Es vertrage sich schlecht mit der Tradition badischer Liberalität, wenn in Karlsruhe eine Straße den Namen eines ausgewiesenen Antisemiten trage, so die Linken in einer Pressemitteilung. Der einflussreiche Historiker und Publizist Heinrich von Treitschke (1834-1896) vertrat im sogenannten Berliner Antisemitismusstreit unter anderem, die jüdischen Deutschen sollten sich assimilieren oder sie müssten vertrieben werden. Den Nationalsozialisten galt Treitschke als wichtiger Wegbereiter antisemitischen Denkens.
Theodor-Mommsen-Straße statt Treitschkestraße
Bereits 2010 hatte die Grüne Gemeinderatsfraktion gefordert, dass die Straße in der Südstadt entweder umbenannt oder kritisch kommentiert werden sollten. Seit vergangenem Jahr ist dort unter dem Straßenschild ein Zusatzschild angebracht, das auf Treitschkes zweifelhaftes Wirken hinweist. Anders als beispielsweise Heidelberg, wolle Karlsruhe die Treitschkestraße, Lüderitzstraße oder Wißmannstraße nicht unbenennen, sondern die Straßen in den historischen Kontext einordnen und anhand heutiger Maßstäbe kritisch beleuchten. Das hatte die Stadt Karlsruhe im März 2012 gegenüber ka-news erklärt. Die Heidelberger Treitschkestraße wurde im März umbenannt.
In einer Anfrage will die Linke von der Stadtverwaltung nun wissen, ob sie die Benennung der Straße nach Heinrich von Treitschke noch für angemessen hält und wie sie zu dem Vorschlag steht, die Treitschkestraße in Theodor-Mommsen-Straße umzubenennen. Der Historiker Theodor Mommsen war der liberale Widerpart gegen Treitschke im Berliner Antisemitismusstreit (1879-1881).
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