerte in allen Bereichen erreicht werden", schreibt die Stadt Karlsruhe in einer Beschlussvorlage an die Gemeinderäte. "Ein Verzicht auf die Portalluftabsaugung mit Abluftkamin scheint daher möglich!"

    Ohne Tunnel nur geringfügige Überschreitungen der Grenzwerte

    Wenn Ende 2021 der Tunnel unter der Kriegsstraße in Betrieb geht, wird es ohne Abluftkamin laut eines Gutachtens "nur zu geringfügigen Überschreitungen des Stickstoffdioxids-Grenzwertes im Bereich des Westportals kommen", schreibt die Stadt an ihre Gemeinderäte weiter.

    Erst Anfang 2023, also rund ein Jahr nach Inbetriebnahme, sei das erste Jahr, in dem laut Gutachten der Kasig rechnerisch keine Überschreitungen des Grenzwertes mehr auftreten. Dies sei nicht mit Veränderungen am Tunnelbauwerk zu erklären, sondern mit den Entwicklungen der Autos.

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: ka-news

    Weniger Geld, weniger Lärm, weniger Abgase

    Der Grenzwert für NO2, also Stickstoffdioxide, liegt im Jahresschnitt bei 40 Mikrogramm (µg) pro Kubikmeter Luft. "Auch bei einem alternativen Lüftungskonzept ohne Portalluftabsaugung und Lüftungssteuerung über die bereits vorhandenen Strahllüfter können die Grenzwerte sowohl am Westportal als auch am Nordportal immer eingehalten werden", heißt es in dem Gutachten im Auftrag der Kasig weiter. 

    Ist die Kapazität eines Tunnels ausgeschöpft, dürfen die Verkehrsteilnehmer per Ampelregelung nur noch blockweise in die Röhre fahren.
    Ist die Kapazität eines Tunnels ausgeschöpft, dürfen die Verkehrsteilnehmer per Ampelregelung nur noch blockweise in die Röhre fahren. Foto: Bernd Wüstneck

    Gute Neuigkeiten also für Anwohner, denn es wird befürchtet, dass "erhebliche Schallimmissionen im Umfeld der Abluftzentrale entstehen können", so die Stadt weiter. 

    Wenn überhaupt ein Kamin kommt, soll es eine Dreierkombi statt eines massiven Turms werden.
    Wenn überhaupt ein Kamin kommt, soll es eine Dreierkombi statt eines massiven Turms werden. Foto: fst

    Auch das "Stadtsäckel" wird geschont, wenn es keinen Kamin und keine Abluftanlage gibt. Etwa vier Millionen Euro werden gespart, wenn auf die Herstellung der unterirdischen Abluftzentrale verzichtet wird. Dazu kommen laut Stadt nochmals etwa 3,2 Millionen Euro für "bisher nicht veranschlagte Kosten wie etwa einen Feinstaubfilter", erklärt die Stadtverwaltung weiter. 

    "Andere Möglichkeiten, Abgase aus dem Tunnel zu leiten"

    2018 hat die Kasig, die Bauherrin der Kombilösung, beschlossen, den Abluftkamin am Karlstor nicht zu bauen - diesem Entschluss hat der Karlsruher Gemeinderat noch im vergangenen November zugestimmt. Mit 46 Ja-Stimmen fiel das Votum der Stadträte eindeutig aus. "Die Technik ist mittlerweile so weit, dass wir nur Gebläse einbauen werden, um die Abgase aus dem Tunnel zu leiten", so die Kasig gegenüber ka-news. 

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Thomas Riedel

    Doch warum wurde überhaupt mit dem Kamin geplant, der nun gar nicht mehr notwendig ist? Das liegt daran, dass die Planungen zum Autotunnel mittlerweile über 16 Jahre alt sind, also aus dem Jahr 2002.

    "Damals konnte man nicht absehen, wie sich die E-Mobilität entwickelt und das wurde einfach nicht in die Berechnungen mit einbezogen, ebenso wie die verbesserten Filter in den Autos selbst!" Deswegen ist man sich bei der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig) sehr sicher, dass man mit den Ventilatoren auskommt und so die Abluft regeln kann. 

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