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Karlsruhe: Islam in Karlsruhe: "Wer im Namen des Islams tötet, missbraucht meinen Glauben"

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Islam in Karlsruhe: "Wer im Namen des Islams tötet, missbraucht meinen Glauben"

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    (Archivbild)
    (Archivbild) Foto: Armando Babani, dpa

    Die genaue Zahl aller Muslime ist sowohl für Deutschland, als auch für Karlsruhe unbekannt. Der Islam ist hierzulande nicht offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt. Deshalb führt der Staat keine Statistik über seine Mitglieder. "Bisher hat sich keiner für die genaue Zahl interessiert", bedauert Rüstü Aslandur, Vorsitzender des Deutschsprachigen Muslimkreises Karlsruhe (DMK).

    "Karlsruhe ist nicht so schlimm wie andere Städte"

    Er schätzt, dass momentan zwischen 15.000 und 17.000 Muslime in der Fächerstadt zu Hause sind. Der Großteil davon verteilt sich auf den DMK, fünf türkischsprachige und zwei arabische Gemeinden - außerdem noch eine bosnische und eine albanische. Der Muslimkreis hat zirka 70 Mitglieder. Wöchentlich finden sich allerdings bis zu 200 Menschen aller Altersstufen in den Räumlichkeiten des Vereins in der Karlsruher Oststadt ein, um sich auszutauschen, zu spielen und zu beten.

    Einige der regelmäßigen Besucher sind gar keine Muslime. Sie sind Freunde von Mitgliedern, die die Gemeinschaft und die Atmosphäre im Verein schätzen. Darüber freut sich Aslandur sehr, denn so würde er sich das Zusammenleben von Muslimen und Christen immer wünschen. Karlsruhe sei zwar aus Aslandurs Sicht nicht so schlimm wie andere Städte, in denen Muslime offen angegangen werden. Doch auch in der beschaulichen Fächerstadt wurde muslimischen Frauen schon das Kopftuch vom Kopf gerissen und sie wurden bespuckt.

    Dialog als effektivstes Mittel, um Vorurteile abzubauen

    "Es gibt hier Anti-Meinungen - aber es gibt auch andere", versichert er. Schubladendenken sei nach wie vor vorhanden und Misstrauen beherrsche viele Bereiche des Zusammenlebens. Zu gerne würden sich viele Menschen klischeeähnlicher Erklärungsmuster bedienen und dadurch nur schwer von Vorurteilen abweichen. "Die Zeiten müssen vorbei sein, in denen Menschen wegen ihres Glaubens unterdrückt werden", fordert Aslandur deshalb. Das beansprucht er für alle Religionen.

    Der Dialog ist seiner Meinung nach das effektivste Mittel, Vorurteile abzubauen und sich gegenseitig besser kennenzulernen. Das gilt sowohl in kultureller, als auch in religiöser Hinsicht. Interkulturalität spielt für den Muslimkreis seit seiner Gründung vor mehr als 20 Jahren eine grundlegende Rolle. Allein aus 20 bis 25 verschiedenen kulturellen Hintergründen stammen die Mitglieder des Vereins. Ihr Schnittpunkt ist der Islam und die deutsche Sprache.

    "Karlsruhe ist zwar nicht unbedingt eine Hochburg des muslimischen Glaubens. Dennoch steckt in der Stadt das Potential für einen solchen Kulturaustausch", glaubt Aslandur. Diesen wollen die Mitglieder des DMK in den zahlreichen Projekten, die sie das ganze Jahr hindurch organisieren, fördern. So putzten Jugendliche des Vereins gemeinsam mit Jugendlichen der benachbarten Luthergemeinde in den "Dreck weg"-Wochen Karlsruher Straßen. Zum Fastenbrechen lud der Muslimkreis Kommunalpolitiker zum Gespräch in ihre Räumlickeiten ein.

    "Es gibt hier Anti-Meinungen - aber es gibt auch andere"

    "Wir wollen der Gemeinschaft demonstieren, dass alle miteinander friedlich leben wollen", erklärt der Vereinsvorsitzende. Dadurch werde deutlich, dass Muslime eben nicht gewalttätig sind, sondern sich gegen die Ungerechtigkeit in der Welt engagierten. Auch der Islam habe klare Regeln für das Zusammenleben der Menschen unabhängig von ihrer Religion. "Wenn ein Muslim jemanden angreift, hat das nichts mit dem Islam zu tun", betont Aslandur.

    Auch das Töten sei, wie in den christlichen Zehn Geboten, strikt verboten. "Wenn ein Muslim tötet, dann ist das eine Todsünde. Dann muss er sich vor Gott verantworten." Gläubige wie Rüstü Alsandur sind zutieftst bestürzt über diese Menschen. "Sie missbrauchen meinen Glauben und schaden mir als Muslim, weil sie meinen Glauben, der mir sehr wichtig ist, schlecht machen."

    Rüstü Alsandur ist überzeugt, dass er und seine Mitstreiter im Muslimkreis demonstieren, dass sie bereit sind, sich zu öffnen. "Natürlich gibt es Muslime, die Dinge leben, wie sie vor 30 bis 40 Jahren waren", bekennt er. Doch sei es an der Zeit, das Unwissen auf beiden Seiten abzubauen. Eine Entwicklung, die sich nicht von heute auf morgen vollziehe, sondern Sache mehrerer Generationen sei.

    In der Serie "Islam in Karlsruhe" wollen wir in den nächsten Wochen Aspekte des muslimischen Lebens in Karlsruhe beleuchten. Dabei werden wir unter anderem den islamischen Religionsunterricht an Karlsruher Schulen unter die Lupe nehmen, Gespräche mit Religionswissenschaftlern führen und ein Freitagsgebet besuchen. Bereits beim Tag der offenen Moschee am 3. Oktober haben Interessierte die Möglichkeit, sich über die Aktivitäten der muslimischen Gemeinden in Karlsruhe zu informieren.

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