Freies, kostenloses WLAN überall in der Fächerstadt? Diese Idee gibt es bereits seit 2011. Drei Jahre später wurden die Gedankenspiele dann konkret: Im Juli 2014, zwei Monate nach KA-WLAN, ging "Freifunk Karlsruhe" an den Start. Die Idee: Gemeinsam Netze in der Fächerstadt frei und offen zur Verfügung zu stellen.
Was ist "Freifunk Karlsruhe"?
"Mit einem Mal ging alles ganz schnell", erinnert sich ein Freifunker im Gespräch mit ka-news. Kurzerhand wurde eine Website erstellt, eine Software für die Freifunk-Zugangspunkte angefertigt und die Technik auf dem heimischen Dach installiert.
"Freifunk ist eine Initiative von Bürgern für Bürger", erklärt er. Konkret handelt es sich um ein freies Netz, das von Privatpersonen aufgebaut und gewartet wird. Damit sich andere kostenlos und ohne Anmeldung einklinken können, stellen die Freifunker den eigenen WLAN-Router für andere Teilnehmer zur Verfügung. 125 Zugangspunkte verteilt über die gesamte Fächerstadt können die Karlsruher inzwischen nutzen. Manche Freifunker betreiben sogar mehrere offene Netze. Das KA-WLAN bietet aktuell 19 Hotspots an.
Wer Freifunker werden möchte, benötigt laut ihm lediglich einen handelsüblichen Router. "Sind zwei oder mehrere Freifunk-Router geographisch nahe liegend, verbinden sich diese untereinander und bilden ein sogenanntes 'Mesh-Network", meint er, "diese Funktion ermöglicht es unter anderem, die Reichweite zu erhöhen." Wie schnell eine Freifunk-Verbindung ist, hänge wiederum von der Internetanbindung des Betreibers, der eingesetzten Hardware, der Entfernung zum nächsten Freifunk-Knoten und der Anzahl der verbundenen Nutzer ab.
Keine Anmeldung oder namentliche Erkennung
Aber wozu ein zweites kostenloses Netz neben KA-WLAN? "Das sind zwei verschiedene Konzepte", erklärt er. KA-WLAN sei nur an ausgewählten Stellen, die vor allem für Städte-Besucher interessant sind, verfügbar. Freifunk hingegen sei überall dort verfügbar, wo sich Freiwillige finden, die ihr Netz mit anderen teilen möchten. "Freifunk gibt es unabhängig davon, ob es sich um einen Ballungsraum handelt oder nicht", schildert Gebhard, "die verschiedenen Angebote sollen sich im optimalen Fall ergänzen und nicht miteinander konkurrieren."
Ein weiterer Vorteil für den Nutzer: Er kann das WLAN ohne Anmeldung nutzen. Wer Freifunk nutzen möchte, muss sich lediglich einen Hotspot finden und das WLAN "karlsruhe.freifunk.net" auswählen. Ein kurzer Klick und ein paar Sekunden später ist man angemeldet. Dabei werden nur wenige Daten gesammelt und ausgewertet. Der Nutzer werde nicht namentlich erfasst.
Ein Gesetzesentwurf könnte das Aus bedeuten
Allerdings könnten die Kalsruher Freifunker bald schon ausgebremst werden. Mithilfe eines Gesetzesentwurfs plant die Bundesregierung mehr Hotspots zu schaffen, indem sie die rechtlichen Regeln verbessern will. Drohen Cafébesitzern und Hoteliers bislang noch Abmahnungen, wenn ihre Gäste über den angebotenen Zugang gegen Gesetze verstoßen, soll den Risiken künftig ein Riegel vorgeschoben werden. Bedingung: Das WLAN-Netz muss verschlüsselt und die Nutzer namentlich erfasst sein. Bei den Freifunkern stößt die geplante Änderung auf Kritik. "Wird das Gesetz in seiner Reinform beschlossen, wäre Freifunk überhaupt nicht mehr möglich", meint er.
Bislang sei in Karlsruhe die "Störerhaftung" kein Problem gewesen, da man sich dem Freifunk Rheinland e.V. angeschlossen habe. Dieser habe in der Vergangenheit eine Gleichstellung im Internet mit anderen Providern wie der Telekom erreicht. "Somit beruft man sich auf das sogenannte Providerprivileg, welches die Haftung des Anbieters abwendet. Die Störerhaftung ist dann nicht mehr relevant und die Betreiber der Zugänge wären rechtlich abgesichert." Gleichzeitig habe man bei Freifunk auch ein ideelles Problem mit den vorgeschlagenen Änderungen: "Die technische Umsetzung ist nicht das Hauptproblem, sondern die erzwungene Anmeldung. Das widerspricht der Idee von Freifunk."
Hintergrund zu KA-WLAN:
Nach Monaten der Projektbearbeitung und Jahren der Diskussion über die Notwendigkeit wurde im Mai 2014 das flächendeckend freie Netz KA-WLAN für die Fächerstadt eingeweiht. 100.000 Euro ließ sich die Stadt das Web-Angebot damals kosten.
Kostenloses WLAN gibt es seither beispielsweise am Friedrichsplatz, am Schlossplatz und am Bahnhofsvorplatz. Im November wurde das Angebot weiter ausgebaut. Gegen Ende des Jahres zählte das Stadt-WLAN 10.000 Registrierungen.
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