Neun Städte schlossen vor neun Monaten den medienpräsenten Energiepakt. Das Ziel, die Bürger beim Energiesparen zu unterstützen und ein bestimmtes Kontingent an eingesparter Energie erreichen. Da die Bundesregierung aufgrund der drastisch reduzierten Gaslieferungen aus Russland ein Energiedefizit von 20 Prozent berechneten, sollten diese 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auch eingespart werden.
Nun neigt sich die diesjährige Heizperiode dem Ende und die neun Städte präsentieren die Ergebnisse ihres Energiepaktes. "Vor allem für Karlsruhe kommt dabei ein erfreuliches Ergebnis zutage", sagt Iman El Sonbaty, Bereichsleiterin Vertrieb, Marketing und Operations der Stadtwerke Karlsruhe. "Wir haben unser gestecktes Ziel weit übertroffen."
Karlsruher sparten 27 Prozent an Gasenergie
Statt nur 20 Prozent an Energie, vor allem Gasenergie, einzusparen hat Karlsruhe sogar 27 Prozent eingespart. "Mit der gesparten Gasmenge könnte man 19.000 Einfamilienhäuser ein Jahr lang beheizen", so El Sonbaty. "Umgerechnet waren es 381.127.401 Kilowattstunden Gasenergie, auf deren Verbrauch Karlsruhe verzichtete."

Dafür bedanke sie sich im Namen der Stadtwerke nicht nur bei den teilnehmenden Städten, sondern allen voran bei den sparenden Bürgern. "Wir konnten mit dieser Kampagne zumindest viele kleine Verhaltensänderungen bei vielen Bürgern bewirken. Weniger duschen, einige Grad weniger heizen, kochen nur mit Deckel, Stand-by-Betrieb vermeiden - all das sind kleine Beiträge, die in ihrer Summe auf unser Ziel hingearbeitet haben."
Ein Wettbewerb - inklusive Preisgeld - habe zudem die Motivation weiter auf Trab gehalten. Von rund 200.000 Stadtwerke-Kunden haben 5.600 teilgenommen. Die Siegerehrung steht noch aus.

Wie ist die Zukunft des Energiepaktes
Bei allem Erfolg müsse man aber anmerken, dass nicht nachweisbar ist, inwieweit der Energiepakt die Menschen direkt zum Sparen angeregt hat. "Wir können kaum in Zahlen festhalten, wer im privaten Raum explizit durch den Energiepakt auf wie viel Energieverbrauch verzichtet hat. Immerhin mussten die Leute aufgrund der Knappheit und der Inflation zwangsläufig sparen", so El Sonbaty.

Hierzu ergänzt der Geschäftsführer der Karlsruher Stadtwerke, Michael Homann: "Wir haben die Menschen nur unterstützt, motiviert und so gut wir konnten Rückhalt gegeben. Und das wollen und müssen wir noch weiter tun. Denn das Ende dieser Heizperiode wird nicht das Ende des Energiepaktes sein", sagt er.
"Wir können nicht immer mit milden Wintern rechnen"
Der Krieg in der Ukraine dauert immerhin an. Und mit ihm sei damit zu rechnen, dass die Gasimporte aus Russland weiterhin drastisch verringert sein werden. "Gasenergie sparen, bleibt also weiterhin die Devise. Zwar sind die Gasspeicher in der Region derzeit zu 65 Prozent befüllt, doch wir wollen, dass sie bis zur nächsten Heizperiode im Winter 2023/2024 einen Pegel von 90 Prozent erreichen", erklärt Homann.

Grund dafür seien der derzeitige Gasverbrauch und die schwer vorauszuahnenden Wintertemperaturen. "2023 hatten wir einen sehr milden Winter, aber wir können nicht jedes Jahr mit milden Wintern rechnen. 45,9 Prozent der Heizsysteme in Deutschland werden immer noch mit Gas beheizt. Sollte es also zu einem kälteren Winter kommen, werden wir jede Kilowattstunde an Gas brauchen", so Homann weiter.
Langfristig gesehen müsse eine Alternative zu Gasenergie etabliert werden. "Vor allem Geothermie und Fernwärme sind Ideen, die wir in den nächsten Jahren immer weiter ausbauen wollen", meint Homann. Für die nächste Heizperiode sei ein erneuerter Energiepakt also durchaus realistisch.
