(Ramona Holdenried)

Eigentlich galt das Szenario als unwahrscheinlich. Doch dann musste Tunnelbohrer "Guilia" unter dem Marktplatz über einen längeren Zeitraum eine Zwangspause einlegen. Und das, obwohl die Stadt in einer Stellungnahme im September das Risiko für ein Festsitzen des Fächerwurms als "sehr unwahrscheinlich" eingestuft hatte. "Nun hat die Realität unsere Befürchtungen eingeholt", schildert Stadtrat Jürgen Wenzel von den Freien Wählern in einer Anfrage vor der kommenden Gemeinderatssitzung.

Der Grund für "Giulias" Zwangspause war lockeres Erdreich, welches verhinderte, dass der Tunnelbohrer den im Bereich der Abbaukammer notwendigen Stützdruck aufbauen konnte. Das lockere Erdreich befand sich oberhalb des Schneidrads, aber unterhalb des bereits fertiggestellten Haltestellen-Deckels und somit im abgeschlossenen unterirdischen Bauwerk. Seit Mai heißt es für Tunnelbohrer "Giulia" Stop-and-Go: Die Problemzone am Marktplatz hat Tunnelbohrer "Giulia" zwar erfolgreich hinter sich gelassen, jetzt steht sie jedoch aufgrund von Revisionsarbeiten wieder still.

Waren die Probleme vorhersehbar?

Hätte man die Probleme vorhersehen können? Genau das beschäftigt die Freien Wähler in ihrer Anfrage: Sie erkundigen sich, nach welchen Prüfkriterien und Methoden die Standfestigkeit des Bodens und der Dichtsohle innerhalb der Haltestellen-Schachteln überhaupt festgestellt worden ist.

"Die Ermittlung der für die Bauausführung maßgeblichen Bodenkennwerte erfolgt Grundlage der im Vorfeld durchgeführten Baugrundbeschlüsse", beschreibt die Stadt das Verfahren. Man habe dabei die Kennwerte -darunter auch die Standfestigkeit- mit Analyse- und Messverfahren in dafür zugelassenen Prüflabors bestimmt. Der Nachweis über die Qualität der hergestellten Dichtsohle wiederum sei durch Kernbohrungen und Druckversuche erfolgt.

Das Resultat: Bei den Untersuchungen und Prüfungen hätten sich alle Ergebnisse im Rahmen der zulässigen Parameter und Grenzwerte bewegt. "Bei der Deckelherstellung im betreffenden Bereich des Gleisdreiecks gab es im Rahmen der standardmäßigen Qualitätsüberwachung keine Erkenntnisse über eine Instabilität des anstehenden Erdreichs", so die Stadt weiter. Andere Kriterien, wie möglicherweise fehlerhafte Berechnungen oder der im November von der Arge angedrohte Baustopp, hätten auf den Stillstand keinen Einfluss gehabt.

Könnte die Vollsperrung der Kaiserstraße Thema werden?

In ihrer Anfrage haben die Freien Wähler aber auch künftige Maßnahmen im Blick: Was passiert, sollte "Giulia" bei ihrem weiteren Weg durch den Untergrund der Fächerstadt auf Hindernisse stoßen? Kann es durch eine Bergung von oben zu einer Vollsperrung der Kaiserstraße kommen? "Es bestehen mehrere Möglichkeiten zur Bergung von Hindernissen im Vortriebsbereich", antwortet die Stadtverwaltung.

Bei Hindernissen, die "aufgrund besonderer Umstände" nicht vor dem Schneidrad geborgen werden können, müsse man tatsächlich eine Beseitigung von der Oberfläche in Betracht ziehen. "Wie eine Bergung in diesem sehr unwahrscheinlichen Fall im Detail erfolgt, kann nur anhand der konkreten Randbedingungen entschieden werden", so die Stadt weiter. Ohne konkretes Ereignis sei es allerdings schwierig zu beantworten, ob und wie lange eine Vollsperrung der Kaiserstraße notwendig werden könnte.

Am Dienstag ab 15.30 Uhr tagt der Karlsruher Gemeinderat. Die Vorlagen zu den einzelnen Tagesordnungspunkten gibt es im Internet. Interessierte können sich über einen Liveticker oder über eine elektronischen Anzeigetafel im Eingangsbereich des Rathauses informieren. ka-news berichtet wie immer live vor Ort.
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