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Karlsruhe: Kein Döner, kein Burger: Ex-Neonazi schaffte es "Rechts raus"

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Kein Döner, kein Burger: Ex-Neonazi schaffte es "Rechts raus"

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    Manuel Bauer
    Manuel Bauer Foto: Tim Kummert

    13 Jahre seines Lebens hat Bauer in der rechten Szene verbracht. Und genau so lange Burger gemieden. Denn durch dieses kapitalistische Essen würde laut rechter Propaganda der Ausbau von amerikanischen Kasernen in Deutschland finanziert.

    "Weil man's halt geil findet"

    Zusammen mit Frank Buchheit, einem Diplom-Sozialpädagogen vom LKA kam Manuel Bauer am Dienstagabend in die Werner-von-Siemens-Schule in der Nordweststadt , um vor den Gefahren der "braunen Szene" zu warnen und zu für den Umgang mit dieser zu sensibilisieren. Bauer, der selbst aus Sachsen kommt, erzählt: Im ehemaligen Ostdeutschland sei nach der Wende ein regelrechter Trend zum Rechtsextremismus aufgekommen. Plastisch schildert er, wie er heimlich eine Kassette mit einschlägiger Musik anhörte, wie ihn der Sog immer mehr packte. Er hatte das Gefühl, angekommen zu sein: "Weil man's halt geil findet" - und gleichzeitig schwingt in seinen Worten eine heute deutliche Verachtung mit.

    Doch das "Feeling" der Zusammengehörigkeit, das habe ihn gepackt und nicht mehr losgelassen. Genau davor warnt auch Frank Buchheit, der seit 12 Jahren beim Aussteigerprogramm für Neonazis arbeitet. Auch weist Buchheit darauf hin, dass der "Springerstiefel-Stereotyp" schon lange überholt sei. Rechte Gedanken hielten schleichend Einzug, beispielsweise sei die verharmlosende Sprache von Neonazis ein viel deutlicheres Merkmal - zudem werden konkrete Facebookseiten aufgegriffen. Neonazis griffen gelegentlich einen Funken der Emotion, böten Jugendlichen in einem Moment des Zauderns Sicherheit - und schlügen daraus ihr Kapital.

    Musik sei zudem ein zentraler Köder: Bekannte Melodien würden mit "rechten" Texten versehen - und machten entweder gezielt gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen Stimmung - oder verharmlosten gewisse Sachverhalte. Der Ex-Neonazi Bauer spielt Songs als Beispiele an, beispielsweise scheint bei der Band "Die Härte" der Name Programm zu sein. Er macht klar: Das neonazistische Gedankengut strotzt nur so von aberwitzigen Theorien.

    Zwei Jahre Haft

    Von einer Regierung durch Juden bis hin zu benannten Finanzierung der amerikanischen Kasernen durch Fast-Food-Ketten - dennoch dauerte es Jahre, bis sich Bauer davon lossagen konnte, erst nach einer knapp zweijährigen Inhaftierung fand er den Weg aus der Szene. Damit es gar nicht so weit kommen kann, betonte Sozialpädagoge Frank Buchheit bereits zu Beginn des Abends: "Wir sind alle dazu aufgerufen, unseren Beitrag zu leisten."

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