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Karlsruhe: Islamunterricht in Karlsruhe: "Es geht darum, ethische Werte zu vermitteln"

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Islamunterricht in Karlsruhe: "Es geht darum, ethische Werte zu vermitteln"

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    (Symbolbild) Foto: (Archiv)

    "Ein ordentlicher Religionsunterricht auf Augenhöhe mit dem christlichen Unterricht", so beschreibt Jörg Imran Schröter, Dozent für islamische Religionspädagogik an der Karlsruher PH und selbst Lehrer für islamischen Religionsunterricht in Freiburg, im Gespräch mit ka-news das Wesen des Islamunterrichts an den Schulen. Wie im katholischen und evangelischen Unterricht gehe es in den Schulstunden darum, "ethische Werte zu vermitteln und eine moralische Basis bei den Kindern zu schaffen. Dafür ist Religionsunterricht im Allgemeinen da."

    Schüler sollen keine Koranverse lernen

    Anders als im Koranunterricht in den Moscheen sollen die Schüler keine Katechismen oder Koranverse auswendig lernen. "Vielmehr steht die Reflexion und die selbstständige Glaubensfindung im Mittelpunkt", betont Schröter. Dazu umfasst der Bildungsplan Themenfelder, wie beispielsweise "Gott - Mensch - Schöpfung", "Glaube, Verantwortung und Ethik" oder "Ausdrucksformen individuellen und gemeinsamen Glaubens", die sich im Prinzip nicht grundsätzlich von den Inhalten des christlichen Unterrichts unterscheiden. Hinzu kommen Themen wie "Koran und die islamischen Quellen" und "Mohammed der Gesandte".

    Da rund 90 Prozent der in Baden-Württemberg lebenden Muslime der sunnitischen Glaubensrichtung angehören, ist der Religionsunterricht dieser Richtung entsprechend ausgerichtet. Allerdings könnten auch Schiiten an den Stunden teilnehmen, da der Unterricht im Prinzip allgemeinislamisch konzipiert sei, räumt Schröter ein. "Die fünf Säulen des Islams und der Koran gelten für beide Richtungen." Ob die Schüler am Unterricht teilnehmen, bestimmen die Eltern. Diese müssen ihre Kinder dafür verbindlich anmelden - egal welcher Glaubensrichtung sie entstammen.

    Diskussion um Islamunterricht seit Mitte der 80er Jahre

    Nach den ersten vier Jahren des Modellversuchs im Land könne Schröter nur von sehr positiven Rückmeldungen berichten. "Schulleitungen, Lehrer und auch Eltern haben sich alle sehr erfreut über das Angebot geäußert", erzählt er. Viele Eltern, die selbst keine islamische Bildung erhalten hätten, profitierten selbst vom Unterricht der Kinder. Nun starten die Schillerschule und die Gutenbergschule als erste Karlsruher Bildungseinrichtungen in das Projekt. In der ersten Phase werden nur die Grundschulklassen eins bis vier unterrichtet. Erweist sich diese als erfolgreich, werde der Unterricht auch auf die Klassen fünf und sechs ausgeweitet, erläutert der Hochschuldozent.

    Die PH Karlsruhe betreut das Modellprojekt landesweit federführend und hat den Bildungsplan, gemeinsam mit Vertretern von vier großen muslimischen Gemeinschaften, ausgearbeitet. Nachdem bereits Mitte der 80er Jahre erste Diskussionen über den Islamunterricht an deutschen Schulen geführt worden waren, ist Baden-Württemberg bundesweit eines der letzten Bundesländer, das das Modellprojekt startete. Unter anderem galt es, diverse rechtliche Hürden zu überwinden.

    Im Gegensatz zu beispielsweise Nordrhein-Westfalen gebe es jedoch keine Islamkunde an den Schulen, sondern Religionsunterricht, wie er im Grundgesetz verankert ist. "Die islamischen Gemeinschaften müssen den Unterricht in Übereinstimmung mit dem Grundgesetz konzipieren", betont Schröter. Die Kooperation mit Vertretern der evangelischen Kirche und der PH habe dabei sehr gut funktioniert. "Der Staat darf sich aber laut Grundgesetz nicht in die Inhalte einmischen."

    Studiengang für Religionslehrer an der PH

    Ein ordentlicher islamischer Religionsunterricht brauche ebenfalls ordentlich ausgebildete Lehrkräfte, gibt der Religionslehrer zu bedenken. Zuerst hätten sich Grundschullehrer fortgebildet, um den Unterricht halten zu können, so Schröter. "Doch es wurde schnell klar, dass eine einfache Fortbildung nicht reicht und wir einen Studiengang brauchen, in dem sich Studenten mit theologischen Themen auseinandersetzen und religionspädagogische Aspekte lernen." Seit dem Wintersemester 2007/2008 bietet die PH als eine von vier Hochschulen im Land deshalb nun das Erweiterungsfach "Islamische Theologie/ Religionspädagogik" an.

    Wie es mit dem islamischen Religionsunterricht nach der bis dato zeitlich noch offenen Versuchsphase weitergeht, sei bisher noch unklar, bedauert Jörg Imran Schröter. Das grundsätzliche Problem sei die fehlende Dachorganisation der Muslime in Deutschland, die allgemeiner Ansprechpartner sein und die Überwachung und Weiterführung des Bildungsplans mitgestalten müsste.

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