Mehrere Parteien und Fraktionen können dem Vorschlag des Künstlers durchaus etwas abgewinnen. "Generell wäre ein Zyklus aus dem Werk von Lüpertz aus kultur-touristischer Sicht bestimmt ein Gewinn", erklärt etwa die FDP-Gemeinderatsfraktion gegenüber ka-news. Grundvoraussetzung ist für die Fraktion allerdings, dass das Projekt vollumfänglich durch Sponsoren finanziert wird. "Falls dies revidiert werden würde, müssten wir es neu diskutieren", so die FDP.
"Geschichte passt perfekt zu den Haltestellen"
Zuspruch kommt auch von der Wählergemeinschaft "Gemeinsam für Karlsruhe" (GfK). Sie sieht Markus Lüpertz als "ausgezeichneten, international anerkannten Künstler". Zudem werde das Projekt nicht durch die Stadt finanziert. "Wir sehen hier keine Einengung durch das Kunstwerk selbst, denn dieses spiegelt keine wissenschaftlichen Belege wider oder wertet diese", so die GfK.
Jürgen Wenzel von den Freien Wählern bricht für die Idee ebenfalls eine Lanze. "Gerade für sehbeeinträchtigte Nutzer der U-Strab-Haltestellen halten wir den bisherigen Siegerentwurf für so nicht zulässig. Wir sehen daher im einzigartigen Gesamtkunstwerk, der 'Genesis – die sieben Tages des Herrn' des Malerfürsten Markus Lüpertz, eine Chance." Bisher sei der eingeschlagene Weg aber nicht zufriedenstellend gewesen. Wenzel schlägt daher vor, die Bürgerschaft mehr bei dem Projekt einzubinden.
Auch die AfD-Stadträte begrüßen die Idee des Künstlers. "Durch ihre sieben Episoden passt diese Geschichte perfekt zu den sieben Haltestellen unserer neuen U-Bahn", teilen sie mit. Ein solches Kunstwerk werde es nur in Karlsruhe geben - zumal die Lüpertz-Kunstwerke nur begrenzte Flächen in den Haltestellen und nicht etwa ganze Wände in Anspruch nehmen würden. "Damit bleibt das ursprünglich geplante Design der Haltestellen erhalten", so die AfD.
CDU und SPD noch unentschlossen
Doch die Haltestellen-Dekoration hat auch Gegner. "Markus Lüpertz ist ohne Zweifel einer der bedeutendsten Kunstschaffenden der Gegenwart", teilt die Karlsruher CDU mit, die im Gemeinderat mit 13 Sitzen die größte Fraktion darstellt. Über Geschmack lasse sich streiten, so die Christdemokraten, aber "Kunst zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie nicht vorgeschrieben, nicht reglementiert und nicht jedem Gefallen muss". Man müsse allerdings auch über die möglichen finanziellen Folgen für die Stadt und ihre Gesellschaften aufgrund möglicher fehlender Werbeeinnahmen sprechen. Eine abschließende Gesamtmeinung hat sich die CDU nach eigener Aussage aber noch nicht gebildet.
Auch in der Karlsruher SPD, der zweitgrößten Fraktion nach der CDU, herrscht offenbar noch keine Einigkeit. Ein abgeschlossenes Meinungsbild können die Sozialdemokraten auf Anfrage von ka-news noch nicht mitteilen. Man verfolge die Diskussion, der Vorschlag werde nach den Pfingstferien Thema sein.
Grüne und Kult-Fraktion verweisen auf Alternativen
Kritik gibt es von den Grünen: Die Fraktion hatte sich bereits im Vorfeld gegen den Vorschlag positioniert. Daran halten die Stadträte nach wie vor fest. Grundsätzlich stehe man Kunstinstallationen in den Haltestellen offen gegenüber. Diese müssten allerdings temporär angelegt sein, zum generellen Gestaltungskonzept passen und sollten den Charakter von Karlsruhe als moderne Stadt unterstreichen. Das ZKM und andere Kunsteinrichtungen der Stadt böten sich hier als potenzielle Partner an. Mögliche Zusatzkosten oder wegfallende Werbeeinnahmen lehnen die Grünen ab.
Die Kult-Fraktion steht dem Vorschlag ebenfalls "mehrheitlich ablehnend gegenüber", wie es auf Nachfrage von ka-news heißt. Die Fraktion sieht durchaus Chancen für die Fächerstadt. Allerdings verweist sie auf mögliche Kosten durch den Verzicht von Werbeeinnahmen und das bereits bestehende Architekturkonzept, das seit 2005 für die Haltestellen vorliegt. "Die Imagewirkung für Karlsruhe ist umstritten", gibt die Kult-Fraktion zu bedenken. Darüber hinaus sei noch nicht geklärt, ob die Lüpertz-Werke wie zugesagt nach sechs Jahren wieder entfernt werden würden.
"Intransparent und interessengesteuert"
Noch deutlicher fällt die Ablehnung bei den Stadträten der Karlsruher Linken aus. "Wir halten den Vorschlag einer von Herrn Lüpertz gestalteten biblischen Schöpfungsgeschichte in Majolikamanier für abwegig", stellen sie klar. Man lehne "eine einseitige Gefälligkeitshaltung gegenüber einem der vielen Kunstschaffenenden in Karlsruhe ab", heißt es weiter.
Der parteilose Stefan Schmitt hält von dem Vorschlag ebenfalls wenig: Er kritisiert an dem Vorhaben mehrere Dinge. "Erstens die Vorgehensweise - sie ist intransparent und interessengesteuert. Dabei wird das Ergebnis des Wettbewerbs für die Ausgestaltung der Haltestellen einfach übergangen. Zweitens das Thema des Projektes - ich halte ein religiöses Thema nicht für geeignet, in dieser Form präsentiert zu werden, da es viele Menschen mit einer kritischen Einstellung zur Religion oder einer anderen Religionszugehörigkeit nicht ansprechen wird", so Schmitt.
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