Während die Kombi-Lösung unterirdisch immer weiter voranschreitet, wird auch an der Oberfläche - genauer gesagt im Bereich des Ettlinger Tors - fleißig weitergearbeitet. Eine Geduldsprobe für jeden Autofahrer, denn: Ganze sieben Wochen lang wird dort die Kreuzung in Nord-Süd-Richtung und Süd-Nord-Richtung gesperrt bleiben.
Auch die Sperrung der Ettlinger Straße und die Baustellen im Bereich der Karlsstraße behindern den Verkehrsfluss zusätzlich. Das Ergebnis: Die Ritterstraße, Wohnort des Bürgerverein-Vorsitzenden Vlado Bulic, wird von vielen als Ausweichmöglichkeit genutzt. Soweit so gut. Bulic treiben aber ganz andere Sorgen: Was passiert, wenn es wirklich zu einer Notsituation kommt?
Bürgerverein fehlt das Krisenmanagement
"Es gibt so viel Verkehr, ich verstehe nicht, warum dann der ganze Verkehr über die Ritterstraße geführt wird", so Bulic im Gespräch mit ka-news.de. Als sich dann in der vergangenen Woche an der Kreuzung Gartenstraße/Ritterstraße auch noch ein Unfall ereignet, ist das Maß für ihn voll.

"Kürzlich kam es zu einem unerträglichen Verkehrschaos auf der Karlstraße, Ritterstraße und Kriegsstraße. Die Verantwortlichen haben den ganzen Tag verschlafen und gar nichts unternommen. Eine Koordination zwischen Polizei, KVV, Kasig, Verwaltung und allen Teilnehmenden versagte. Viele Bürger fragen sich, ob es in Karlsruhe überhaupt ein Krisenmanagement gibt", so der Vorsitzende verärgert in einem Schreiben an die Stadt Karlsruhe. Doch was sollte seiner Meinung nach besser gemacht werden?

Karlsruhe soll Verkehrsmanagementsoftware nutzen
Zum einen kritisiert Bulic, dass fehlende Informationsmanagement zwischen Stadtverwaltung und Bürgervereinen, wenn es um neue Baustellen und Verkehrsumleitungen geht. Hier sehe er dringenden Nachholbedarf.

"Hier stimmt die Zusammenarbeit absolut nicht. Das haben mir auch schon andere Bürgervereine bestätigt", sagt Bulic. Denn meist wüssten sie erst viel zu spät über die Änderungen Bescheid. Aber was kann man ändern?
"Man müsste den Bürgervereinen und den Bürgern, die in den jeweiligen Stadtteilen leben, eine schriftliche Information der Stadt zukommen lassen", schlägt Bulic vor.
Zum anderen sieht Bulic die Stadt in der Verantwortung, den Verkehr - trotz vieler Baustellen - gut durch die Stadt zu koordinieren, indem eine entsprechende Verkehrswarnsoftware zum Einsatz kommt.
"Es gibt eine Software, die in anderen Ländern auch genutzt wird. Da müsste sich die Stadt mit der Firma zusammensetzen und eine Lösung erarbeiten", sagt Bulic und ergänzt in Bezug auf den Unfall in der Ritterstraße: "Wenn Karlsruhe schon so ein kleines Problem nicht richtig erledigen kann, was passiert dann bei schlimmeren Situationen? Das ist eine ernsthafte Frage."
Unfall war eine "Verkettung unglücklicher Umstände"
Auf Anfrage der Redaktion gesteht das Karlsruher Tiefbauamt, dass es bei dem von Bulic geschilderten Unfall ungünstig abgelaufen sei. Die Verantwortung weist das Amt jedoch von sich.

"Dass der Unfall vergangene Woche zur erheblichen Staus führte, ist zudem in der Gesamtsituation begründet. Wäre die Baustelle der Verkehrsbetriebe in der Karlstraße wie geplant beendet worden, hätte diese Straße als Entlastungsstrecke dienen können. Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände, die so nicht vorhersehbar waren", so das Amt in einem E-Mail-Statement an ka-news.de. Grundsätzlich würden Baustellenverkehrsführungen jedoch mit den Rettungsdiensten abgestimmt werden, sodass "im Krisenfall" immer entsprechend gehandelt werden könne.
"Unfallereignisse stellen Sondersituationen dar, hierbei wird zunächst die Polizei beziehungsweise die Feuerwehr tätig, welche weitere Unterstützung bei der Verkehrsausstattung im Tiefbauamt anfordern kann", heißt es weiter.
Polizei fühlt sich rechtzeitig informiert
Das bestätigt auch die Karlsruher Polizei. Zu "Auswirkungen bei Fahrten unter Inanspruchnahme von Sonder- und Wegerechten" soll es bislang jedoch nicht gekommen sein. Der Grund: Über die Baumaßnahmen wurde rechtzeitig informiert, sodass vorab alternative Fahrtwege einkalkuliert werden konnten. Zu "Krisensituationen" sei es bislang nur vereinzelt gekommen, wobei Umleitungsmaßnahmen nicht vonnöten waren.

Heißt das etwa, dass der Informationsfluss zwar die Polizei erreicht, aber nicht die Bürgervereine? Das Tiefbauamt ist über die Anschuldigungen von Bulic verwundert.
"Am 10. Juni wurden die Vorsitzenden des Bürgervereins Südweststadt im Rahmen einer Videokonferenz von VBK, Kasig und dem Baustellenmanagement im Tiefbauamt über die gesamten Zusammenhänge der bevorstehende Baustellenabwicklungen in der Karlstraße, am Karlstor sowie in der Ettlinger Straße und am Ettlinger Tor informiert. Des Weiteren nehmen die Vertreter der Bürgervereine regelmäßig an den Sitzungen des Planungsausschusses teil. Generell halten wir die Zusammenarbeit mit den Bürgervereinen daher für gut und zielführend, wir sind über die Vorgehensweise des Bürgervereins Südweststadt in diesem Zusammenhang sehr verwundert."

Software ungeeignet
Als Letztes wird seitens des Tiefbauamtes auch die Frage nach der Verkehrssoftware geklärt - der das Amt kurzum eine Absage erteilt. Der Grund: Da die Baustellen sich im Rahmen der Kombi-Lösung ständig ändern, sei es schwierig, Zahlen für derlei Maßnahmen zu beschaffen. Das erschwert wiederum die Nutzung solch einer Software.
Die Antwort des Tiefbauamtes fällt dabei folgendermaßen aus:
"Verkehrszahlen und -frequenz stellen immer Grundlagen für die Planung von Baustellenverkehrsführungen dar. Eine grundsätzliche Änderung im Rahmen der Umsetzung von Straßenbaustellen hat sich mit Einführung der technischen Regel ARS 5.2 seit 2019 ergeben. Hierbei wird der Grenzbereich zwischen Arbeitsstelle und Fahrbahn betrachtet und die Abstände in Sachen Arbeitsschutz neu geregelt."
"Seither müssen vorwiegend Sperrungen anstelle halbseitiger Straßenführungen umgesetzt werden, weil sich der Verkehrsfluss im Karlsruher Zentrum deutlich verändert, hat (und laufend verändert) und darum für innerstädtische Baustellenberechnungen aktuell die Ausgangszahlen fehlen."

Also gibt es keinerlei Messwerte, die hier genutzt werden können? Ganz so tragisch ist es dann wohl doch nicht. Grundsätzlich arbeite das Tiefbauamt mit qualifizierten Ingenieurbüros zusammen, die die Stadt bei den Planungen und Verkehrsuntersuchungen unterstützen. Wie diese jedoch genau vonstattengeht, beschreibt das Amt in seinem Schreiben nicht.
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