Haschisch, Gras, Weed: Schon bald sollen diese Begriffe nicht mehr mit illegalen Drogen assoziiert werden – zumindest, wenn es nach der Politik geht. Die Bundesregierung möchte Cannabis legalisieren. Umgesetzt werden soll das Vorhaben im kommenden Jahr.
Lexamed seit 2017 am Markt
Über diese Pläne freut sich das Karlsruher Unternehmen Lexamed ganz besonders. Seit 2017 ist das Unternehmen als Großhändler in der Branche tätig und möchte nun auch im nicht-medizinischen Bereich richtig durchstarten.

Der Cannabis-Markt erlebt derzeit einen großen Aufschwung: Im Jahr 2023 soll der weltweite Umsatz über 50,03 Milliarden Euro betragen, mit einer erwarteten jährlichen Wachstumsrate von zirka 15 Prozent. Doch wie kam Geschäftsführer Gabriel Ristea überhaupt auf die Idee?
"Die Mutter eines Freundes aus Israel therapiert ihr Parkinson mit medizinischem Cannabis", sagt der 41-Jährige im Gespräch mit ka-news.de. "Das hat mich unglaublich fasziniert, ich habe mich in zahlreiche Beiträge eingelesen und schnell war mir klar – ich will diesen medizinischen Nutzen nach Deutschland bringen."
Pioniere auf dem Gebiet
Dass in der Pflanze großes Potential steckt, habe er bereits früh erkannt: "Wir wussten direkt, die Nachfrage wird wachsen und wachsen. Daher gehören wir zu den ersten, die Lizenzen zum Anbau von medizinischem Cannabis im Ausland beantragt haben."

Genauer liegt die Produktionsstätte von Lexamed in Thailand – hier befindet sich eine 100 Hektar große Plantage mit Tausenden Cannabis-Pflanzen, die sowohl für den heimischen als auch für den Europäischen Handel gezüchtet werden. "Unseres Wissens ist es die weltweit größte Anbaufläche", so Ristea. "Mit Blick auf die Zukunft muss man definitiv in solchen Dimensionen denken."
Anbau im Ausland, Export nach Europa
"Thailand ist ein Paradebeispiel für Legalisierung", merkt Ristea an. Hier ist Cannabis seit 2023 erlaubt und frei in speziellen Shops erwerbbar – wo zuvor noch strengste Regeln, bis hin zur langen Gefängnisstrafe, für den Besitz und Konsum der Substanz, drohten. "Vor Ort wurde mir ausschließlich von positiven Aspekten dieser Gesetzesänderung berichtet."

Nach einigen Startschwierigkeiten steht Lexamed mittlerweile auf festem Fuß. In der Vergangenheit war ein Ausschreibungsverfahren des Staats, welches der Firma die Türen zum kontrollierten heimischen Anbau geöffnet hätte, gescheitert.
Kooperation mit Experten
Nichtsdestotrotz sind die Aussichten nun umso besser: "Seit Oktober haben wir Greenhouse Brands als Geschäftspartner mit an Bord, da sind wir sehr stolz drauf", freut sich Ristea. Das niederländische Unternehmen ist die älteste Cannabisfirma in Europa.

Seit 1985 mischt Gründer Arjan Roskam mit seinem know-how in der Cannabis-Szene mit, gründete Amsterdams ersten Coffee Shop und hat gute Kontakte zu Weltstars wie Snoop Dogg oder Rihanna, die sich in der Öffentlichkeit selbst als treue Haschisch-Fans bekunden.
Zusammen mit Greenhouse sollen, wenn es mit der Legalisierung so weit ist, kontrollierte Abgabestellen in Deutschland eröffnet werden. Dies ist die eine der beiden Säulen des Entwurfes der Ampelkoalition.
Gibt es bald Cannabis Social Clubs in Karlsruhe?
Beim zweiten Thema geht es um die Social Clubs, welche nächstes Jahr eröffnen dürfen. Der aktuelle Plan bis dato in Kurzübersicht: Maximal 500 Mitglieder, pro Person eine monatliche Abgabe von maximal 50 Gramm, kein Konsum im Club. Auch diese Sparte möchte Lexamed bedienen.

Hierbei soll Felix Grabow eine wichtige Rolle spielen: Der 26-Jährige ist selbst Cannabis-Patient und gut vernetzt mit dem Unternehmen. "Ich habe mich damals an Gabriel gewendet, um einen Arzt zu finden, der mir eine alternative Behandlung bietet. Die Chemie zwischen uns hat direkt gestimmt", erzählt Felix im Gespräch mit der Redaktion.
Felix soll sich um die Gründung und Verwaltung der Social Clubs kümmern. Seiner Meinung nach wird man einige Clubs in der Fächerstadt eröffnen können:" Alle miteingeschlossen, inklusive Gelegenheitskiffer, schätzen wir die Zahl der Konsumenten in Karlsruhe als sehr hoch ein."

"Dafür wird ein Club nicht reichen", meint er "und sich auch nicht rentieren. Der Aufwand und die Kosten sind hoch, man braucht Anbauflächen, Material und Technik, außerdem muss man bedenken, dass die Social Clubs als Vereine gelten, wo alle Mitarbeiter ehrenamtlich mitwirken werden."
Der Social Club soll ähnlich nach Vorbild des Modellprojekts Strain Hunters Club in Barcelona aufgezogen werden. Dieser gehört zu den bekanntesten seiner Art in Spanien.
Noch keine endgültigen Pläne
Im kommenden Monat sollen die ersten Schritte vorgenommen werden. "Bis jetzt ist aufgrund der politischen Lage aber noch nichts final definiert oder fest in Planung", stellt er abschließend klar.

"Wir warten ab, hoffen noch auf positive Änderungen des Entwurfes und bleiben stets auf dem aktuellsten Stand, damit wir schnell entsprechend handeln können."
Fest steht für den Herbst nun erst einmal die Eröffnung einer Arztpraxis im eigenen Haus – die Umbauarbeiten dafür beginnen diesen Monat. "Zwei Ärzte aus Mannheim werden dann wöchentlich bei uns vorbeikommen, um medizinisches Cannabis zu verschreiben", so Ristea.
Wer von medizinischem Cannabis profitieren kann
Vor allem für Schmerzpatienten ist die Pflanze ein wahres Wundermittel – sie wird bei Krankheiten wie MS, Tourette, Epilepsie und als Begleitung zur Chemo eingesetzt, sogar bei Kindern. Wer die Blüten nicht rauchen möchte oder kann, dem steht der Wirkstoff THC beziehungsweise CBD in Form von Tabletten, Zäpfchen, Liquids oder Ölen zur Verfügung. Maximal dürfen 100 Gramm verteilt auf drei Sorten im Monat verschrieben werden.

"Grundsätzlich haben es Privatpatienten hierbei natürlich leichter als Kassenpatienten", merkt Ristea an. "Aktuell ziehen die Krankenkassen jegliche andere Therapieform noch vor und die Messlatte des persönlichen Leides ist sehr hoch angesetzt."
Mehr Chancen für Cannabis
Grabow fügt hinzu: "Man bekommt im Prinzip erst etwas verschrieben, wenn man nicht mehr alleine aufstehen kann. Der Staat stellt leider noch extreme Hürden zwischen die Entwicklung." Das Ziel, den Schwarzmarkt zu verkleinern, begünstige die Regierung mit ihren Plänen derzeit seiner Meinung nach somit noch nicht optimal.

"Es ist durch Studien erwiesen, welche positiven Effekte der Einsatz von Cannabis als Naturheilkunde haben kann. Wir unterstützen diese These – sind dabei jedoch natürlich gerade bei Themen wie dem Jugendschutz sehr bedacht", betont Ristea.
Bei Cannabis-Konsum im Entwicklungsalter bleiben, anders als bei erwachsenen Personen, nämlich irreversible Hirnschäden zurück und kognitive Fähigkeiten werden beeinträchtigt.
Gut gewappnet für die Zukunft
Ende des Jahres soll das von Greenhouse und Lexamed angebaute medizinische Cannabis europaweit exportiert werden. Ristea ist durchweg positiv gestimmt: "Die Ware, welche wir im letzten Quartal importieren werden, ist bereits vergriffen."

Neben dem Standort Karlsruhe sollen außerdem weitere Niederlassungen in Rumänien, Polen, Großbritannien und Frankreich hinzukommen. Diesen Herbst wird sich politisch wieder etwas bewegen.
Ristea wünscht sich, dass dem Thema mehr Beachtung geschenkt wird. Auf zahlreiche Gesprächsanfragen an Politiker erhielt er keine Antwort. "Das ist schade", findet er "denn wir haben eine solide wissenschaftliche Ausgangsbasis, es gibt genug Leute, die sich in dem Feld gut auskennen und die hohe Nachfrage spricht für sich - wir kämpfen weiterhin für Cannabis für Jedermann."
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