Bei einem medizinischen Notfall kommt es auf jede Sekunde an. Doch nicht immer ist ein vermeintlicher Notfall auch ein wirklicher Notfall. Zu diesem Ergebnis kam das Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Anfang September in Berlin. Das Ergebnis einer Untersuchung der Rettungshelfer: Bei gerade einmal 22 Prozent der Rettungseinsätze des DRKlag tatsächlich ein Notfall vor.
"Die Leute melden sich vermehrt unter der Notrufnummer 112, obwohl sie keinen Notfall haben", erklärte Wolfgang Kast, Teamleiter beim DRK-Generalsekretariat gegenüber der deutschen Presseagentur (dpa). Das bedeute aber nicht automatisch, dass eine medizinische Versorgung nicht notwendig gewesen wäre, betont Kast. Allerdings habe es sich nicht immer um einen bedrohlichen Zustand gehandelt.
Im Zweifelsfall immer anrufen!
"Bei uns sieht das ein bisschen anders aus", erklärt Josef Wirth-Schäfer, Rettungsdienstleiter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Karlsruhe, im Gespräch mit ka-news. Von den 125.000 Einsätzen des DRK habe es sich in der Region Karlsruhe nur in 26 Prozent der Fälle nicht um einen Notfall gehandelt.
Einen Trend wie Kast kann Wirth-Schäfer für Karlsruhe nicht erkennen. "Es sind mal mehr und mal weniger Fälle - aber im Großen und Ganzen waren die Zahlen in den letzten Jahren immer ungefähr gleich", so Wirth-Schäfer. Ein Problem sieht er in den 26 Prozent, bei denen kein Notfall vorlag, nicht. Zwar koste ein Rettungswagen pro Einsatz etwa 380 Euro zuzüglich Personalkosten, dennoch rät der Experte: im Zweifelsfall immer anrufen!
"Die Menschen sind ja keine Mediziner", mahnt er. Menschen würden zudem unterschiedlich auf Schmerzen reagieren. "Ein ganz berühmtes Beispiel ist der Herzinfarkt. Das kann völlig unterschiedlich verlaufen, muss aber in beiden Fällen behandelt werden", schildert der DRK-Einsatzleiter, "und wir sind als Rettungshelfer da, um zu schauen, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht." Dass sich dabei hin und wieder herausstellt, dass gar kein wirklicher Notfall vorlag, damit müsse man als Rettungshelfer leben, meint Wirt-Schäfer.
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