ka-news.de: Wie kamt ihr auf die Idee, den "Cannabis Social Club" in Karlsruhe zu gründen und wer genau steckt dahinter?
Cannabis Social Club: "Zum Start unseres Projekts kannten sich die Gründer größtenteils nicht und kommunizierten nur online. Jedoch einte uns von Anfang an das gemeinsame Ziel. Bei der Gründung saß eine vielfältige Mischung aus Patienten und Freizeitkonsumenten gemeinsam am Tisch.

Menschen verschiedener sozialer Hintergründe, darunter Vertreter der LGBTQIA+-Bewegung sowie Personen, die unter den Auswirkungen der Prohibition oder Krankheiten wie Krebs gelitten hatten. Trotz oder gerade wegen dieser Diversität funktioniert unsere Zusammenarbeit bis heute nahezu reibungslos."
ka-news.de: Seit wann gibt es euch bereits? Und wofür steht eigentlich das "Social" im Namen?
"Unser Verein wurde im Frühjahr von acht Mitgliedern gegründet und hat seitdem stetigen Zuwachs erlebt. Unsere Anziehungskraft beruht wohl auch darauf, dass wir besonderen Wert auf soziale Themen und das Miteinander legen, inklusive der Integration benachteiligter Menschen."
Welche konkreten Ziele verfolgt ihr mit eurem Club?
"Unsere Ziele umfassen die sinnvolle Umsetzung der Legalisierung und die Entstigmatisierung von Freizeitkonsumenten und Patienten. Durch Aufklärung wollen wir ein besseres Verständnis für Cannabis fördern und eine starke Gemeinschaft aufbauen. Natürlich ist auch die Versorgung unserer Mitglieder mit qualitativ hochwertigem Cannabis ein Ziel. Präventionsmaßnahmen werden durch geschulte Mitglieder durchgeführt."
Handelt es sich dabei eher um eine Interessensgemeinschaft oder tatsächlich um einen "Club", bei dem sich die Mitglieder auch regelmäßig (privat) treffen?
"Private Treffen zwischen den Mitgliedern sind regelmäßig an der Tagesordnung und haben bereits Freundschaften entstehen lassen. Um diesbezüglich flexibler zu sein sind wir aktiv auf der Suche nach Büro- und Vereinsräumlichkeiten (kein Anbau) im Raum Karlsruhe.

Bisher scheinen Gespräche in Bezug auf das Thema Cannabis leider immer wieder ins Stocken zu geraten. Falls dieser Artikel Menschen anspricht, die passende Räumlichkeiten haben und offen für das Thema Cannabis sind, würden wir uns über jede Nachricht freuen."
Wie steht ihr in wenigen Sätzen zum Thema "Cannabis-Legalisierung in Deutschland"?
"Die Prohibition schadet den Menschen nur, wir sind froh, dass ein Umdenken in der Bevölkerung und der Politik stattfindet. Doch wir sind beispielsweise der Meinung, dass die geplanten Regelungen für Privatpersonen viel zu strikt sind.
Mit den Regelungen für die Clubs können wir uns größtenteils anfreunden und sind gespannt auf die Hürden und Genehmigungsprozesse, die uns zuständige lokale Behörden auferlegen werden. Es wird auch nach der geplanten Legalisierung noch genug offene Fragen und hoffentlich Raum für Veränderungen geben."
Welche Maßnahmen würdet ihr treffen, sobald die Legalisierung durch ist?
"Unsere erste Priorität liegt darauf, die sichere Versorgung unserer Mitglieder mit Cannabis zu gewährleisten. Danach werden wir weitere Optimierungen vornehmen. Wir planen Workshops, um unseren Mitgliedern ein tieferes Verständnis von Cannabis, seinen Anwendungsmöglichkeiten und dem Anbau zu vermitteln.

Ein reger Austausch und regelmäßige Treffen innerhalb der Gemeinschaft sind ebenfalls unsere Ziele. Weitere Ideen für die Region behalten wir vorerst für uns, bis wir unsere zuvor gesteckten Ziele erreicht haben."
Einige Cannabis-Clubs in Deutschland erleben gerade einen echten Boom mit zwei bis drei Mitgliedsanfragen pro Tag. Wie sieht dies bei euch aus? Und wie viele seid ihr aktuell?
"Seit unserer Gründung verzeichnen wir kontinuierlichen Zuwachs, vermutlich auch wegen unserer eigenen Bemühungen, uns bekannter zu machen. Wir erhalten zahlreiche Anfragen per E-Mail sowie vollständige Mitgliedsanträge über unser Online-Formular. Wir rechnen fest damit, im September eine dreistellige Mitgliederzahl zu erreichen."

Wie wird man Mitglied und welche Möglichkeiten bzw. Vorteile hat man als Mitglied? Kostet die Mitgliedschaft etwas?
"Interessierte können auf unserer Website einen Mitgliedsantrag ausfüllen, sofern sie volljährig sind und ihren Wohnsitz in Deutschland haben. Die Mitgliedschaft kostet 40 Euro pro Quartal, eine Fördermitgliedschaft mindestens 20 Euro. Wir planen einen Aufnahmestopp und die Einführung einer Art Warteliste bei Inkrafttreten des Gesetzes, um zuerst die Versorgung aller Mitglieder sicherzustellen."
Was würdet ihr der Bundesregierung gerne noch mit auf den Weg geben?
"Unsere Forderungen beinhalten im wesentlichen realistische Regelungen für Eigenanbau und Social Clubs sowie die umfassende Legalisierung von Cannabis. Wir hoffen, dass die nächsten Jahre gute Entwicklungen und Diskussionen mit sich bringen und wir haben vor, eine laute Stimme in den kommenden Debatten zu sein."
Wie nehmt ihr das Thema der Legalisierung in Karlsruhe wahr? Sind die Menschen eurer Meinung nach eher offen oder ablehnend?
"Während der Demonstration am Global Marijuana March haben wir beide Erfahrungen gemacht. Unsere Präsenz wurde sowohl mit Jubelrufen aufgenommen und wir wurden leider auch mit Gegenständen beworfen und beschimpft.
Grundsätzlich sind die meisten Bürger aber eher interessiert und uns wohlgesonnen. Unternehmen aus der Region fragen uns ebenfalls für Kooperationen an; auch in diesem Feld können wir uns nicht über ausufernde Stigmatisierung beklagen."
Seitdem Olaf Scholz zum Bundeskanzler ernannt wurde, bekommt er gerade von den jüngeren Menschen immer wieder dieselbe Frage gestellt "Olaf, wann Bubatz legal?". Auf Hochdeutsch übersetzt bedeutet dies so viel wie: "Herr Bundeskanzler, ab wann ist Cannabis in Deutschland legal?" Denn Patienten und Freizeitkonsumenten kann es mit der Legalisierung und Enttabuisierung nicht schnell genug gehen.
Aufgrund dessen gibt es in Deutschland immer mehr Cannabis-Clubs, die die Prozesse beschleunigen und mit ihrer Expertise unterstützen möchten. So auch in Karlsruhe, den "Cannabis Social Club." Und tatsächlich erlebt dieser einen rasanten Zuwachs an Mitgliedern.
ka-news.de sprach mit den acht Gründungsmitgliedern Sven, Gerd, Maxim, Josh, Sebastian, Moritz, Maurice und Jan. Sie möchten anonym bleiben, sprechen aber ganz offen über ihre Ziele, Wünsche an die Regierung und aktuellen Probleme wie einen fehlenden Clubraum.
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