Queere Menschen sehen sich nach wie vor mit Herausforderungen konfrontiert, die ihr tägliches Leben erschweren. Diskriminierung, Vorurteile und mangelnde Akzeptanz sind für viele leider noch immer Realität. Genau deshalb sind Safe Spaces so wichtig: Orte, an denen sie sich frei und sicher fühlen, ohne sich verstellen zu müssen.

Diese Räume bieten nicht nur Schutz, sondern auch Gemeinschaft und Unterstützung – und sind unverzichtbar für ein Leben in Würde und Selbstbestimmung. Einen solchen Safe Space bietet in Karlsruhe künftig der gemeinnützige Verein queerKAstle, der am 10. Oktober sein Queeres Zentrum eröffnet.
Im Interview mit ka-news.de spricht die zweite Vorstandsvorsitzende Anica Abd-el-Ghani darüber, warum es etwas länger gedauert hat, welche konkreten Ziele angestrebt werden und wie die Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe verläuft.
Für alle, die noch nichts von euch gehört haben: Was genau verbirgt sich hinter queerKAstle?
QueerKAstle ist ein gemeinnütziger Verein, der 2022 gegründet wurde. Ziel ist es, in Karlsruhe ein Queeres Zentrum zu eröffnen und zu betreiben. Der Verein bietet soziale Events, Bildungsarbeit und vertritt die Interessen queerer Menschen gegenüber der Stadtpolitik.
Wie seid ihr auf den Namen "queerKAstle" gekommen?
Der Name entstand als Wortspiel aus queer, Karlsruhe und castle (engl. für Schloss). Das Symbol des Schlosses passt gut, da es Schutz bietet und Menschen zusammenbringt. 2022 wurde der Namensvorschlag in einer Umfrage von der Community sehr gut aufgenommen.

Wo befindet sich das Queere Zentrum? Gibt es bereits eine Hauptniederlassung?
Seit April 2024 mieten wir großzügige Räume in der Liebigstraße in der Weststadt an. Dort entsteht auf über 250 Quadratmeter ein queerer Begegnungsraum, der dank einer städtischen Förderung möglich ist. Die Förderung wird ab 2027 jedoch gekürzt, was die langfristige Finanzierung erschwert.

Warum hat es so lange gedauert, bis das Zentrum eröffnet wird?
Es lag hauptsächlich an den fehlenden finanziellen Mitteln. Seit der Annahme des städtischen Haushalts 2023 können wir jedoch ausreichend große Räume anmieten. Im Oktober 2024 wird der queere Begegnungsraum offiziell eröffnet. Der Umbau geschah weitgehend in Eigenleistung, wofür wir weiterhin Spenden sammeln.
Was können die Karlsruher*innen ab dem 10. Oktober von queerKAstle erwarten?
Die Räume in der Liebigstraße werden zu verschiedenen Zeiträumen als Treffpunkt und Anlaufstelle für alle geöffnet sein. An manchen Tagen sind sie jedoch für Arbeitsgruppen und andere queere Gruppen reserviert. Zudem werden Workshops, kulturelle und soziale Events stattfinden.

Warum haltet ihr es für wichtig, dass es Zentrum gibt?
Ein Queeres Zentrum in Karlsruhe fördert die queere Kultur und Geschichte und bietet einen Safe Space für queere Menschen. Zudem trägt es zur psychischen Gesundheit bei und unterstützt die Bildung und Sichtbarkeit in der Stadtgesellschaft. Auch die Vernetzung der queeren Community wird dadurch gestärkt.
Wie schätzt ihr die LGBTQIA+-Freundlichkeit in Karlsruhe aktuell ein?
Auf struktureller Ebene sind wir zufrieden mit dem Kontakt zu städtischen Stellen. Wir haben 2023 beim CSD-Empfang den Forderungskatalog 'Queer leben in Karlsruhe' an den Oberbürgermeister übergeben. Gesellschaftlich ist die Queerfreundlichkeit schwer einzuschätzen, jedoch überwiegen die positiven Reaktionen auf unsere Arbeit.

Welche Zielgruppen möchtet ihr mit queerKAstle besonders ansprechen?
Unsere Hauptzielgruppe sind erwachsene queere Menschen, da das queere Jugendzentrum La Vie gut etabliert ist. Wir bieten spezielle Angebote wie den trans*treff und einen queeren Tanztee, der eher ältere Menschen anspricht. Weitere besondere Angebote, z. B. für Regenbogenfamilien, sind geplant.

Wie können sich Interessierte in die Aktivitäten und das Engagement von queerKAstle einbringen?
Interessierte können uns per E-Mail kontaktieren, um ihre Mitwirkungsmöglichkeiten zu besprechen. Es gibt verschiedene Teams, die sich z. B. um Events, Bildungsangebote oder das Zentrum selbst kümmern. Außerdem freuen wir uns über Spenden und neue Vereinsmitglieder.

Wie plant ihr, queerKAstle langfristig finanziell und organisatorisch zu sichern?
Wir hoffen, dass die Stadt Karlsruhe uns weiterhin fördert und die geplante Kürzung der Mittel zurücknimmt, und dass sich auch Land und Landkreis in die Förderung einbringen. Wir akquirieren Fördergelder und stehen in Kontakt mit Unternehmen, die uns unterstützen. Langfristig brauchen wir jedoch eine hauptamtliche Koordination, um das Zentrum professionell zu betreiben.
Eröffnung queeres Zentrum
Wann?
10. Oktober, um 18 Uhr
Wo? Liebigstraße 10 bis 12 in Karlsruhe.
Was wird geboten? Fingerfood, Drag-Show, Musik, Beiträge.
Anmeldung: www.queerkastle.de/eroeffnung
Spenden erwünscht