Das Thema Energie sparen ist in aller Munde. Eine komplette Energieunabhängigkeit des Eigenheims ist möglich, allerdings mit hohen Kosten verbunden. Eine Alternative dazu wäre, lediglich beim Strom zu sparen - und zwar durch ein "Stecker-Solargerät" auf dem Balkon.
Wie funktioniert das?
Diese "Mini-Solaranlagen" werden auch häufig Balkonmodul, Plug & Play-Solaranlage oder Balkonkraftwerk genannt. Der Grund: Sie lassen sich leicht am Gerüst von Balkon, Terrasse und Co. befestigen und bestehen meist aus bis zu vier Solarpanels.
In ihrer Funktionsweise unterscheiden sie sich kaum von großen Solaranlagen oder Photovoltaikanlagen, werden aber in den bereits vorhandenen Endstromkreis der Wohnung angeschlossen.
Ein weiterer Punkt: Balkonkraftwerke müssen bei Inbetriebnahme sowohl bei der Bundesnetzagentur als auch beim jeweiligen Netzbetreiber angemeldet werden. Letztere bieten häufig entsprechende Formulare zum Download an. Laut der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gGmbH (KEK) sind seit Anfang 2023 rund 200 Balkonraftwerke in Karlsruhe angemeldet.
Brauche ich eine spezielle Steckdose?
Bis vor Kurzem durften Balkonkraftwerke nicht über eine gewöhnliche Haushaltssteckdose angeschlossen werden. Stattdessen mussten Elektriker erst eine spezielle Energiesteckdose (Wielandstecker) installieren. Ein Wechselrichter wandelte dann den Strom in Wechselstrom um. Außerdem mussten Besitzer solcher Anlagen die alten Stromzähler mit Drehscheibe gegen einen Zweirichtungszähler mit Rücklaufsperre austauschen.
Inzwischen geht das auch einfacher. Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VD) gab im Januar auch Balkon-PV-Anlagen mit Schuko-Steckern grünes Licht.
Wie viel kostet ein Balkonkraftwerk?
"Grundsätzlich bevorzugt der VDE die Installation durch das Fachhandwerk, da nur so die Möglichkeit besteht, die Installation auf Tauglichkeit zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Um die flächendeckende Verwendung von Mini-Energieerzeugungsanlagen zu ermöglichen, spricht sich der VDE dafür aus, den Schuko-Stecker für die Einspeisung bis zu einer Systemgesamtleistungsgrenze von 800 W zu dulden", so die VDE in einer Pressemitteilung. Zuvor waren bis zu 600 Watt bei Balkonkraftwerken die Regel.

Die Kosten für die Anlage fallen jedoch recht unterschiedlich aus, wie die KEK auf Nachfrage der Redaktion mitteilt.
"Es gibt Photovoltaik Modulen mit unterschiedlichen technischen Eigenschaften und Ausführung. Der Marktpreis der Anlage verändert sich abhängig von diesen Eigenschaften. Auch heute sind noch Module für 400 Euro bis 800 Euro erhältlich. Allerdings kann man auch etwa 3.000 Euro bis 4.000 Euro für eine kleine Balkon-PV-Anlage ausgeben", so die KEK
Der Strom ist doch schon teurer. Lohnt es sich trotzdem?
Je mehr eine Kilowattstunde Strom aus dem öffentlichen Netz kostet, desto größer ist die Ersparnis durch selbst produzierten Strom. Nach Angaben der EnBW Karlsruhe lag der durchschnittliche Strompreis in Deutschland noch 2020 bei unter 30 Cent, stieg im Zuge des Ukraine-Kriegs aber deutlich an. Je nach Anbieter müssen Nutzer bis zu 40 Cent oder mehr pro Kilowattstunde zahlen. Ob sich ein Balkonkraftwerk lohnt hänge laut der EnbW von drei Faktoren ab.

- Wie viel Strom kann das Solarmodul erzeugen? Dies hängt unter anderem auch ab von der Dachneigung und Sonnenausrichtung.
- Kann ich den Strom direkt nutzen, wenn er erzeugt wird? (Da er ja ohne Speicher nicht gespeichert werden kann)
- Dem aktuellen Strompreis der Kunden
Ein Beispiel: "Eine Mini-Solaranlage mit 600 Watt erzeugt im besten Fall rund 600 Kilowattstunden (kWh) im Jahr. Verbraucht man den Löwenanteil davon selbst, so kann bei einem Verbrauchspreis von 40 Cent je kWh die jährliche Stromrechnung um rund 200 Euro reduziert werden.
Keine Mehrwertsteuer bei Anschaffung
Weitere finanzielle Vorteile ergeben sich aus dem beschlossenen Wegfall der Mehrwertsteuer bei der Anschaffung sowie aus Förderungen, die verschiedene Städte und Kommunen gewähren", heißt es dazu von der EnBW.

Der Nachteil: Bislang fördert die Stadt Karlsruhe zwar große Photovoltaik-Anlagen im Rahmen des Klimabonusprogramms, aber keine Balkon-PV-Anlagen.

Wer trotzdem individuell für seinen Haushalt wissen möchte, wie viel Strom durch ein Balkonkraftwerk gespart werden kann, sollte den Solarrechner der HTW Berlin nutzen. Dort lässt sich auch die ungefähre Amortisationszeit bei Balkonmodulen ermitteln. https://solar.htw-berlin.de/rechner/stecker-solar-simulator/
Darüber hinaus bietet die KEK kostenfreie Beratungen zu dem Thema an.