Den ersten Blick auf die Keramikplatten konnten Fahrgäste der Stadtbahn bereits am 28. April um Mitternacht erhaschen. Das Gesamtwerk "Genesis" ist seitdem zum ersten Mal ohne weiße Abdeckplane in Karlsruhe sichtbar.

Über Monate hinweg wurden die massiven Keramikreliefs an ihre derzeitigen Standorte gebracht. Ab dem 28. April sollen sich nun alle Fahrgäste an ihrem Anblick erfreuen können, erklärt Projekt-Initiator und Vorstand von "Karlsruhe Kunst Erfahren" Anton Goll.
Die Schöpfung im Alltag
"Ich will an dieser Stelle betonen, dass das Kunstwerk die ganze Bevölkerung ansprechen soll", meint der Vorsitzende des Vereins "Karlsruhe Kunst Erfahren" in einem Telefonat mit ka-news.de am 27. April - vor Beginn der Vernissage. Jung und alt sollen sich gleichermaßen daran erfreuen können.

Die Thematik und Symbolik sei zu großen Teilen in alter Mythologie verortet, erklärt Goll. Dennoch gäbe es auch für jüngere Generationen einen klaren Alltagsbezug: "In dem Werk steckt die Botschaft der vier Elemente und die Aufforderung, die Schöpfung zu bewahren. Das ist auch für junge Menschen von Interesse. Gerade in Sachen Klimaschutz knüpfen wir an die Thematik an", meint der Vereinschef.
Was erhofft sich der Künstler?
Er habe hier eine völlig freie, selbstverantwortliche Kunst geschaffen, meint Markus Lüpertz. "Die kann man ablehnen, die kann man mögen - aber das ist immer so." Öffentliches Aufsehen sei er bei seinen Arbeiten gewohnt: "Ich bin durch viele Skandale gegangen - und freue mich schon auf den nächsten", sagt der Künstler.

"Außerhalb der religiösen, der politischen Zuwendungen. Ich habe mich einfach auf das Gilgamesch-Epos bezogen. Ich hab mich auf Dante bezogen. Und ich hab mich auf meine eigene Fantasie verlassen", erklärt Lüpertz. Er habe diese Themen in einer freien und persönlichen Weise interpretiert. "Deswegen ist mir das immer unheimlich und unbegreiflich gewesen, wenn die Leute immer schon vorher wussten, was ich machen werde", so der Künstler
Zwei Klassen von Bewunderern
Für die Älteren sei "Genesis" ein Grund, mit der U-Bahn zu fahren, erklärt Goll. "Viele Kunstliebhaber sind es gewohnt, mit Champagner durch Galerien zu streifen. Diese Menschen fahren keine U-Bahn - haben nun aber keine andere Wahl. Sofern sie das Werk bewundern wollen."

Man wolle zwei Klassen von Kunstinteressierten bedienen, so der Projekt-Initiator. Außerdem soll das internationale Augenmerk auf Karlsruhe und seine Kunstszene fallen. "Das Kunstwerk wird ein Markenzeichen, ein Leuchtturm für Karlsruhe werden", so der Vorsitzende von "Karlsruhe Kunst Erfahren".
Kommentare aus Karlsruhe
ka-news.de-User Scott Gilmore meint auf Facebook: " Wie so oft hatten wir die Chance, es besser zu machen ... Wir haben eine sehr aktive Kunstszene in Karlsruhe und man hätte, angefangen bei der Hochschule bis hin zu Straßenkünstlern jedem eine Station geben können, um die Vielfältigkeit der Stadt zu repräsentieren. Danke für nichts. Schade, mich als Bürger aus Karlsruhe berührt diese Kunst überhaupt nicht und repräsentiert in keiner Weise meine Stadt."
Christian CH scheint das Kunstwerk zu gefallen: "Wow, sehr gelungen! Das passt aber super gut in eine U-Bahn. Karlsruhe kann stolz sein. Da wird es viele Neider geben. Mega!"
Thorsten Ochs will das Kunstwerk "erfahren" - mit einem kleinen Augenzwinkern: "Werde ab sofort nur noch mit Champagner in der Hand durch die U-Bahn fahren und die Vernissage genießen."

"Immer noch unfassbar"
Jörg Rupp meint, das Werk stößt vielen vor den Kopf: "Immer noch unfassbar, dass sich die Stadt Karlsruhe dafür einspannen lässt. Man kann nur auf die Vorschlaghammergang hoffen."
Sal Mannheimer sieht das Ganze pragmatisch: "Da ich keine U-Bahn fahre werde ich es nie anschauen müssen."
Christine Geesing setzt große Stücke auf das Gesamtwerk: "Es ist im Design sehr gelungen und diese Abfolge von einem Kunstwerk ist eine Sensation. Enttäuscht allerdings bin ich darüber, dass man die einzelnen Platten so sieht, und dadurch die Ansicht des gesamten Reliefs so unterbrochen wird. Dass jedoch dieser Art Kunst im öffentlichen Raum hier möglich wurde, dürfte nicht nur zum Enthüllungstag weit über die Stadtgrenzen Resonanz erfahren."
Totenköpfe in der U-Bahn
Bolle Vo auf Facebook scheint weniger hingerissen: Kunstwerk??? Hier steigen Kinder ein und aus! Und bestimmt gibt es auch nicht wenige, die eh schon Angst haben in der U-Bahn! Was haben da Totenköpfe und abgetrennte Köpfe auf Tellern zu suchen? Das ist absolut nicht als gut platzierter Kunst zu bezeichnen - in meinen Augen!"
Auch David Schlindwein äußert Befürchtung: "Richtig gruselig und alles andere als kinderfreundlich."
Schön oder überflüssig - wie ist Ihre Meinung zu den Lüpertz-Kunstwerken in den Karlsruher Haltestellen? Lassen Sie uns ihre Eindrücke in den Kommentaren, Sozialen Netzwerken oder als ka-Reporter da!