Man wolle den Islam raus aus dem Hinterzimmer und rein in die staatliche Kontrolle bringen, so ein Argument der Befürworter. Islamischer Religionsunterricht an deutschen Schulen und in deutscher Sprache fördere die Integration, so ein anderes. Aber warum muss man trennen, um zu integrieren? Und warum sollen Christen nur etwas über das Christentum lernen und Muslime nur etwas über den Islam?
Vier Millionen Muslime in Deutschland
Zum Thema Religion kann man geteilter Meinung sein. Eines kann man jedoch nicht: die Augen davor verschließen. Das gilt für das Christentum genau so wie für den Islam. Laut Schätzungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge leben derzeit etwa 3,8 bis 4,3 Millionen Muslime in Deutschland. Rund 700.000 muslimische Schüler gehen auf deutsche Schulen. Dass inzwischen deutschlandweit Schulen anfangen, analog zum evangelischen und katholischen auch islamischen Religionsunterricht anzubieten, ist da eigentlich nur folgerichtig und allemal besser, als nur blind nach "Anpassung" zu verlangen. Vielleicht ist es aber dennoch zu kurz gedacht.
Zumindeste bei den ka-news-Kommentatoren scheint der Karlsruher Gemeinderat mit seiner Entscheidung in ein Wespennest gestochen zu haben, künftig auch in Karlsruhe islamischen Religionsuntericht zuzulassen. Mancher sieht hier offenbar gleich lauter kleine Terrorzellen entstehen - findet der islamische Religionsunterricht doch für Nicht-Muslime weiter hinter gefühlt verschlossenen Türen statt. Staatlicher Lehrplan hin, deutsche Sprache her.
Integration durch Trennung?
Umgekehrt gilt das mit den gefühlt verschlossenen Türen allerdings auch für den evangelischen und katholischen Religionsunterricht - Muslime sind hier in der Regel nicht dabei (auch wenn sie dabei sein dürften). Dabei wäre genau das für das gegenseitige Verständnis und gelungene Integration sicher nicht das Schlechteste.
Die Forderung nach einem konfessionsübergreifenden Religionsunterricht ist nicht neu. Dennoch ist es vielleicht an der Zeit, sie neu zu überdenken: Integration hat nämlich immer zwei Seiten - und sie setzt auf beiden Seiten die Bereitschaft voraus, sich auf den anderen einzulassen. Ein Religionsunterricht, bei dem nicht getrennt, sondern gemeinsam über das Thema Religion gesprochen wird, könnte nicht nur Ängste abbauen und Extremismus vorbeugen, sondern zugleich beiden Seiten helfen, einander besser zu verstehen.