Die 29 Fahrzeuge mit der prägnanten schwarzen Schnauze sind derzeit nicht so häufig auf den Karlsruher Schienen zu sehen. Ein Problem mit den Bremsen verbannt die Flotte von den Karlsruher Schienen. Die Lösung ist noch immer nicht gefunden. Auch Vertreter des Herstellers Vossloh Kiepe/Stadler Rail Vehicles Valencia konnten das Problem, was wohl in der komplizierten Elektronik liegt, nicht finden. Auf Hilfe von anderen Verkehrsbetrieben können die Beteiligten nicht hoffen, denn dort kam es bislang nicht zu vergleichbaren Problemen.
Zuletzt hatte auch der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) Bahnen des Typs Citylink für sein Chemnitzer Streckennetz angeschafft. Dabei handelt es sich allerdings nicht um das gleiche Modell, wie es in Karlsruhe gefahren wird. Für das Streckennetz in Chemnitz wurden insgesamt acht Hybridbahnen angeschafft, die sowohl für die Straßenbahn- als auch die Zuggleise geeignet sind. In Bereichen, in welchen es keine Oberleitungen gibt, kann sich die Bahn mittels zweier Dieselgeneratoren fortbewegen.
Keine Bremsprobleme in Chemnitz - dafür Pupsgeräusche
"Bremsprobleme, zum Beispiel unplanmäßige Zwangsbremsungen, wie sie in Karlsruhe auftauchen, gibt beziehungsweise gab es bei uns nicht", sagt VMS-Pressesprecherin Jeanette Kiesinger auf ka-news-Anfrage. "Auch haben die Fahrzeugausfälle in Karlsruhe keinen Einfluss auf den Betrieb des Chemnitzer Modells."
Ganz problemlos läuft der Betrieb aber im Osten auch nicht: "Technische Defekte an den Fahrzeugen gab es bis dato hauptsächlich an den auf dem Fahrzeugdach angebrachten Power-Packs", so Kiesinger weiter. Wie der MDR berichtet, sei es hier zu Komplikationen im Kühlwassersystem gekommen. Auch eine benötigte Zulassung verhinderte lange Zeit den Betrieb im Eisenbahnnetz.
Ähnlich der Karlsruher Citylink Bahnen, ist auch in Chemnitz die Geräuschkulisse der Bahnen unangenehm aufgefallen. Doch während es in der Fächerstadt die Lautstärke war, die bemängelt wurde, erzeugen die Chemnitzer Fahrzeuge "unappetitlich klingende Knarzgeräusche" im Bereich der Luftfeder. Oder wie es der MDR ausdrückt: Pupsgeräusche in den Citylink-Bahnen.
Anpassungen seien am Anfang normal
Über neue Fahrzeuge für ihr Netz durfte sich 2015 auch die Üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe AG freuen. Dort sind Stadtbahnen des Typs "TW3000" der Firmen Vossloh Kiepe und Alstom unterwegs. "Mittlerweile fahren rund 30 Bahnen dieses Typs in Hannover, mit denen wir – ebenso wie unsere Fahrgäste – sehr zufrieden sind", fasst Pressesprecher Udo Iwannek zusammen.
"Generell waren beim TW 3000 in der Anfangsphase an verschiedenen Bauteilen Anpassungen erforderlich, die gemeinsam mit dem Hersteller zügig vorgenommen wurden. Dies ist aber für eine neue Generation von Stadtbahnen normal und überhaupt nicht außergewöhnlich, da Stadtbahnen ja nicht in großen Serien gefertigt werden, sondern immer auf ein örtlich vorhandenes Stadtbahnsystem zugeschnitten sind und an dieses dann im Detail auch angepasst werden müssen", erklärt der Pressesprecher der Hannoverschen Verkehrsbetriebe weiter.
Bremsprobleme wie in Karlsruhe kamen hier nicht vor, aber auch bei den TW 3000 mussten in diesem Bereich Anpassungen vorgenommen werden. "Auch die Steuerung der Bremsanlagen des TW 3000 wurde angepasst, da in Einzelfällen teilweise zu stark abgebremst wurde", so Iwannek.
In Karlsruhe bleibt das Problem ungeklärt
Am Freitag waren nach Auskunft der Verkehrsbetriebe Karlsruhe nur vier der 29 Citylink-Fahrzeuge in Karlsruhe unterwegs. Die Ursache für das Problem läge noch immer im Dunkeln, bestätigt der Pressesprecher Michael Krauth.
Die Experten des Herstellers würden in Karlsruhe, aber auch im firmeneigenen Labor über die Ursache zu den ungeplanten Bremsungen forschen. "Es wird eine Wechselwirkung von Elektromagneten untersucht, die offenbar mit den Bremsungen zusammenhängen", sagt Krauth. Bis das Problem gelöst ist, bleiben die Bahnen aber weiter auf dem Abstellgleis.
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