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Karlsruhe: Suche nach Erdgas: Fracking bald auch in Karlsruhe?

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Suche nach Erdgas: Fracking bald auch in Karlsruhe?

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    Fracking im US-Bundesstaat Pennsylvania. In Deutschland ist die Methode umstritten. Auch die Karlsruher Stadtverwaltung hat Bedenken.
    Fracking im US-Bundesstaat Pennsylvania. In Deutschland ist die Methode umstritten. Auch die Karlsruher Stadtverwaltung hat Bedenken. Foto: Jim Lo Scalzo

    "Nach unserem Kenntnisstand gab es seit 2011 für das Stadtgebiet keine Anfragen oder Anträge auf die Förderung von Erdgas oder Erdöl", heißt es in der Antwort der Stadtverwaltung auf die Anfrage der Linken-Stadträte. Damals wurde demnach die Erlaubnis für das Bohren nach Kohlenwasserstoffen für das Bohrfeld Karlsruhe-Leopoldshafen beantragt und genehmigt. Bei den Probebohrungen 2013 zeigte sich jedoch, dass sich in diesem Gebiet "keine abbauwürdigen Kohlenwasserstoffvorkommen befinden", so die Stadt weiter.

    Fracking in Deutschland äußerst umstritten

    Aktuell gibt es also keine solchen Bohrungen in Karlsruhe - doch wie sieht es damit in der Zukunft aus? Besonders eine Förder-Methode haben die Linken in ihrer Anfrage im Fokus: Das sogenannte Fracking (aus dem Englischen to fracture: aufbrechen). Hierbei wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien mit hohem Wasserdruck in die Gesteinsschicht gepresst, in der der Bodenschatz lagert. Dadurch wird das Gestein aufgebrochen, das Gas freigesetzt und schließlich an die Oberfläche befördert.

    So wollen Ölfirmen auf bisher schlecht oder gar nicht erreichbare, sogenannte "unkonventionelle", Gaslagerstätten zugreifen. Das sind vor allem Schiefergesteine. In den USA erlebt diese Methode derzeit einen regelrechten Boom - in Deutschland ist Fracking dagegen äußerst umstritten. Kritiker befürchten durch die Bohrungen spürbare Erdbeben und die Verunreinigung des Grundwassers aufgrund der Chemikalien im Frack-Gemisch.

    Stadtverwaltung gegen Fracking

    Auch die Verwaltung der Stadt Karlsruhe positioniert sich klar gegen den Einsatz von Fracking: "Aus Sicht des Umwelt- und Arbeitsschutzes bestehen große Bedenken gegen den Einsatz von Fracking im Stadtgebiet Karlsruhe. Es besteht ein großes Gefährdungspotenzial für die Umwelt und die Menschen", heißt es in der Stellungnahme.

    Diese Einschätzung teilt Birgit Müller nur bedingt. Sie ist Leiterin der Geschäftsstelle des Landesforschungszentrums Geothermie in Karlsruhe und kennt Chancen und Risiken des Frackings genau. Mit Blick auf die befürchteten Erdbeben erklärt sie im Gespräch mit ka-news: "Jeder Versatz bedeutet eine kleine Erschütterung der Erde. Beim Fracken sind das aber in aller Regel kleine Beben, die im Umkreis nicht zu spüren sind."

    Viele Wasserschutzgebiete in Karlsruhe

    Auch das Risiko auf eine Verunreinigung des Grundwassers durch den Chemikalienmix, Frack-Fluid genannt,  ist aus Sicht der promovierten Geophysikerin überschaubar: "Die Fluide werden deutlich unter die Trinkwasser-Vorkommen gepumpt und sind schwerer das Grundwasser. Das bedeutet, dass sie darin nicht aufsteigen können, sofern von unten keine treibende Kraft, wie zum Beispiel Artesische Grundwasserverhältnisse, erfahren." Ob das der Fall ist, müsse vor jeder Frack-Operation überprüft werden. Zudem seien die modernen Fluide weit weniger belastend für die Umwelt als ihre Vorgänger in den Anfangszeiten des Frackings.

    Ob die Methode in Karlsruhe eingesetzt wird, ist für Müller, unabhängig von den Risiken, ohnehin fraglich: "Dazu müsste sich zunächst ein Schiefergasvorkommen finden, dessen Abbau sich lohnt", sagt sie. Hinzu kämen die vielen Wasserschutzgebiete in und um die Fächerstadt, führt sie aus. Diese sind vor derartigen Bohrungen besonders geschützt.

    Alles in allem ist der Einsatz von Fracking in Deutschland nach Ansicht Müllers eher eine ideologische Frage: Greift man die eigenen Vorräte an oder lässt man sie als Reserve für die Zukunft? Mit Blick auf aktuelle Konstellation auf dem Öl- und Gasmarkt rund um den Globus sagt Müller: "Der Druck zur Förderung von Schiefergas ist hierzulande zur Zeit nicht sehr groß."

    Klicken Sie hier, um zu einer ausführlichen Grafik des Umweltbundesamtes zu gelangen. (Externer Link)

    Zur ausführlichen Stellungnahme der Stadtverwaltung geht es hier. (Link führt zur Seite der Stadt)

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