Wer darf Namenspate für eine Straße werden? Über diese Frage wird in der Fächerstadt nun schon seit 2010 immer wieder diskutiert. Eines vorweg: Dass Heinrich von Treitschke, Adolf Lüderitz und Hermann von Wissmann als Namenspaten gänzlich ungeeignet sind, kann wohl kaum einer bestreiten. Mit der Etablierung von "bürgerlichem Antisemitismus", Betrug und Brutalität erfüllen die aufgezählten Herren wohl kaum eine Vorbildfunktion. Ohne Frage: Diese Namen haben auf Straßenschildern nichts zu suchen.
Beim Namen Haber bleibt ein fader Beigeschmack
Klar: Fritz Haber ging nicht nur als Verantwortlicher für den Einsatz von Massenvernichtungswaffen im Ersten Weltkrieg in die Geschichte ein - er war darüber hinaus ein Genie und Nobelpreisträger. Seine Forschungen zur Ammoniaksynthese ermöglichte die massenhafte Produktion von Kunstdünger.
Und dennoch bleibt beim Bloßen Anblick der Namenslettern ein fader Beigeschmack. Dass viele Habers Namen nicht auf einem Straßenschild sehen wollen, ist daher nur allzu verständlich. Mit einem kurzen Zusatztext à la "Die Benennung entspricht nicht mehr den heutigen Wertevorstellungen" ist es da nicht getan! Karlsruhe muss handeln!
Ob nun Clara-Immerwahr-Weg oder ein anderer: Der Fritz-Haber-Weg braucht einen neuen Namen. Allerdings sollte der bisherige Straßenname nicht still und heimlich verschwinden. Ein Ergänzungsschild, welches auf die Umbenennung hinweist, könnte hilfreich sein. So könnten sich die Karlsruher auch künftig kritisch mit Fritz Haber und seiner Arbeit auseinandersetzen können.
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