Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: "Salam alaikum, liebe Kinder": So funktioniert Islamischer Religionsunterricht

Karlsruhe

"Salam alaikum, liebe Kinder": So funktioniert Islamischer Religionsunterricht

    • |
    • |
    Nazmiye Ulas gibt islamischen Religionsunterricht an zwei Karlsruher Schulen.
    Nazmiye Ulas gibt islamischen Religionsunterricht an zwei Karlsruher Schulen. Foto: sas

    "Salam alaikum, liebe Kinder" - "Friede sei mit Euch". So begrüßt Nazmiye Ulas ihre Klasse. "Alaikum salam", antworten die 14 Schüler zwischen sechs und acht Jahren. Die junge Lehrerin erzählt an diesem Tag die Geschichte von Ibrahim, der seine Frau Hagar und seinen Sohn Ismael in der Wüste zurücklässt. Hagar bittet Allah um Hilfe für sich und ihr Kind. Bevor die beiden verdursten, lässt dieser zu Füßen des Kindes eine Quelle sprudeln und rettet den beiden damit das Leben. Aus der Quelle sprudelt noch heute das berühmte Zamzam-Wasser, dass die Pilger von der Hadsch aus Mekka mitbringen.

    Knapp 80 Kinder nehmen am Religionsunterricht teil

    Die Mädchen und Jungen hängen ihrer Lehrerin regelrecht an den Lippen und sind ein bißchen enttäuscht, als sie verspricht: "Wie es mit Hagar und Ismael weitergeht, erzähle ich Euch in der nächsten Stunde". Prompt schießt der Finger von Samir (Name von der Redaktion geändert) in die Höhe. "Darf ich verraten, wie es weitergeht?" fragt der Junge mit aufgerissenen Augen. "Das nächste Mal, Samir", tröstet sie den Jungen.

    "Man erkennt ganz deutlich, wer zu Hause eine religiöse Erziehung erhält und wer zum ersten Mal im Unterricht die Geschichten hört", berichtet Nazmiye Ulas. Einige der insgesamt 28 Schüler aus den vier Jahrgangsstufen gingen in den Koranunterricht. Die junge Frau ist die einzige Lehrerin, die die Religionsstunden in Karlsruhe hält. Vier Stunden in der Woche unterrichtet sie zusätzlich zu ihren Fächern Mathematik und Biologie islamische Religion an der Gutenbergschule. Vier weitere Stunden spricht sie an der Schillerschule mit insgesamt 51 muslimischen Kindern in zwei Klassen über die Geschichten im Koran.

    Ulas erzählt die Geschichten auf Deutsch, denn das ist die Unterrichtssprache. "Nicht alle muslimischen Kinder kommen aus der Türkei", erklärt sie. Deshalb mache es auch keinen Sinn, die Stunden in einer anderen Sprache zu halten. Basis des Unterrichts sei außerdem die deutsche Übersetzung des Korans. "Wir reden ganz allgemein über die Geschichten", erläutert sie. "Wir legen sie nicht aus, denn das ist Aufgabe der Moscheen und der Imame." Vielmehr gehe es um Themen wie "Jeder ist einzigartig", "Gottes wunderbare Schöpfung", "Trauer und Freude".

     Die Schüler sind mit sehr viel Elan bei der Sache

    Seit diesem Schuljahr nehmen die beiden Karlsruher Schulen an dem landesweiten Modellprojekt teil. Das Schulamt sei im Vorfeld auf die Schulen zugekommen, da beide einen vergleichsweise hohen Anteil muslimischer Schüler hätten, berichtet Gunter Vogel, Leiter der Gutenbergschule. Der Unterricht findet bisher nur für muslimische Schüler der Klassen eins bis vier statt. Eltern müssen ihre Kinder explizit für die Stunden anmelden. Das tun nicht alle, denn der Unterricht ist nach sunnitischer Glaubensrichtung ausgerichtet. Dieser gehört der Großteil der in Deutschland und in Karlsruhe lebenden Muslime an.

    Auch in der Karlsruher Schillerschule ist der islamische Religionsunterricht angekommen. Das Interesse von Seiten der Eltern und Schüler sei sehr groß, berichtet Diana Grust, Rektorin der Schillerschule. "Es war an der Zeit, dass der Unterricht bei uns eingeführt wurde." Die muslimischen Kinder stellten an der Schule die größte konfessionelle Gruppe dar. Die Nachfrage sei folglich groß. "Ich freue mich persönlich über das Angebot", sagt Grust. "Die Schüler sind mit sehr viel Elan bei der Sache und von den Eltern gibt es nur positive Rückmeldungen."

    In der Serie "Islam in Karlsruhe" wollen wir Aspekte des muslimischen Lebens in Karlsruhe beleuchten. Alle bisher erschienen Artikel zum Thema finden Siehier.

    Mehr zum Thema:

    Islamunterricht in Karlsruhe: "Es geht darum, ethische Werte zu vermitteln"

    Islam in Karlsruhe: "Wer im Namen des Islams tötet, missbraucht meinen Glauben"

    Kommentar: Islamischer Religionsunterricht - warum nicht auch für Christen?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden