Die meisten Karlsruher dürften nun erleichtert aufatmen. Denn mit der Fertigstellung der Karlsruher Kombilösung verschwanden auch viele Baustellen von Karlsruhes Bildfläche. Stattdessen wird dieses nun durch eine frisch sanierte Kriegsstraße und diversen Zugängen zu Karlsruhes neuer "Unterwelt" geprägt. Der bauliche Endspurt im Jahr 2021 hatte aber auch seine Tücken. So konnte beispielsweise der dazugehörige Autotunnel nicht rechtzeitig fertiggestellt werden.
Straßensperrungen stellen Geduld der Autofahrer auf die Probe
Am 16. Januar 2021 kehrte das Mega-Verkehrsprojekt, das von der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig) betreut wurde, aus der Winterpause zurück. Dennoch ist klar zu erkennen: Langsam, aber sicher, neigt sich die größte Baustelle von Karlsruhe dem Ende zu.
Immer mehr schritt der Innenausbau des Bahntunnels voran. Selbst die Kräne verschwanden nach und nach von der Oberfläche, welche nun auf ihre endgültige Ausgestaltung vorbereitet wurde. Das heißt: Radwege, Fahrbahnen, Grünsteifen und vieles mehr. Doch damit die auch bald genutzt werden konnten, waren einige Vorkehrungen unabdingbar. Darunter: Straßensperrungen und Umleitungen, die im Jahr 2021 das Karlsruher Stadtbild entscheidend mitprägten.

So wurde beispielsweise die Kreuzung Ritter-/Kriegsstraße in Nord-Süd-Richtung und umgekehrt bis Ende Februar gesperrt. Auch bei den Knotenpunkten Karlstor, Ettlinger Tor, Mendelssohnplatz und Kriegsstraße mussten Autofahrer wegen Umleitungen und einer provisorischen Verlagerung des Autoverkehrs auf die Mittellage des Tunnels viel Geduld mitbringen. Zweck der provisorischen Maßnahme: Auf der Nord- und der Südseite der Kriegsstraße konnte so die endgültige Fahrbahn mit Radwegen und Bürgersteigen entstehen.
Abbau der Hilfsbrücken am Karlstor und erste Probefahrten
Nachdem im vergangenen September am Karlsruher "Karlstor" Hilfsbrücken angebracht wurden, um den Bahnen - trotz Tunnelbau - eine Weiterfahrt zu ermöglichen, wurden diese in der Nacht vom 8. auf den 9. April wieder entfernt. Das bedeutete jedoch, dass bis zum September erstmal keine Bahnen mehr über die Karlstraße rollen konnten. Erneut mussten sich die Bürger auf Umleitungen einstellen.
Ebenfalls im April fand der erste Probebetrieb unter der Kaiserstraße statt. Darauf folgte der erste große Stresstest, indem 20 Bahnen innerhalb von fünf Stunden durch die noch nicht fertige Kombilösung fuhren. Kurz zuvor wurde im Bahntunnel außerdem das Funknetz weiter ausgebaut, um in Notfällen eine sichere Kommunikation zu Polizei, Feuerwehr und Co. zu gewährleisten.
Inzwischen ging es auch auf der Oberfläche mit großen Schritten voran. Insbesondere beim Abschnitt zwischen Mendelssohnplatz und Ettlinger Tor waren die Arbeiter mit der neuen südlichen Fahrbahn und mit den neuen nördlichen Gehwegen beschäftigt. Derweil wurde der Rohbau für die unterirdische Zufahrt zum Parkhaus des Ettlinger Tors fertiggestellt.
Rohbauarbeiten werden abgeschlossen
Trotz Pfingstferienbeginn wurden die Arbeiten ober- und unterirdisch weiter fortgesetzt. In der Oststadt wurden neue Gleise gelegt und darum auch neue Straßensperrungen beim Hauptfriedhof und dem Karl-Wilhelm-Platz errichtet. An der Kreuzung Karlstraße, Karlstor und Kriegsstraße entstand hingegen ein Gleisdreieck für die Bahnen. Dort wurde dann im gleichen Zuge die 50 Jahre alte Rampe bei der Karlstor-Unterfahrung saniert.

Ein Stück weiter, auf der Oberfläche der Kriegsstraße, wurden Woche für Woche immer mehr endgültige Fahrbahnen für die oberirdisch fahrenden Autos und Radler erkennbar. Gehwege wurden gepflastert und Grünstreifen angelegt. Der Clou: Das Gras wurde aus dem ausgedienten Rasen des August-Klingler-Stadion in Daxlanden und des Wildparkstadions "recycelt".

Doch nicht nur auf der Oberfläche ging es voran: Im 1,6 Kilometer langen Autotunnels, etwa 25 Meter westlich der Kreuzung der Karlstraße mit der Kriegsstraße, wurde außerdem die letzte Betondecke im Bereich des Tunnelportals hergestellt. Damit galt der Rohbau des Autotunnels als endgültig abgeschlossen.
Autotunnel wird nicht im Dezember fertig
Allerdings hatte die Kasig im Sommer mit unbeständigem Wetter und Materialmangel zu kämpfen. Das Resultat: Einzelne Arbeiten mussten nach hinten verschoben werden. Es wurde immer deutlicher, dass der Autotunnel wohl nicht rechtzeitig zur Eröffnung fertig sein würde. Die endgültige Bestätigung dieser Vermutung erfolgt während einer Pressekonferenz im August.

Nichtdestotrotz konnte bei der Oberflächengestaltung der Kriegsstraße die finale Phase eingeleitet- und auch die Arbeiten am Karlstor weiter vorangebracht werden. Der Grund: Seit dem 13. September durften dort wieder die Bahnen rollen. Parallel dazu wurden die Fahrer der Stadtbahnen und Straßenbahnen von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) in die Tunnelstrecken eingewiesen.
Pachtvertrag zwischen VBK und der Stadt Karlsruhe
Im Herbst war dann endgültig "Endspurt" angesagt, indem durch entsprechende Einsätze der "Ernstfall" geprobt wurde. Mal bargen Feuerwehrleute eine Person unter einer Straßenbahn, mal übte die Polizei eine Bedrohungslage, mal wurde ein kompletter Stromausfall simuliert.

Ein anderes Kapitel wurde wiederum bei der Vertragsschließung zwischen der Stadt und der VBK aufgeschlagen. Da die Kombilösung nach ihrer Fertigstellung in den Besitz der Stadt übergehen sollte, müsse die VBK für die Nutzung des Tunnels eine Pacht von rund 22,5 Millionen Euro zahlen. Der komplette Gemeinderat stimmte am 19. Oktober diesem Pachtvertrag zu.
"Genesis" Kunstprojekt wird nicht zur Eröffnung fertig
Im November wurde unterdessen bekannt, dass das Kunstprojekt "Genesis" von Markus Lüpertz nicht im Dezember, sondern erst in der ersten Jahreshälfte von 2022 enthüllt werden soll. Der Grund: Ebenso wie beim Tunnel sollen Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung ausschlaggebend gewesen sein. Darüber hinaus hatte die Keramikmanufaktur "Majolika", die mit dem Projekt vertraut worden war, die Zusammenarbeit mit dem Verein "Karlsruhe Kunst Erfahren" aufgelöst. In einer Pressemitteilung gab der Verein jedoch bekannt, dass die "Genesis" nun in der Zeller Keramik Manufaktur fertiggestellt werden soll.

Im selben Monat wurde die Kombilösung außerdem mit dem Preis der Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen (Stuva) ausgezeichnet. Damit sollen die "besonderen Leistungen des unterirdischen Bauens für Bahn und Straße in der eng bebauten Karlsruher Innenstadt und das damit verbundene Gesamtkonzept, welches mit der Fertigstellung der Kombilösung einhergeht", gewürdigt werden.
Und es gab noch weitere gute Nachrichten: Das Land bewilligte kurz vor der Eröffnung eine weitere Finanzspritze von 63,4 Millionen Euro. Damit sollten unter anderem Mehrkosten abgedeckt werden, die bereits vor einigen Jahren aufgrund des gestörten Bauablaufs und höhere Aufwendungen für die Sicherheit entstanden seien.
Der Bahntunnel ist offiziell eröffnet
Am 11. Dezember 2021, um 11 Uhr, war es dann endlich soweit: Der Bahntunnel der Kombilösung wurde eröffnet. Wegen Corona fiel die Zeremonie jedoch deutlich kleiner aus. Zugegen waren unter anderem der Landesverkehrsminister Winfried Hermann, Oberbürgermeister Frank Mentrup und sein Vorgänger Heinz Fenrich.

Um 14 Uhr wurden die einzelnen Haltestellen eröffnet, indem jeweils zwei "Paten" das Durchschneiden der roten Bänder übernahmen. Und die Fahrgäste? Bei denen fiel das Resümee über die Eröffnung ziemlich gespalten aus. Dies bestätigt auch eine nicht repräsentative Umfrage auf ka-news.de: 40,5 Prozent der Stimmen gaben an, sich über die Kombilösung zu freuen. 56,28 Prozent empfinden sie wiederum als unnötig.




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