Es war ein Informationsmarathon, den die städtischen Verantwortlichen am Dienstagabend ab 17.30 Uhr im Südwerk absolvierten: Zeitlich streng getaktet stellten die elf Projektgruppen den aktuellen Stand der Planungen vor. Gekommen waren rund 200 Bürger - bei den Rückfragen wurde schnell klar, welche Punkte die Bevölkerung bei der KSC-Stadion-Planung besonders bewegte: Wie ist das mit der Finanzierung?
"Pacht wird beim neuen Stadion höher"
"Wir unternehmen alles, um das Projekt so günstig wie möglich zu finanzieren", versichert Stadtkämmerer Torsten Dollinger. Konkrete Zahlen bezüglich der künftigen Vermarktung des Stadions und welche Einnahmen sich daraus erzielen lassen könnten, gäbe es derzeit noch nicht, eine externe Expertise werde aber derzeit eingeholt. Damit begegnet Dollinger den Rückfragen nach der momentanen Mietvertragssituation des Karlsruher Sportclubs.
"Der langjährige Mietvertrag mit dem KSC läuft bald aus, über die Höhe der Pachtzahlungen entscheidet der Gemeinderat in nichtöffentlichen Sitzungen", so Dollinger. Fest steht aber: "Die Pacht wird beim neuen Stadion höher werden." Detailliert will man die offenen Punkte im Pachtmodell und Betreibersystematik zwischen der Stadt und dem KSC im August klären - am 19. September sollen die zentralen Inhalte des Pachtvertrags in einem Arbeitsgespräch aufgestellt werden.
Sanierung des Stadions kostet Minimum 50 Millionen
Die Einnahmesituation ist unklar und ein Investor laut KSC-Supporter-Vorstandsmitglied Martin Löffler "weit und breit nicht in Sicht". Wie viel Geld muss die Stadt in ein neues Stadion investieren? Laut Dollinger Minimum rund 50 Millionen Euro: Unter den Posten "unbedingt notwendig" fallen hierbei der Neubau der Gegentribüne, die Sanierung der Nord- und Südkurve inklusive Toilettenanlagen sowie die Verpflegungsstände und die Flutlichtanlage. Außerdem die Verbesserung der Barrierefreiheit, der Rückbau der Einrichtungen im Stadionvorfeld (heißt: eine Modernisierung des Einlassbereiches), die Erweiterung der Leitzentrale in der Haupttribüne sowie ein neuer Gästeparkplatz inklusive Weg zum Gästeblock.
"Flächen für die perspektivische Entwicklung des Vereins", der Neubau eines Hospitality-Bereichs sowie eine überarbeitete technische Infrastruktur fallen unter den Punkt "Verbesserungen" - sie würden zusätzlich bis zu 19 Millionen Euro kosten. Aus Sicht der Projektgruppe "Generalsanierung/Umbau", welche Stadtkämmerer Dollinger präsentierte, sind Verbesserungen alle Maßnahmen, welche zur "Verbesserung des Komforts und der wirtschaftlichen Grundlage des Vereins erforderlich sind". Unter die 50 Millionen fallen hingegen Anforderungen, die in Sachen Sicherheit, Flächenbedarf und bauliche Maßnahmen anhand des Stadionhandbuchs der DFL und der Versammlungsstättenverordnung beziehungsweise technisch unbedingt notwendig sind.
Fazit: Sanierung günstiger als Neubau
Stellt man beide Varianten Neubau oder Sanierung gegenüber, so ergeben sich in den städtischen Unterlagen erste Kostenschätzungen von rund 78 Millionen für ein neues Stadion und bis zu 68 Millionen für einen Wildpark-Umbau. Die Differenz liegt in der der Haupttribüne begründet: Bleibt sie stehen, spart das rund zehn Millionen Euro. Bereits eingerechnet bei den 68 Millionen für die Sanierung sind die Verbesserung. Bei beiden Varianten außen vorgelassen sind bauliche Maßnahmen der Infrastruktur beispielsweise im Bereich Parken - diese betragen laut Architekt Matthias Schöner rund 42 Millionen Euro.
Insgesamt strebt man sowohl bei der Stadt als auch beim KSC eine Obergrenze von 120 Millionen Euro für das KSC-Stadion an. "Wir sind sehr optimistisch, dass ein Stadion für insgesamt 120 Millionen Euro erstellt werden kann", so KSC-Präsident Ingo Wellenreuther. Gleichzeitig mahnt Matthias Schöner von Albert Speer & Partner (AS&P): "Die vorgelegten Zahlen sind unverbindlich und basieren auf überschlägigen Kostenkennwerten."
Auch die EU "wacht" über die Kosten des Stadions
"Das Budget kann sowohl über- als auch unterschritten werden. Es kann daher nur einen orientierenden Charakter haben", so Schöner weiter. Die Frage nach einem "Worst-Case-Szenario" könne er nachvollziehen, aber nicht beantworten: "Ein solches Szenario kann keiner definieren." Allerdings habe könne er vergleichbare Projekte anführen, wie das Regensburger Stadion, bei denen denen man nicht über den angesetzten Kosten gelangt ist.
Wie viel Geld letztendlich in das neue Station investiert werden soll, muss der Gemeinderat entscheiden, wenn es um den neuen Doppelhaushalt geht. Am 21. Oktober steht zunächst die Entscheidung über Neubau oder Sanierung sowie die Details für die Ausschreibung zur Auftragsvergabe an.
Zudem: "Mit dem anstehenden Notifizierungsverfahren, wird auch das Auge der EU darüber wachen, dass wir mit den Steuergeldern nicht falsch umgehen", so Oberbürgermeister Mentrup. Dieses soll nach städtischen Zeitplan noch dieses Jahr eingereicht und bis Ende 2015 abgeschlossen sein. Mit dem Baubeginn rechnet man Mitte 2017 - gebaggert werden soll dann 24 bis 30 Monate: Ende 2019 könnte das neue Stadion stehen. Fest steht bis dato: "Die Diskussion geht jetzt erst los", so Mentrup.
Stimmen aus der Bürgerveranstaltung
Wer, wo, wie, was KSc-Stadion: Alle Unterlagen zur Bürgerveranstaltung und eine Übersicht über den aktuellen Stand der einzelnen Projektgruppen gibt es unter www.karlsruhe.de/fussballstadion. Hier können die Bürger auch per Mail Fragen und Kritik einbringen.
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