Das Video ist recht unscharf doch man erkennt deutlich die Schildkröte, die von links nach rechts durch das Bild schwimmt. Der Taucher nimmt die Verfolgung auf und bleibt dem Reptil auf den Fersen. Kurz bleibt es unter Wasser stehen, fast so als würde es überlegen, was mit dem Paparazzi anzufangen sei. Dann schwimmt die Schildkröte weiter und verschwindet zwischen dem Gestrüpp, was den Boden des Heidesees bedeckt.
Das Video wurde am 12. Mai auf YouTube veröffentlicht. Der Kanalinhaber der das Video auf dem Kanal "Krzesiu" hochlud, konnte von der ka-news.de Redaktion nicht für eine Stellungnahme erreicht werden. Daher konnte nicht überprüft werden, ob die Aufnahmen tatsächlich im Karlsruher Heidesee entstanden sind.

Die ka-news.de Redaktion nahm die Aufnahmen zum Anlass, um einmal nachzufragen: Wie kommen solche Tiere in die Karlsruher Seen? Die Antworten auf unsere Fragen kamen vom NABU Reptilienexperten Hubert Laufer.
ka-news.de: Kann man die Art der Schildkröte anhand des Videos näher bestimmen?

Laufer: "Das Video ist sehr unscharf, daher lässt sich die Art nicht näher bestimmen. Aber es handelt sich sicher um eine fremdländische Wasserschildkröte."
ka-news.de: Was für einen Lebensraum brauchen Wasserschildkröten zum Überleben?

Laufer: "Das ist artenabhängig. Die meisten fremdländischen Wasserschildkröten, die bei uns überleben können, kommen aus Nordamerika und dem nördlichen China. Die leben in nahezu allen größeren, stehenden Gewässern."
ka-news.de: Wie schätzen Sie die Überlebenschancen der Schildkröte im Heidesee ein und was ist die größte Gefahr für das Tier?
Laufer: "Die Chancen des Tiers im Heidesee zu überleben könnte man nur gut einschätzen, wenn man die Art kennt. Aber die größte Gefahr für die Schildkröte ist der Winter. Der ist bei uns viel zu kalt und die Schildkröte könnte erfrieren."
ka-news.de: Wie sollen Tierhalter mit unerwünscht gewordenen Tieren umgehen?
Laufer: "So etwas wie 'unerwünscht gewordenen' Tiere sollte es gar nicht erst geben."
ka-new.de: Was sind die Anlaufstellen in Karlsruhe, um exotische Haus- und Fundtiere abzugeben?
Laufer: "Menschen, die Tiere halten möchten, sollten sich unbedingt mit dem Tier, das sie kaufen möchten, vorher beschäftigen. Wie lang lebt es (Schildkröten können bis zu 90 Jahre alt werden), welche Ansprüche haben sie usw. Erst dann, wenn sie sich sicher sind, dass sie auch die komplette Verantwortung für das Tier ein Leben lang übernehmen möchten sollten sie das Tier kaufen. Wenn es dennoch dazu kommen sollte, dass das Tier abgegeben werden muss, könnte man sich eventuell im Bekanntenkreis umhören oder das Tier in einem Tierheim abgeben. Dem Tierheim dann aber bitte eine großzügige Spende geben. Denn auch im Tierheim fallen Kosten an."
ka-news.de: Wie häufig werden exotische Haustiere in der freien Natur ausgesetzt und um welche Tierarten handelt es sich hierbei vorwiegend?

Laufer: "Nahezu alle exotischen Haustiere werden früher oder später ausgesetzt. Je häufiger Tiere im Handel sind, desto häufiger werden sie gekauft und dann auch wieder ausgesetzt. Die Tierheime können hiervon ein Liedchen singen."
ka-news.de: Was sind die Gefahren, die durch das Aussetzen von exotischen Haustieren entstehen können?
Laufer: "Es können Krankheiten und Parasiten in die heimische Natur gelangen, die sich dann ungehindert ausbreiten könnten. Es könnte auch passieren, dass die ausgesetzten Tiere, die heimischen Tiere auffressen oder die ökologischen Nischen der hier beheimateten Tiere besetzen und diese so verdrängen."
