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Karlsruhe: Aufklärung statt Drogen: Daniel schaffte es vom Süchtigen zum Präventionshelfer

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Aufklärung statt Drogen: Daniel schaffte es vom Süchtigen zum Präventionshelfer

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    "Von der Straße für die Straße" - dieses Motto hat Autor Daniel Gebhart.
    "Von der Straße für die Straße" - dieses Motto hat Autor Daniel Gebhart. Foto: Daniel Gebhart

    Im Leben des 36-Jährigen waren Drogen schon früh präsent. "Ich komme aus der Pfalz, da feiert man an jeder Ecke ein Weinfest. Man bekommt das Trinken von allen Leuten um einen herum quasi vorgelebt", erzählt er im Gespräch mit ka-news.de.

    Eine Hemmschwelle hätte sich daher bei ihm kaum aufgebaut. Er selbst habe schon mit zehn Jahren das erste Mal Alkohol getrunken. Ältere Freunde, falsche Kreise – schnell wurde auch der Konsum von Cannabis und chemischen Drogen zum ganz normalen Alltag.

    Ganz unten angekommen

    "Das hat einfach dazu gehört, hinterfragt wurde da nichts", meint Daniel. Es dauerte nicht lange, bis der Jugendliche, der seiner Aussage nach eigentlich eine gut behütete Kindheit hatte, sich mitten in einer stetigen Abwärtsspirale befand.

    "Meine Eltern haben sich scheiden lassen, bin im Kinderheim gelandet, habe angefangen Drogen zu verkaufen, bin immer mehr in kriminelle Geschäfte abgerutscht.  Das zog sich immer weiter, bis zum ersten Mal Heroin rauchen", so blickt Daniel auf die harten Zeiten zurück. "Ich war ganz unten angekommen."

    Geburt der Tochter 

    Mit dem positiven Schwangerschaftstest seiner damaligen Freundin stand für den damals 17-Jährigen fest: Jetzt muss sich etwas ändern. Er suchte sich eine Lehrstelle, eine Wohnung, gründete seine eigene kleine Familie. Zusammen hörte das Paar mit dem Drogenkonsum auf.

    "Meine Tochter ist heute 18 Jahre alt. Ich habe mir gedacht: Meinen Kindern soll es einmal anders gehen als mir. Das hat mich dazu bewegt, mein Leben endlich in die Hand zu nehmen", sagt er. Ein universelles "Rezept" oder Heilmittel, wie  man sich wieder auf den geraden Weg bringt, gebe es seiner Meinung nach nicht.

    "Natürlich gab es mal den ein- oder anderen Rückfall", sagt Daniel, "aber heutzutage kenne ich mein Maß und habe mich unter Kontrolle. Ich kann problemlos ein Glas Rotwein trinken, es eher die chemischen Substanzen, die mir Probleme bereitet haben."

    Erst Buch, dann Präventionsarbeit

    Daniel hat es rausgeschafft – auch wenn es ein langer Weg war, der viele Narben hinterlassen hat, so Daniel: "Ich hatte lange mit Panikattacken zu kämpfen und war bis vor zwei Jahren noch in Therapie mit medikamentöser Behandlung."

    An diesem Ort entstand auch die Idee dazu, seine Lebensgeschichte auf Papier zu bringen: "Als meine Therapeutin wollte, dass ich mich vorstelle, habe ich aus Spaß gemeint: Oh, da könnte ich ein ganzes Buch drüber schreiben. Ich dachte mir danach, warum mache ich das nicht einfach?"

    Während dem Corona-Lockdown schrieb Daniel seine Biografie Strassenstaub. Anfang 2022 wurde das Buch veröffentlicht. "Es war ein Highlight, als ich das zum ersten Mal in meinen Händen gehalten habe. Ich bin so stolz darauf!", sagt er im Gespräch  mit ka-news.de. 

    Langsam aber sicher entwickelte sich Strassenstaub zum Präventionsprogramm. Mittlerweile ist Daniel deutschlandweit in Schulklassen und Jugendeinrichtungen unterwegs und hält seine Vorträge, die er den Kindern auf "Augenhöhe" näherbringt.

    "Natürlich sind die Geschichten, die ich erzähle, abschreckend, aber die Jugendlichen merken bei mir: Ich weiß, wovon ich rede. Das fängt schon bei meinem Erscheinungsbild an – von Kopf bis Fuß tätowiert. Sie können sich mit mir einfach besser identifizieren, ich bin sozusagen einer von ihnen. Das fruchtet mehr als bei einem Polizisten, der predigt, wie schlecht Drogen sind", sagt Daniel. Aber was macht er bei seiner "Anti-Drogen-Predigt" so anders?

    Motivierend und inspirierend

    Die Botschaft, die er vermitteln will, ist deutlich: "Auch wenn du ganz unten bist, du kannst da raus! Egal woher du kommst, alles ist möglich. Glaube an dich und deine Träume, baue dir etwas auf, sei high vom Leben." Einen typischen "Abschreckspruch" hat der Pfälzer jedoch trotzdem parat: "Schaut mich an, wo mich mein Handeln hingebracht hat, wollt ihr auch dort hin? Drogen machen einen nur kurzfristig zum Superman. Doch eigentlich bremsen sie einen aus und machen so viel kaputt."

    Der 36-Jährige hält Deutschlandweit Vorträge und Lesungen in Schulen, Jugendzentren und anderen sozialen Einrichtungen.
    Der 36-Jährige hält Deutschlandweit Vorträge und Lesungen in Schulen, Jugendzentren und anderen sozialen Einrichtungen.

    Der Fehler liegt in der Gesellschaft, nicht bei den jungen Leuten

    An der Gesellschaft kritisiert er generell, dass die Menschen eher klein gehalten und ihre Träume nicht ernst genommen werden. Er findet, Jugendliche müssen gehört und individuell gefördert werden. "Das merke ich als Vater selbst, das ist oft schon die halbe Miete."

    Außerdem merkt er an, dass vor allem die Verharmlosung von Alkohol ein Problem sei, während über Themen wie die Cannabis-Legalisierung heftig debattiert werde. "Es gibt so viele Straftaten und Gewalt, Familien zerbrechen, alles wegen Alkohol. Ich finde, die richtige Prävention wird daher immer wichtiger."

    Zukunftspläne

    Wie im vergangenen Jahr wird Daniel wieder auf vielen Buchmessen unterwegs sein. Dabei freut er sich vor allem auf die Buchmesse Didacta in Stuttgart. Ebenso stehen weitere Vorträge in den Schulen bei Daniel auf der Tagesliste.

    Langfristig soll sein Projekt "Strassenstaub" jedoch zu seinem Hauptjob werden. Außerdem schreibt er gerade an seinem zweiten Buch, das noch dieses Jahr veröffentlicht und als Drama verfilmt werden soll.

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